Three Days Grace in Frankfurt

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Es gibt Momente im Leben, da möchte man vor Glück weinen. Seltsamerweise passiert mir das immer nur bei Bands, die so tief in meinem Herzen verwurzelt sind, dass ich sie nie wieder missen möchte. Three Days Grace sind eine Band, die mich seit Jahren begleiten und deren Texte so oft das aussprechen, was ich denke. Seit ich so richtig mit dem Schreiben begonnen habe, ist dies die Musik, zu der ich am besten Schreiben kann. Sie inspirieren mich ungemein und ich liebe diese Musik einfach. Auch nachdem Adam Gontier die Band verlassen (was mich sehr traurig gemacht hat) und Matt seine Nachfolge angetreten hat, hat sich glücklicherweise an der Musik nicht viel geändert. Matt ist ein würdiger Nachfolger, auch wenn ich Adams Stimme einen Ticken besser fand. Als ich im Herbst letzten Jahres mal wieder meine Eventim-Runde gedreht und Ticket-Reminder eingestellt habe, stolperte ich plötzlich über tdg2drei Tourtermine von Three Days Grace, die die Kanadier im Januar auch nach Deutschland führten. Köln, München und Frankfurt. Meine Güte, niemand kommt mehr nach Frankfurt!! In der letzten Zeit haben wir halbe Weltreisen unternommen, um unsere Lieblingsbands sehen zu können – und das ist auch in Zukunft nicht anders! Dieses Jahr stehen u.a. noch Adele in Köln und X Japan in London an. Wer ist bitte so verzweifelt und verirrt sich in die Main-Metropole? Wahrscheinlich ist die Band meinem inneren Ruf gefolgt und tat mir damit diese riesengroßen Gefallen … Die Tickets waren schnell gekauft und mein armer Freund wusste gar nicht, wie ihm geschah, als ich mit den Karten in der Hand fröhlich um ihn herum gehüpft bin. Zumal er keine Ahnung hatte, zu wem er überhaupt mitgeschleppt werden würde.
Am 22. Januar war es dann endlich so weit – und ich habe ganz schön gebangt, da ich mich von meiner Knie-OP ende letzten Jahres noch nicht so recht erholt habe. Vom Batschkapp bekam ich glücklicherweise eine Mail, dass es auch Sitzplätze geben wird – wären diese nicht vorhanden gewesen, hätte ich nicht zum Konzert gekonnt. Nicht auszumalen, wie es mir damit ergangen wäre. Vermutlich wäre mein Herz in tausend Scherben zersprungen und ich hätte als Häufchen Elend in irgendeiner Ecke unserer Wohnung gekauert. Glücklicherweise war dem nicht so und wir waren auch rechtzeitig da, um einen richtig guten Platz mittig auf der kleinen Tribüne im hinteren Bereich der neuen Batsche zu bekommen.watc
Pünktlich um 19 Uhr begann die Vorband We are the Ocean ihre-minütige Show. Die Songs an sich fand ich gar nicht so schlecht, allerdings war der Sound mal wieder miserabel. Ich weiß nicht, warum, aber ich habe irgendwie das Gefühl, dass die Devise der neuen Batsche nicht nur der Tatsache entspricht, größer und moderner zu sein, sondern auch lauter. Ich habe seit der Eröffnung schon einige Konzerte dort gesehen und jedes Mal brauchte ich Oropax, um der Lautstärke zu trotzen und nicht vollends taub zu werden. Leider habe ich diese daheim vergessen und so war der Auftritt der Vorband eher anstrengend als gut, obwohl sie ein paar recht gute Songs hatten. Aber es ist nun mal auch die große Bürde einer Supportband, dem Publikum einzuheizen und irgendwie wollte es ihnen nicht so recht gelingen. Aber naja, dafür ist Frankfurt seltsamerweise bekannt. Wir sind es tdg3gewohnt, dass die Leute während eines Konzerts untätig rumstehen, die Arme verschränkt und vielleicht mal ein bisschen mit dem Kopf nicken. Von oben war es ein eher trauriges Bild, wie eine ausverkaufte Batsche einfach rumsteht und zuguckt.
