Wir hatten uns auf dieser Seite schon öfter darüber unterhalten, wie wesentlich es ist, uns genau so anzunehmen, wie wir sind, und uns selbst mindestens so wichtig zu nehmen wie andere. Wenn Du das tust, geht es Dir vielleicht ähnlich wie mir: Je mehr ich lerne, mich selbst zu lieben, desto häufiger stellt sich mir die Frage: Was hat das, was ich tue, eigentlich mit mir zu tun? Und ich spüre immer mehr, dass echtes Glück, wahrer Erfolg und vor allem die Zufriedenheit mit mir selbst auf Dauer nur dann möglich sind, wenn ich im Einklang mit meinen persönlichen Überzeugungen, Einstellungen und Werten lebe.
Wie jeder Mensch habe auch ich im Laufe meines Lebens bestimmte Wertvorstellungen für mich entwickelt. Viele davon habe ich auf meinem Lebensweg von außen vermittelt bekommen: Von meinen Eltern, Erziehern, Lehrern, von meinen Freunden, Partnerinnen, Kollegen, Vorbildern und anderen Mitmenschen. Alle hatten und haben ihre eigenen Lebensregeln und viele davon sind zum Teil noch heute tief in mir verwurzelt und ich orientiere mich nach wie vor an ihnen. Doch um mich wirklich selbst zu erkennen, um mich weiterzuentwickeln, um wirklich ich selbst zu sein und mich schließlich auch so zu lieben, wie ich bin, ist es erforderlich, dass ich mir darüber klar werde, was mir selbst wirklich wichtig ist. Nur dann kann ich Erfüllung finden.
Was sind Werte?
Werte sind in erster Linie einmal meine eigenen Vorstellungen davon, was wünschenswert ist. Sie drücken aus, was ich für besonders wichtig halte und hängen oft mit meinen Bedürfnissen zusammen, können aber auch unabhängig davon sein. Diese von mir festgelegten Grundregeln bestimmen zum größten Teil, was ich denke, wie ich fühle und wie ich mich verhalte.
Meine persönlichen Überzeugungen sind ein guter Wegweiser in jeder Lebenslage und helfen mir bei wichtigen Entscheidungen. Wie ich mich kleide, welchen Wagen ich fahre, ob und wen ich heirate, wo ich am Wahltag mein Kreuzchen mache und womit ich meinen Lebensunterhalt verdiene – das alles hängt auch von den Werten ab, die ich vertrete.
Auch meine Beziehungen werden sehr stark davon beeinflusst. So fühle ich mich in der Regel besonders zu jenen Menschen hingezogen, mit denen ich ähnliche Werte teile. Ich kann letztlich auch nur in einer Partnerschaft glücklich sein, wenn die wirklich wichtigen Lebenseinstellungen und Lebensziele übereinstimmen. Und damit ein Beruf wirklich zu mir passt, muss er auch zu meinen Werten passen.
Was schätzt Du am meisten?
Du siehst, das Erkennen Deiner eigenen Werte ist ein ganz entscheidender Schritt, um Dich selbst besser kennen und lieben zu lernen und das Leben zu leben, das Du Dir wünschst. Nimm Dir deshalb bitte jetzt am besten etwas Zeit, Deine wichtigsten Werte zu bestimmen, zu überdenken und festzulegen, welche davon auch künftig Dein Leben bestimmen sollen. Das erfordert, dass Du Dich gründlich mit Dir selbst befasst, was ja schon ein großer Liebesbeweis ist. Auch Gespräche mit Freunden oder Deinem Partner können Dir helfen. Dabei ist es wichtig, ehrlich zu Dir selbst und den anderen zu sein. Die ausgewählten Werte müssen Dir wirklich wichtig sein und Deiner Persönlichkeit entsprechen. Und das ist allein Deine Entscheidung!
