The Sandworm empfiehlt – Arthur Schnitzler: „Der Weg ins Freie“

The Sandworm empfiehlt – Arthur Schnitzler: „Der Weg ins Freie“

Wenn man sich hin und wieder fragt, was es bedeuten möge, wenn da und dort in Wien gewisse gesellschaftliche, ja ethnische, Gruppierungen, den einen oder anderen Zuschreibungen, Abwertungen, ausgesetzt sind, kann man begründeterweise in diese oder jene Richtung der Interpretation driften. Alles harmlos, wir leben in einer freien Gesellschaft, oder wehret den Anfängen. Wie die Zukunft sich jedoch gestalten wird, ob es in die eine oder andere Richtung geht, wer weiß das wohl. Trotz allem wird sich in Österreich und in Anbetracht unserer Geschichte niemand jemals wieder darauf hinausreden können, dass wir es nicht besser hätten wissen sollen.

In diesem Kontext möchte ich den Sandworm Lesern heute die Lektüre von Arthur Schnitzlers „Der Weg ins Freie“ ans Herz legen.

The Sandworm empfiehlt – Arthur Schnitzler: „Der Weg ins Freie“

Die Erzählung dreht sich rund um den jungen Komponisten Freiherr Georg von Wergenthin, der in der gehobenen Wiener Gesellschaft ein scheinbar sorgenfreies Leben führt. Alles plätschert recht gemächlich vor sich hin und trotz der Tatsache, dass Georg und sein älterer Bruder Felician bereits früh die Mutter verloren haben, dass der Tod des Vaters erst jüngst ganz plötzlich über die Brüder hereingebrochen ist, ist Georgs Leben von einer gewissen Unverbindlichkeit gekennzeichnet. Liebesaffären kommen und gehen, Georg komponiert, durchaus mit Talent ausgestattet, allein der Wille ein verantwortungsvolles, erwachsenes Leben zu führen, beruflich wie privat dauerhafte Bindungen einzugehen, fehlt. Als seine Geliebte Anna Rosner, von kleinbürgerlicher und für Georg nicht standesgemäßer Herkunft, ein Kind von ihm erwartet, sieht er sich zwar damit konfrontiert Entscheidungen treffen zu müssen, trotz allem aber zaudert er, letztlich werden sie ihm von den Umständen beziehungsweise von Anna abgenommen.

Rund um diese Kerngeschichte, in der immer wieder die Dialogform dominiert und die von einem sprachlich ruhigen, sehr beschaulichen, Rhythmus geprägt ist, skizziert Schnitzler ein durchaus unheimlich anmutendes Stimmungsbild des sich ausbreitenden Antisemitismus und kreiert damit nicht nur ein hervorragend formuliertes Portrait der Wiener Gesellschaft, sondern auch ein hochinteressantes zeitgeschichtliches Dokument.

Arthur Schnitzler. Der Weg ins Freie. Roman. 1908. (Fischer Verlag).

Susanne, 2. Mai 2010



wallpaper-1019588
Die Algarve feiert 50 Jahre Nelkenrevolution
wallpaper-1019588
Mobile Suit Gundam SEED FREEDOM: Bandai Namco zeigt den Film in den deutschen Kinos
wallpaper-1019588
[Manga] Demon Slayer [2]
wallpaper-1019588
Soundtrack einer Generation: Musik und visuelle Medien harmonisieren