The Irishman

The Irishman

Worum geht's?

Der irischstämmige Lastwagenfahrer Frank Sheeran lernt in den 50er Jahren Russell Bufalino kennen, Oberhaupt einer Mafiafamilie. Von Russell erhält Frank nach und nach schmutzige Aufträge und wird schließlich auch an den erfolgreichen Politiker Jimmy Hoffa verwiesen. Frank soll dem gefährlich lebenden Jimmy den Rücken freihalten; dabei entwickelt sich eine tiefe Freundschaft.

Wie ist der Film?

Alte Männer, die reden - so lässt sich „The Irishman" zusammenfassen. Nur ganz so einfach ist es natürlich auch wieder nicht. Mit der Adaption des biografischen Buchs ‚I Heard You Paint Houses' (2004) fand Meisterregisseur Martin Scorsese die ideale Möglichkeit, um noch einmal an seine gefeierten Mafia-Studien zu erinnern. „The Irishman" atmet den Geist der Aufstieg-und-Fall-Epen „ GoodFellas" und „ Casino ". Nur diesmal liegt der (Ver)Fall von Anfang an wie ein Schleier über der ganzen Geschichte. Die Geschichte von „The Irishman" ist ein eher ernüchterndes Erlebnis, und das in gewisser Weise mit Absicht. Denn mit diesem Film beerdigt Scorsese das Gangster-Genre.

The IrishmanRobert De Niro, Al Pacino und der aus dem Ruhestand zurückgebetene(!) Joe Pesci sind zweifellos eine majestätische Besetzung. Sie können es immer noch; alle drei geben in „The Irish Man" ihre interessanteste, wenn nicht beste Leistung seit Jahren ab. Andererseits bedeutet das Trio vor allem Nostalgie, ein Symbol für gute alte Kino-Zeiten, und das Alter jenseits der 70 ist allgegenwärtig (Scorsese selbst eingeschlossen). Der Regisseur experimentiert hier ausgiebig mit digitaler Verjüngung von Gesichtern und Körpern, um die Hauptdarsteller in unterschiedlichsten Jahrzehnten zeigen zu können. Die Illusion funktioniert tatsächlich passabel, aber trotzdem kann das erfahrene Publikum nie ganz vergessen, dass „The Irish Man" eine dreieinhalbstündige Oldie-Show ist.

„The Irishman" ist ein Film über das Verwelken - das Verwelken von Hollywood-Stars, von Gangstern und vom Patriarchat. Die Überlänge und der Leerlauf in vielen Szenen sind dazu nur passend. (Unfreiwillig passt auch die holprige Kamerafahrt, mit der alles beginnt. Offenbar floss doch zu viel vom exorbitanten Budget in die Gesichtsbearbeitung.) Wagemutig nimmt Scorsese im letzten Drittel sogar noch etwas Tempo heraus. Freude bereitet das Ganze nur durch die Nostalgie-Brille mit Blick auf die berühmtesten Mafia-Filme. Zu bewundern bleiben Scorseses Konsequenz und natürlich die schauspielerischen Leistungen, auch von gewichtigen Nebendarstellern wie Harvey Keitel. „The Irishman" schickt eine ganze Kino-Ära ins Pflegeheim, und das - schon wieder passend - bei Netflix.

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