The Weekend Watch List: Hancock

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The Weekend Watch List: Hancock

2Action

Hancock ist die Geschichte des vom Leben enttäuschten Superhelden John Hancock (Will Smith), der als einziger seiner Art auf Erden wandelt und infolgedessen an einem schweren Alkoholproblem leidet.Von der Öffentlichkeit aufgrund seiner ungehobelten und rücksichtslosen Verbrechensbekämpfungsmethoden geschmäht und verstoßen, verabscheut Hancock seine Berufung zum Retter hilfloser Mitmenschen. Seine grundsätzlich guten Intentionen scheitern an seiner sarkastischen Art und dem gewaltigen Schaden, den seine Rettungsversuche meist nach sich ziehen – die unzähligen geretteten Opfer scheinen weniger zu zählen als die enormen finanziellen Einbußen.

Als der erfolglose PR-Manager Ray Embrey (Jason Bateman) auf der Heimfahrt zu seiner Familie staubedingt mit seinem Auto auf einem Bahnübergang eingeklemmt und in letzter Sekunde von Hancock zwar effektiv, aber mit gigantischem Sachschaden befreit wird, ergibt sich für beide eine große Chance: Ray rückt quasi als Dankeschön das Image des zweifelhaften Vorbilds wieder ins rechte Licht, während dieser seinen Status als Held und gefeierte Persönlichkeit (widerwillig) etablieren kann. So lässt sich Hancock auf den Deal ein und lässt sich freiwillig – auf Druck der Öffentlichkeit – inhaftieren. Zugleich will er damit beweisen, dass durch die Abwesenheit eines Helden die Verbrechensrate automatisch in die Höhe schnellen und seine eigene Notwendigkeit dadurch bewiesen wird.

Langsam aber sicher weist die Aktion in vielerlei Hinsicht Erfolg auf: Hancock hat sein Alkoholproblem wieder im Griff, die Stadt versinkt im Chaos und der daraus resultierende Ruf nach seiner Person wird immer lauter. Mit neuem Outfit und neuem Styling präsentiert sich der vormals verbitterte Übermensch als geläutert und unentbehrlich. Die seltsame und zugleich vertraute Verbindung zu Rays Frau Mary (Charlize Theron) wirkt jedoch mit zunehmender Dauer befremdlich, bis Hancock schließlich die Wahrheit über sie erfährt.

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Still und heimlich kündigte sich 2008 ein erster Vorbote auf die bevorstehende Fülle an Superheldenfilmen am Horizont an: Hancock. Lange ist das Skript unter anderem Namen (Tonight, He Comes) in Hollywood herumgeirrt, bis sich schließlich der durch seinen schwarzhumorigen Kultfilm Very Bad Things (1998) und mit The Kingdom (2007) bekannt gewordenen Peter Berg erbarmte und unter Hilfestellung von namhaften Produzenten wie Michael Mann, Jonathan Mostow, James Lassiter und Will Smith selbst das 150 Millionen Dollar-Projekt Hancock auf die Beine stellte. Herausgekommen ist dabei leider wenig mehr als eine nette Idee, aufgepumpt zum Sommer-Blockbuster mit zwei namhaften Hollywoodakteuren.

Will Smith scheint nun endlich dort angekommen zu sein, wo er sich selbst hingearbeitet hat: Ein schwarzer Superman, kugelsicher, blitzschnell durch die Lüfte fliegend und mit übermenschlicher Stärke ausgestattet. Allerdings – und das ist der Twist an der gesamten Geschichte – hat dieser Held ein Problem, vielmehr gleich mehrere: Durch seinen verstärkten Alkoholkonsum (der weiteres schnell wieder verschwindet), das schlampige Outfit und eine wenig rücksichtsvolle Art, Konflikte zu beseitigen (Kopf in Hinterteil stecken), leidet sein Image in der Öffentlichkeit und damit – natürlich – auch er selbst. So torkelt-fliegt er mit Schallgeschwindigkeit durch Verkehrsschilder, landet unvorsichtig im Beton, wirft Kinder in die Stratosphäre und gerät unkontrollierbar in Rage, sobald er mehr als zweimal „Asshole“ genannt wird (Marty McFly lässt grüßen).

Smith stellt somit einen Wollmützen tragenden Antihelden dar, der als Querschnitt seiner bisherigen filmischen Laufbahn gesehen werden kann: Eine Prise Bad Boys (Action), ein wenig Wild Wild West (Schwachsinn), ein bisschen I,Robot (Product Placement) – das Ganze mit I am Legend (Starvehikel) vermengen und Voilà! es entsteht ein sinnloser Actionheld namens John Hancock, der durch einen mehr als dürftigen und unausgegorenen Plot wandelt. Weiters ist ein Superheld in der Sinnkrise, verstoßen von der Öffentlichkeit aus unterschiedlichsten Gründen schon lange nichts Neues, geschweige den Aufregendes mehr – mittlerweile ist die Selbstfindung schon zum fixen Bestandteil aller Verbrechensbekämpfer geworden (Superman, Batman, Spiderman, Hellboy, X-Men usw. usf.).

Fraglich ist zudem, ob ein Film rein nur über das Image eines Helden bzw. dessen Aufbau funktionieren kann: Zweifellos sind die Anfangsminuten amüsant (die Special-Effects dabei mäßig imposant), einen griesgrämigen, betrunkenen und vor allem fliegenden Will Smith mit Drei-Tage Bart zu sehen hat schon seinen gewissen Reiz. Allerdings kann der Film schon nach kurzer Zeit kaum noch begeistern, zu witzlos die Dialoge, zu platt die Handlung – Einfallslosigkeit macht sich breit, vor allem gegen Ende hin weist das Drehbuch enorme dramaturgische Schwächen auf. Da kann auch die offensichtlich nur als hübsche Star-Power-Frau engagierte Charlize Theron mit kiloweise Kajal, High Heels und aufreizendem Outfit wenig ändern.

Antihelden als Hauptcharaktere sind zumeist amüsant anzusehen, die Skrupellosigkeit und die durch das Scheitern gesteigerte Glaubwürdigkeit ermöglichen es dem Zuseher, schnell und besser emotionale Bindung aufzunehmen – sie wirken realistischer als muskelbepackte, schmalzgelockte Spandex-Träger ohne Makel. Diese Grundidee vom Anti-Anti-Helden, vom gescheiterten Übermenschen, der seine Tage mit Chaos und Trübsinn vergeudet, hat sicherlich etwas für sich. Die Probleme der wirkungsvollen Umsetzung sind jedoch tiefgreifend: Will Smith, der Vorzeigestrahlemann, in der Hauptrolle? Ein Drehbuch, dem nach zehn Minuten die Luft ausgeht? Wo ist der Antagonist? Was ist die Motivation des Helden? Schlechte Kombinationen wohin man blickt. Wenn schon Superhelden, dann schon lieber Fledermäuse oder rote Höllenwächter, die hier knapp 90 vorgeführten Minuten sind im Vergleich pure Zeitverschwendung.

Regie: Peter Berg, Drehbuch: Vincent Ngo, Vince Gilligan, Darsteller: Will Smith, Charlize Theron, Jason Bateman, Laufzeit: 92 Minuten, DVD-Release: 06.11.2008


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Autor

Christoph Stachowetz

Aufgabenbereich selbst definiert als: Chief of Operations. Findet “Niemand ist so uninteressant wie ein Mensch ohne Interesse” (Browne) interessant.


 
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