Das Portal “einestages” auf Spiegel Online veröffentlichte heute eine Reportage über die Stadt Detroit. Die einstige Indutriekapitale hat sich mit dem Rückgang der Autoproduktion in weiten Teilen zu einer Geisterstadt gewandelt, leer stehende Wohn- und Fabrikgebäude prägen das Stadtbild. Fotos von Yves Marchand und Romain Meffre dokumentieren den Niedergang.
Die beiden jungen Fotografen (Jahrgang 1981 bzw. 1987) haben unter dem Titel “The Ruins of Detroit” den Zustand der Stadt Detroit zu Beginn des 21. Jahrhunderts mit der Kamera festgehalten. Ihre Bilder dokumentieren das Ende einer Ära und den unaufhörlichen Verfall der Industriemetropole. Die Fotos ähneln stark der mit dem PDN Award ausgezeichneten Fotoserie “Detroit: A modern Ghost Town” des Münchener Fotografen Wolfram Kastl, die am 12. Juli 2010 hier im Blog vorgestellt wurde.
Detroit erlebte nach der Einführung des Fließbands durch Henry Ford und den damit hervorgerufenen Produktions- und Kostensteigerungen einen Aufschwung, wie er kaum ein zweites Mal in der Industriegeschichte zu beobachten war. Die Stadt wuchs in atemberaubendem Tempo und die Fabrikanlagen gehörten stets zu den modernsten der Welt.
Albert Kahn war Architekt von rund 1.000 Gebäuden in der Stadt. Zunächst entwarf er hochmoderne Fabrikgebäude, später auch Verwaltungsbauten und öffentliche Einrichtungen. Zu seinen Werken gehören “das mächtige General Motors Building, Hauptquartier der Company und nach seiner Fertigstellung in den zwanziger Jahren das größte Bürohaus der Welt. Sein 30 Stockwerke hohes Fisher Building wurde 1928 zum Wahrzeichen der Stadt. Kahn und andere Stararchitekten des frühen 20. Jahrhunderts wie Whitney Warren und Charles Wetmore, Daniel Burnham und Eliel Saarinen formten eine Skyline, die sich verschiedenster historischer Stile bediente. Die kreativen Schöpfer verzierten ihre Wolkenkratzer mit Mamorsäulen, extravaganten Ornamenten und vergoldeten Mansarden.”
In der Nachkriegszeit lebten und arbeiteten rund zwei Millonen Menschen in der “Motor City”, allerdings zeigten sich bereits in den 1950er Jahren erste Anzeichen für den Niedergang. Produktionsstätten wurden nach und nach aus der Stadt ausgelagert, neue Highways verbanden die neuen Standorte in Kleinstädten und Vororten. Nicht zuletzt führten um 1967 Rassenunruhen dazu, dass insbesondere die Mehrheit der weißen Bevölkerung die Detroiter Innenstadt verließ. Insgesamt verlor die Stadt fast eine Million Bewohner. Zurück blieben Leerstände und großflächiger Verfall. Heute sind 35 Prozent des Stadtgebiets unbewohnbar.
- Artikel mit 33 Fotos auf einestages, Zeitgeschichten auf Spiegel Online
- Website der Fotografen Yves Marchand und Romain Meffre
- Website des Fotografen Wolfram Kastl
Buchveröffentlichung
Yves Marchand und Romain Meffre
The Ruins of Detroit
Mit Einführungen von Robert Polidori und Thomas Sugrue
Steidl-Verlag
Göttingen 2010
227 Seiten, 186 Farbfotos
englischsprachig, 88,– €
ISBN: 978-3-86930-042-9