There is no hurry in Africa

Freitag Morgen kam ein junger, etwas naiv aussehender Priester zu mir und legte 6 Bündel zu je 500 Geldscheinen auf meinen Schreibtisch. Es gibt hier keinen größeren Geldschein als 10.000 Schilling, gut 5 Euro. Um jeweils 100 Scheine, also 1 Million Schilling, wird von der Band ein Gummiband gewickelt, und um fünf dieser Millionen-Päckchen dann noch einmal ein weiteres Gummiband. Ich weiß schon, dass es um die Warmwasser-Installation für das Gästehaus unseres Nachbar-Bistums in Mbinga geht. “Bis wann soll es fertig sein ?,” frage ich. “Nächsten Freitag, am 20.7., kommen alle Bischöfe des Landes wegen des Jubiläums zu uns,” lautet die unfassbare Antwort. Mein Instinkt sagt mir, dass diese Frist viel zu kurz ist, und Abt Anastasius sagt mir dasselbe: “Ich habe ihm gesagt, er muss spätestens am 6.7. das Geld bringen.” Am Nachmittag kommt dann Ombeni Kayombo, der junge Leiter der Installationswerkstatt, von der Beerdigung einer Nichte zurück. Er hat dem Priester aus Mbinga gesagt, die Installation würde nur 4 Tage dauern. Wir beschließen, dass es um die Ehre von Peramiho geht. Um 17:00 Uhr macht er sich mit dem Geld auf die Fahrt nach Dar es-Salaam, 1000 km, 13 Stunden. Nur dort gibt es die nötigen Materialien. Der Händler für Solar-Wassererhitzer hat samstags geschlossen, erklärt sich aber telefonisch bereit, extra für ihn zu öffnen. Samstag früh ruft Ombeni mich an: “Ich habe die Wassererhitzer schon aufgeladen, jetzt ruhe ich aus, am Sonntag fahre ich zurück.” Montag will er dann mit allen seinen Leuten nach Mbinga fahren.
In Dar es-Salaam habe ich neulich mit Herrn Kafupi über den Spruch an einem Auto diskutiert: “There is no hurry in Africa. In Afrika gibt es keine Eile.” Er meinte, man könne nie sagen, was dazwischen kommt, gerade beim Reisen sei die Ankunft schwer kalkulierbar, deshalb gebe es keinen Termindruck. Doch, gibt es. In diesem Fall sind es die Gesetze der Gastfreundschaft und der Ehre und die Wichtigkeit der erwarteten Gäste, die den Druck erzeugen. Der Druck hat es auch möglich gemacht, das benötigte Geld (30 Millionen sind ungefähr 30 Jahreslöhne eines einfachen Arbeiters) in allerletzter Minute aufzutreiben. Der Bischof war Mbinga scheint uns übrigens etwas böse zu sein, weil Abt Anastasius auf einer Anzahlung in Höhe der Materialkosten bestanden hat. Aber das war sehr klug von ihm, denn zumindest für das Bezahlen von ausstehenden Rechnungen stimmt der Spruch, “There is no hurry in Africa.”



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