Vielleicht hast Du ja schon eine Ahnung, was Dir wichtig ist. Vielleicht musst Du auch noch ein bisschen darüber nachdenken. Als kleine Anregung und um Dich bei der Suche zu unterstützen, habe ich einen kleinen Test für Dich vorbereitet und die wichtigsten Grundwerte zusammengestellt. Du kannst sie Dir hier herunterladen:
- Übung: Werte bestimmen und umsetzen (PDF, 8 Seiten)
- Liste: ABC der Werte (PDF, 2 Seiten)
Ich selbst habe unter anderem folgende Werte für mich gefunden:
- Liebe/Menschlichkeit
- Vitalität/Wohlbefinden
- Frieden/Harmonie
- Aotonomie/Selbstbestimmung
- Freude/Genuss
- Erkenntnis/Weisheit
Wobei alle diese Wertvorstellungen in meinem Leben einen sehr hohen Stellenwert haben und die Rangfolge deshalb je nach Situation und Tag unterschiedlich aussehen kann. Einmal steht dieser Punkt im Vordergrund, dann wieder ein anderer. Doch im Großen und Ganzen leiten diese Werte mein Handeln bewusst und – mehr noch – auch unbewusst.
Deine mithilfe des Formulars ermittelte persönliche Werteliste kannst Du noch überprüfen und ergänzen, indem Du Dich selbst einmal fragst:
- Von wem habe ich diese Werte übernommen?
- Was brauche ich, um mich wohl zu fühlen?
- Wie sollten Menschen sein?
- Wie möchte ich sein?
- Entspricht dies meinem Wesen?
- Wovon brauchen wir mehr auf der Welt?
- Was möchte ich den Kindern/der Jugend vermitteln?
- Was ist mir an meinem Partner am wichtigsten?
- Was bereitet mir die größte Freude?
- Sind meine derzeitigen Ziele im Einklang mit diesen Werten?
- Lebe, handle und entscheide ich danach?
Welche Werte möchtest Du leben?
Wie bereits im Fragebogen erwähnt, ist es nur der erste Schritt, die eigenen Werte zu kennen. Entscheidend ist, dass es Dir möglichst häufig gelingt, diese Überzeugungen auch in die Tat umzusetzen und Deine täglichen Entscheidungen an ihnen auszurichten. Nur dann haben sie eine Bedeutung. Deshalb ist besonders die letzte Frage äußerst wichtig. Denn erst, wenn Du sie bejahen kannst, bist Du zufrieden mit Dir selbst. Erst dann fühlst Du Dich richtig gut und kannst Dich ganz ehrlich über das freuen, was Du tust. Erst dann kannst Du stolz auf Dich sein. Und erst dann kannst Du Dich wirklich lieben und Dir jederzeit in die Augen schauen.
Übrigens wird der eigentliche Test, wie wichtig Dir diese Dinge sind, erst dann bestanden, wenn es auch Opfer fordert, Deinem Weg zu folgen und zu Dir und Deinen Überzeugungen zu stehen. So wurden bei mir die Werte Harmonie, Selbstbestimmung und Ehrlichkeit in meiner früheren Tätigkeit als Speditionskaufmann sehr oft auf eine harte Probe gestellt. Erst als ich mir darüber im Klaren war, wie wichtig mir mein eigener Wertmaßstab tatsächlich ist, konnte ich den Mut fassen, meine Stelle zu kündigen. Und ich nahm dafür sogar eine dreimonatige Sperre des Arbeitslosengeldes in Kauf.
Noch ein Hinweis: Werte und Wertvorstellungen können sich im Laufe des Lebens durchaus verändern. Oft ist das dann so, wenn ich besonders einschneidende Erfahrungen mache oder ich mein Leben anders gestalte als vorher. Bei mir war das zum Beispiel der Fall, als ich damals ganz knapp dem Tod »von der Schippe gesprungen« bin oder auch, als ich mich entschied, mit Ulrike zusammenzuleben. Plötzlich sah ich die Welt mit anderen Augen und setzte andere Prioritäten. Deshalb ist es sinnvoll, Dir auch künftig von Zeit zu Zeit über Deine augenblicklichen Werte klar zu werden. Hebe Dir die angebotenen Formblätter und die Liste deshalb bitte gut auf.
Wenn Du Deine wichtigsten Werte kennst, fällt es Dir bedeutend leichter, Deine Ziele zu formulieren. Ein Thema, mit dem wir uns auf leben-lernen-lieben.de noch eingehend befassen werden. Für heute sind nur diese drei Fragen von Bedeutung: Was ist Dir wichtig? Warum legst Du Wert darauf? Und lebst Du danach?
Bildnachweis