“Thor 2 – The Dark Kingdom” von Alan Taylor

Thor (Chris Hemsworth) trifft auf der Erde erneut auf Jane Foster (Natalie Portman).

Thor (Chris Hemsworth) trifft auf der Erde erneut auf Jane Foster (Natalie Portman).

Serien schauen im Fernsehen, was kann es inzwischen besseres geben als die geliebte Serienstaffeln in den DVD-Spieler einzulegen und den ganzen Sonntagnachmittag damit zu verbringen in den Welten von Mad Men, Die Sopranos oder Game of Thrones zu verweilen? Die Serienlandschaft läuft dem Kino seinen Rang ab, zahlreiche von der großen Leinwand bekannte Gesichter wechseln auf die Fernsehbildschirme. Eigentlich hat es nur ein Studio so richtig verstanden, im Kino mit eben diesem Format zu locken, welches sich im 21. Jahrhundert so sehr in den Vordergrund gespielt hat. Nicht ohne Grund hat Marvel dementsprechend Regisseur Alan Taylor (und nochmal: Mad Men, Die Sopranos, Game of Thrones) damit beauftragt, die Fortsetzung zu dem 2011er Donnergott-Comicabenteuer Thor zu inszenieren. Und auch Thor 2 – The Dark Kingdom (im Original: The Dark World) weiß die Stärken des Marvel Cinematic Universe zu nutzen, macht immer wieder Rückbezüge zu dem Massenheldenblockbuster The Avengers, in dessen Nachfolge die zweite Staffel / zweite Phase von Marvels Superhelden-Saga tritt, die mit Iron Man 3 eingeleitet und nach Thor 2 noch mit der Fortsetzung Captain America – The Winter Soldier und Guardians of the Galaxy fortgeführt wird.

Nun aber erst einmal diese kosmischste aller bisherigen Marvel-Verfilmungen im Cinematic Universe. In Thor 2 geht es quer durch das Universum, zu einem Zeitpunkt im asgardischen Kalender, an dem alle neun Welten sich in einer Reihe präsentieren und stellenweise miteinander verbunden sind – Konvergenz genannt, sowohl im Wortlaut Asgards als auch als wissenschaftlicher Begriff auf der Erde dieses Films verwendet. Ein Kritikpunkt des Vorgängers wurde dabei beseitigt: In Kenneth Branaghs Erstlingsausflug nach Asgard konnte man die Stadt voller Prunk und Pracht nur kurz erblicken, bevor Thor in ein langweiliges Kaff irgendwo in den USA geschickt wurde, wo die Handlung mehr einer Comedy glich, die von dem Aufeinandertreffen eines begriffsstutzigen Gottes mit hochintelligenten Wissenschaftlern (und im Falle von Natalie Portman und Kat Dennings auch noch gutaussehend) erzählte. In Thor 2 gibt es reichlich mehr von Asgard zu sehen, aber die Gold aufblitzende Götterburg wird von Dunkelelfen unter der Führerschaft von Malekith angegriffen und dabei mächtig in Mitleidenschaft gezogen. All die Pracht weicht der kriegerischen Zerstörung.

Thor (Chris Hemsworth) mit Allvater Odin (Anthony Hopkins) in Asgard.

Thor (Chris Hemsworth) mit Allvater Odin (Anthony Hopkins) in Asgard.

Der Angriff der Dunkelelfen erfolgt aus purer Rache und Machtgelüsten, keine sehr moralischen Vorstellungen. Dennoch möchte man ihnen eine gewisse Legitimation für ihre finstere Handlungsweise geben, schiebt die Schuld auf den Vater Odins, der einst im Krieg das ganze Volk der Dunkelelfen auslöschte – so glaubte man es bisher jedenfalls. Doch Malekith und seine Anhänger haben lediglich im Tiefschlaf gelegen, erwachen und fallen über Asgard herein. Dabei hegen sie eine dermaßen große Abneigung gegen die Bewohner Asgards, dass sie sogar die Bereitschaft aufbringen, sich selbst für eine größere Sache – den Sieg über Odin und sein Volk – zu opfern. Da gibt es selbstmörderische Flugmanöver in den Palast hinein, erschreckende Mutationen in Kreaturen fernab des Verstandes eines Dunkelelfs. Nach den zerstörerischen Angriffen auf New York in The Avengers und den terroristisch angehauchten Videonachrichten des Mandarins in Iron Man 3 muss sich nun also auch Thor einem Gegenspieler stellen, der in der Erinnerung an die Terroranschläge des 9. Novembers seinen Ursprung zu haben scheint.