20:15 Uhr. Endlich! Three Days Grace betraten die Bühne, stimmten I am Machine vom aktuellen Album Human an und die Batsche verwandelte sich von einer Sekunde auf die nächste in einen dampfenden Heizkessel. „Ich wäre jetzt gern da unten“, seufzte ich mit sehnsuchtsvollem Blick auf die feiernde Masse unter uns, als sich plötzlich vor der Bühne ein Kreis bildete. „Nächstes Mal“, antwortete mein Freund und lächelte mich an. Doch dann begannen die Leute in den Kreis tdg6hineinzurennen. Oh oh. Ein Moshpit war angesagt. „Okay, vielleicht lieber doch nicht. Ich glaube nicht, dass ich dich da unten haben möchte!“, ergänzte er und ich schüttelte schockiert den Kopf. Nein, das wollte ich wirklich nicht. So ging es das gesamte Konzert weiter. Die Stimmung war der Wahnsinn. So haben wir noch kein Konzert in Frankfurt erlebt. Eine tobende Menge, alle schienen mitzusingen, tanzten, sprangen, schubsten … Einfach geil!
Die Band selbst … Mann, haben die eine Power! Matt ist eine waschechte Rampensau, die weiß, wie sie das Publikum aufheizen kann.
Ich war wirklich froh, diesmal meine Brille mitgenommen tdg5zu haben, sonst wäre mir wieder einmal die Hälfte entgangen. Auf so weite Distanzen bin ich doch blind wie ein Maulwurf und sehe nur verschwommene Körper. So hatte ich den vollen Durchblick und konnte mich am Anblick des nicht gerade unattraktiven Sängers erfreuen. Dieser schaffte es im übrigen nicht, mal eine Sekunde stillzustehen und rannte ununterbrochen über die Bühne, stürmte zu den ersten Reihen oder sprang von dem Podest, auf dem das Schlagzeug stand. Neben Songs vom aktuellen Album wie z.B. Human Race, Fallen Angel und So what durften auch die älteren Songs nicht fehlen. Home, Pain, Riot, I hate everything about you, tdg4Never too late, Animal I have become, Just like you … eine großartige Mischung, die mich so unendlich glücklich gemacht hat, da das alles die Songs sind, die bei mir auch tagtäglich laufen.  Das war ziemlich geil, da ich diese bisher nur in der Version von Adam kannte. Allerdings merkte man kaum einen Unterschied und ich bin wirklich froh, dass sie mit Matt einen so würdigen Nachfolger gefunden haben. Adam ist nicht leicht zu ersetzen, aber Matt macht das großartig! Sein perlweißes Zahnpastalächeln erreichte sogar uns in den hinteren Reihen (und um meinen Freund zu zitieren: „Bei dem Lächeln würde jeder Vampir zu Staub tdg7zerfallen!“). Mir haben Car Crash und Get out alive ein wenig gefehlt, aber man kann nicht alles haben – ich bin mit dem zufrieden, was ich bekommen habe. Eine große Überraschung war für mich The High Road. Ich kannte das Lied bisher noch nicht (habe es auf der Transit of Venus gefunden und die CD, die seit Monaten noch originalverpackt im Regal lag, erstmal beschämt ausgepackt …) und habe mich sofort verliebt! Sowohl vom Text als auch von der Melodie her ist das ein unglaublich starkes Lied und hat sich sofort in mein Herz geschlichen. Einfach toll!
Nach 1 1/2 Stunden war das Konzert leider vorbei und wurde mit einer richtig geilen Performance von Riot beendet. Band und Publikum gaben noch mal alles! Leider gab es keine Zugabe, aber ich kann mich nicht beschweren – dieses Konzert war eines der besten, die ich bisher erlebt habe. Wenn ihr die Chance habt, euch Three Days Grace mal live anzusehen – tut es. Ich würde es immer wieder tun.

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