Von Peking bis Kanton, von Xi’An bis Shanghai, das Han-Volk verbinden untereinander viele Charakteristika. Dies kann die gemeinsame Schrift sein, die gemeinsame konfuzianische Tradition, oder auch die wundervolle chinesische Küche in all ihren Spielarten. Viele kulturelle Errungenschaften hat der Drache schon erreicht. Die vier großen Erfindungen Papier, Buchdruck, Kompass und Schießpulver sind nur ein Bruchteil davon. Dennoch sind sie auch heute noch im Bewusstsein nahezu jedes Chinesen präsent. Die Kinder des Drachen eint aber auch eine auf die meisten Westler etwas befremdlich wirkende Eigenheit. Obwohl in der jüngeren Generation scheinbar auf dem absteigenden Ast, (Verwestlichung?) und nach der unmaßgeblichen Meinung der meisten Laowais im Norden stärker ausgeprägt, als im Süden, wird man das Spucken und Rotzen in China überall finden.
Sei es auf der Straße, beim Essen in billigen Absteigen, oder auf öffentlichen Toiletten. Ob man will oder nicht, diese Eigenheit des Drachen wird einem im täglichen Leben wohl oder übel begegnen. Man könnte jetzt darüber räsonieren, ob diese kulturelle Besonderheit des Drachen schützens- oder verachtenswert sei, jedoch erachte ich eine solche Debatte für fruchtlos, weil sie letztendlich eine Frage der individuellen Erziehung behandelt. Viel interessanter wäre es, die Wurzeln dieser Verhaltensweise zu analysieren, und zu sehen, wie die heutige Gesellschaft dazu steht.
Früher war es der Brauch, morgens nach dem Aufstehen, als Teil der täglichen Hygiene, auch Nase und Rachen zu säubern. Da nun in China bei weitem nicht jeder Haushalt über ein eigenes Badezimmer, oder fließendes Wasser verfügt, wurde dies eben auf die Straße verlegt. Taschentücher wurden und werden in China eher als problematisch und dreckig angesehen. Jedoch sieht man dies natürlich nicht nur morgens. Einen großen Teil dazu beitragen, dürfte auch die enorm schlechte Luft chinesischer Städte.
Viele Chinesen, vor allem jungen Alters, stehen dem Spucken und Rotzen sehr kritisch gegenüber, und sind der Meinung das sich dieses Verhalten ändern müsse. Auch die chinesische Führung hat schon mehrfach Versuche unternommen, dies einzudämmen. Wer sich in den Monaten vor der Olympiade in Peking aufgehalten hat, wird sich an das mediale Dauerbombardement erinnern. Werbespots zu besserem Verhalten, unter anderem auch gegen die Spuckgewohnheiten der Bevölkerung gerichtet, bestimmten die Fernsehwerbung und liefen in öffentlichen Verkehrsmitteln in Endlosschleife. Ob die chinesische Führung damit wirklich ein Umdenken in der Bevölkerung erreichen wollte, oder ob es mehr um das „kollektive Gesicht“ in Zeiten verstärkter internationaler Medienaufmerksamkeit ging, sei dahingestellt. Diese auf Westler vielleicht abstoßend wirkende Gewohnheit vieler Chinesen, ist jedenfalls auch im inneren Chinas umstritten, und die Gegner werden eher mehr als weniger.
Es wäre übrigens auch vermessen, zu behaupten, die Kunst des Spuckens überbrücke keine Grenzen zwischen Völkern. So mancher Westler ist froh darüber, dass er sich in China völlig unbedarft in der Öffentlichkeit kräftig räuspern darf, um daraufhin einen Teil von Smog, Sand und Dreck, den er ständig einatmen muss, auf die Straße herauszuschleuder