Malekith übernimmt die Schurkenablöse von Loki. Darsteller Christopher Eccleston, ehemals als Doctor Who unterwegs, in der ersten G. I. Joe-Verfilmung heillos unterfordert, beweist auch sogleich seine Qualitäten als Dunkelelf und Marvel-Bösewicht. Sein Malekith wirkt überheblich, arrogant, diabolisch und durchtrieben zugleich. Eccleston gibt der Fratze hinter der er sich als Dunkelelf verstecken muss ein finsteres Inneres. Diesem ist nicht einmal Allvater Odin gewachsen, auch wenn dieser sich dem Widersacher überlegen sieht, da er schlicht die Auseinandersetzung gewinnen wird – laut eigener Aussage. Aber Thor bemerkt hier schnell, dass die sonst so aktive Kriegsführung lieber der Passivität weichen sollte. Ausgerechnet Thor, der von seinem Bruder Loki immer wieder als stumpf agierender Raufbold gesehen wird, nimmt sich Malekith mit Hilfe seines Verstands an, beweist jenen listigen Witz, der sonst von eben Loki praktiziert wird.

Dafür braucht er dann aber auch eben genau dessen Hilfe, ist auf seinen Bruder angewiesen. Denn seit The Avengers wurde auch eine Heldenreise eingeläutet, die nicht mehr allein beschritten werden kann. Es ist nicht Iron Man, der in seinem dritten Auftritt die letzte Schlacht schlägt, sondern Gwyneth Paltrows Pepper Potts, Captain America bekommt in seinem nächsten Auftritt sowohl Black Widow Scarlett Johansson als auch Anthony Mackie als The Falcon zur Seite gestellt. Die Avengers haben sichtlich ihre Spuren hinterlassen: Aus den Einzelgängern sind Teamplayer geworden.

Dunkelelf Malekith (Christopher Eccleston).

Dunkelelf Malekith (Christopher Eccleston).

Einziges Manko ist dieses Mal, dass Loki nicht nur im Film in Ketten vorgeführt wird, sondern auch Tom Hiddleston offenbar ein Maulkorb angelegt wurde. Es fehlen die schön geschriebenen Dialoge zwischen Thor-Darsteller Chris Hemsworth und ihm, die fast schon Shakespeare’schen Verbalkonfrontationen dieser beiden Brüder. Sie weichen der blassen Aufgabe Lokis, in verzwickten Situationen One-Liner auf die Zuschauer loszulassen, die mehr der Unterhaltung denn der Story dienlich sind. Aber vermutlich muss das genauso sein, damit Tom Hiddleston nicht erneut die Gelegenheit bekommt, irgendwem – vorzugsweise Hauptdarsteller und Hauptantagonist – die Show zu stehlen, was er bei vollem Einsatz unbestreitbar getan hätte.

Dennoch bekommt man mit Thor 2 – The Dark Kingdom eine vorzügliche Space Opera geboten, in der Dunkelelfen mit Lasern und Granaten, die schwarze Löcher erzeugen, auf Götterjagd gehen. Bunte Gestalten und Kreaturen aus unterschiedlichsten Welten lassen das Gefühl einer Bombast-Weltall-Operette aufkommen, wie es den Zuschauern bei den vergangenen Star Wars Episoden verwehrt geblieben ist. Nur hier macht also die traditionelle Sequenz nach dem Abspann auch Sinn (Sitzenbleiben!), die bei Iron Man oder Captain America, der Erde verbundene Helden, gänzlich fehl am Platz gewesen wäre.


Thor 2_Filmposter

“Thor 2 – The Dark Kingdom“

Originaltitel: Thor 2 – The Dark World
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2013
Länge: ca. 112 Minuten
Regie: Alan Taylor
Darsteller: Chris Hemsworth, Natalie Portman, Tom Hiddleston, Anthony Hopkins, Christopher Eccleston, Jaimie Alexander, Zachary Levi, Ray Stevenson, Idris Elba, Rene Russo, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Kat Dennings, Stellan Skarsgård

Kinostart: 31. Oktober 2013
Im Netz: marvel.com/thor



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