The Fighter

Was haben wir mit ihm gelitten. Er war kleine Mann von der Straße, der es schaffte, sich nach ganz oben zum Star-Boxer zu kämpfen. 1975 eroberte Rocky die Kinokassen und Herzen der Zuschauer im Sturm. Das Verprügeln von Rinderhälften traf genau ins Schwarze und schaffte es, fünf mal fortgesetzt zu werden. „Rocky“ war eine erfundene Geschichte, doch gab es in dieser Zeit auch echte Boxer in echten Boxringen. Die wahre Geschichte von Micky Ward und seinem Bruder Dicky wurde jetzt aufwändig von David O. Russell verfilmt und trägt den Titel „The Fighter“
Micky ist Straßenarbeiter in Lowell und ist relativ unzufrieden mit seinem Leben. Die einzige Möglichkeit, dem Alltag zu entkommen, bietet sich ihm im Boxring. Sein Bruder Dicky trainiert ihn und seine Mutter organisiert die Kämpfe, aus denen er mal mehr, mal weniger erfolgreich hervor tritt. Dicky war früher selbst ein überaus erfolgreicher Kämpfer, dessen Glanzzeit allerdings schon lange vorbei ist und er nun mit dem Absturz in den Drogensumpf ringt. Micky hadert mit seiner Situation. Er ist seiner Familie sehr verbunden und fühlt sich verpflichtet, mit ihnen an seiner Karriere zu arbeiten. Andererseits merkt er, dass er auf diese Weise nicht weiter kommt. Dann geschehen zwei Dinge. Micky lernt die hübsche Barkeeperin Charleene kennen und sein Bruder Dicky kommt wegen zahlreicher Delikte in den Knast. Unter hartnäckigem Zureden seiner neuen Freundin, packt Micky die Gelegenheit beim Schopf und sucht sich neue Manager und Trainer, durch deren Hilfe er tatsächlich immer weiter kommt, bis der Weltmeistertitel winkt. Die Familie fühlt sich ausgeschlossen und schmiedet nun Pläne, den Boxersohn wieder zu holen.
Wie schon angedeutet, ist das Motiv nicht ganz neu. Kleiner Mann von der Straße will Boxer werden und trainiert einfach so lange, bis er Weltmeister wird. Es ist das ultimative Symbol für das Erfüllen von Lebensträumen und für das Schulterklopfen, dass man dafür benötigt. „The Fighter“ gibt sich keine Mühe, zu verbergen, dass er in genau diese Kerbe schlägt. Der Weg des Kämpfers Micky ist mit Hindernissen gepflastert und auch wenn es dramaturgisch überzeugend immer wieder zu Tiefpunkten und Rückschlägen kommt, zweifelt man als Zuschauer keine Sekunde lang daran, ob es Micky nun schafft oder nicht. Auch das Motiv des großen Bruders, der früher ein Held war und jetzt nur noch der drogenabhängige Klotz am Bein ist, hat man schon des öfteren gesehen. Um den Eindruck noch zu verstärken, hat sich Regisseur David O. Russell für einen Stil entschieden, der an alte Fernsehaufnahmen aus den 70er Jahren erinnert, was die ästhetische Brücke zu „Rocky“ noch ausbaut. Trotzdem ist „The Fighter“ durchaus sehenswert. Das ist allerdings weniger der Story, als viel mehr den überragenden Leistungen der Darsteller zu verdanken. Mark Wahlberg scheint als wortkarges und eintöniges Muskelpaket perfekt besetzt zu sein, denn er schafft es, sogar mich zu überzeugen. Größere Überraschungen bieten allerdings die Nebendarsteller. Christian Bale und Amy Adams wachsen über sich hinaus und spielen auf eine Weise, wie sie noch nie vorher zu sehen waren. Gerade in der letzten Zeit ist die Diskussion entflammt, Bale als ernstzunehmenden Schauspieler, oder als Hungerkünstler mit Körperfetisch zu betrachten ist. In „The Fighter“ beweist ein Stück weit, dass er beides unter einen Hut zu bringen vermag. Schön ist auch, dass die ganze Atmosphäre des Films sehr authentisch wirkt. Man merkt dies an Szenen, in denen die Familie ganz normal und zwanglos plaudert. Die Art und Weise, wie die Dialoge geführt werden, klingt sehr echt und gar nicht konstruiert, was zeitweise den Eindruck erweckt, man sieht sich einen Dokumentarfilm an.
„The Fighter“ ist ein guter Film und auch, wenn das grundlegende Motiv der Story nicht neu ist, birgt er lauter angenehme Überraschungen. Nicht zu Letzt die, dass auch wahre Geschichten unter Umständen ein Happy End haben können.
The Fighter(USA, 2010): R.: David O. Russell; D.: Mark Wahlberg, Christian Bale, Amy Adams, u.a.; M.: Michael Brook; Offizielle Homepage

In Weimar: CineStar
Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr auf Radio Lotte Weimar.

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