Auf diese Sehenswürdigkeit habe ich mich seit Tagen gefreut! Ausgestattet mit Sonnenmilch, Sonnenhut, der “richtigen” Tempelkleidung und Massen an Wasserflaschen ging es mit dem geliehenen White Bicycle (Teil einer Charity Aktion, bei der 75% der Einnahmen dem Aufbau der Wasserversorgung in abgelegenen Gegenden Kambodschas zukommt) die knapp 6km zum Ticketschalter der Tempel. Hier kann man wählen zwischen einem 1-Tages Ticket für $20, einem 3-Tages-Ticket für $40 und einem 7-Tages-Ticket für die Super-Motivierten und für $60. In der Mitte angesiedelt schien mit ein 3-Tages-Ticket ersteinmal genug, sollte ich restlos begeistert sein und nicht genug davon bekommen können, würde ich am Ende meiner Reise noch einmal 3 Tage dran hängen.
Die große Hauptstraße die nun zu den Tempel führt, gleicht eher einer risiegen Allee, umgeben von Wäldern und Bäumen die sich über die Straße beugen. Den ersten Blick auf Angkor Wat, der offiziellen Hauptattraktion erhascht man von Süden, allerdings gut geschützt von Bäumen hinter dem umgebenen Wassergraben, sieht man eigentlich nicht wirklich etwas. Kommt man dann um die Kurve zum westlichen Eingang beginnen sich die berühmten Pagoden-Türme vor einem auszubreiten und vermitteln einen ersten Eindruck der Größe dieses Tempels. Angkor Wat ist mit seinem Eingang im Westen der einzige Tempel dieser Art hier, haben doch die Könige früher immer ihre Eingänge nach Osten orientiert um den Sonnenaufgang und damit angeblich das Glück einzufangen. Deshalb wird immer noch diskutiert und geforscht, ob Angkor Wat nicht eingentlich ein Grabmahl ist, das gewöhnlich den Eingang westlich hat, aber bisher konnte keine Grabkammer gefunden werden.
Wenn man am Anfang, nach dem langen Steg der zu den tatsächlichen Tempeln über den Wassergraben läuft und in der Menschenmenge von Touristen ein wenig untergeht verlässt einen die Begeisterung kurzzeitig ein wenig und man vergisst leicht, an welch einem mythischen, heiligen Ort man sich befindet. Aus diesem Grund habe ich mich schnell davon abgeseilt und in den verwinkelten Gängen eher von aussen an den inneren Zirkel herangearbeitet. Hier ist es überaschend menschenleer und ruhig, sodass einen schnell wieder das Gefühl beschleicht in mächtigen, heiligen Hallen umherzustreifen. Wunderschöne Gänge mit beeindruckenden Verzierungen an jeder einzelnen Wand, jeder einzelnen Säule und in jeder noch so kleinen Furche.Manche schon ziemlich verfallen, andere sehr gut erhalten und teilweise auch restauriert. Ich kann mich kaum satt sehen und statt den Tempel in der Mitte zu besuchen, dessen Treppe mit einer Touristenschlange und einer Wartezeit von locker einer halben Stunde in der prallen Mittagsssonne geziert ist, begnüge ich mich damit die Aussenringe ausgiebig zu erkunden.
Angkor Wat
Angkor Wats Hallen
Aussenseiten
Nach diesem ersten Eindruck mache ich mich auf den Weg zu den unzähligen Tempeln die das Gebiet von gut 300 Hektar Land besiedeln. Als erstes Lande ich danach bei Banteay Kdei, einem Tempel der auf meinem Weg zum berühmten Ta Prohm liegt, dem Dschungel Tempel. Hier sind als Verzierungen in den Wänden überall Tänzerinnen eingearbeitet, die diesem Tempel seinen ganz eigenen Charme geben.
Banteay Kdei
Wandzierde
Nun lande ich am Ta Prohm, der seine zweifelhafte Berühmtheit fast weniger durch Angkor, als vielmehr durch Angelina Jolie gewann. “Tomb Raider” wurde hier abgedreht (und da frage ich mich manchmal beim Durchlaufen, wie viel Geld wohl geflossen ist, damit Angelina hier mehr als leicht bekleidet für Tempelverhältnisse herumspringen durfte ). Trotz der Menschenmenge, die Angkor Wat fast noch übertrifft, der nachträglich gebauten Stege die zu den besten Spots führen und all den durch Seile abgesperrten Bereiche die wohl offensichtlich nun für die Touristen eingefügt wurden, finde ich hier nach einer Weile Ecken die wohl weniger beliebt oder bekannt sind und kann mal ein paar Eindrücke ohne Touristen vor der Linse einsammeln Irgendwann finde ich sogar eine kleinen Innenhof ganz für mich, mitten in kleinen Ruinenbergen und den berühmten Baumwurzeln, die diesen Tempel verschlingen. Anders als die anderen Tempel von Angkor, hat man in diesem nichts von dem Natureinfluss verändert und die Bäume, die die Wände und Mauern überwuchern, für die Authentizität einfach weiterwachsen lassen. So verfällt dieser Tempel zwar mehr und mehr, gibt einem aber auch einen sehr guten Eindruck davon, wie es hier überall ausgesehen haben muss, als die Tempel erstmalig wiederentdeckt wurden.
Ta Prohm
Ruinendschungel
Schließlich senkt sich schon langsam die Sonne und meine Füße überreden mich den Rücktritt anzutreten. Zum Glück habe ich noch zwei Tage übrig, denn nun bin ich sicher, allein der innere Kern der vielen Tempel gibt genügend her um leicht drei Tage zu füllen!
P.S. Grüße an den Buchclub…
Relaxing in Angkor Wat