The Devil Is An Angel, Too

Moulin Blues 2011

Moulin Blues 2011 (zur Musik aufs Foto klicken)

Festival. Zwei kurze Nächte, um die tausend Fotos und einige Mückenstiche später ist der wunderbare Spuk vorbei, ich bin zwar wieder in meiner gewohnten Umgebung, dämmere noch lustlos durch den Sonntag. Home is where the heart is. Einige schwebende Fragezeichen ziehen Kondensstreifen am makellos blauen Himmel. Jetlag. Hangover. Jetzt drückt der Alltag wie ein zu kleiner Schuh auf die aufgewühlte Seele und pfercht sie wieder ein. Der monotonen Pflicht folgend sitze ich wieder am Schreibtisch und tue, was ich tun muss. Zwänge und die Sucht nach Freiheit liefern sich arge Gefechte in meinem Gemüt. Dazu klopft die Ungewissheit an verschiedene Fenster der Zukunft. Doch es bleibt die Gewissheit des Erlebten, des nicht mehr Verrückbaren, der Nachhall der gesprochenen Worte und des Lachens, die Augenblicke des Wohlbefindens in bester Gesellschaft. Aber auch das schwingt mit: Missverständnisse und eine vermeintlich verpasste Chance. Bewusst sage ich „vermeintlich“, oberflächlich betrachtet mag die Situation so aussehen, bei genauerem Betrachten kehrt die Gelassenheit zurück und alles ist gut so, wie es nun einmal ist. Selbst der Teufel ist ein Engel. Vielleicht ist auch jeder Engel ein potentieller Teufel. Wer kann das schon wissen? Immer wieder bahne ich meinen Weg durch die ausgelassene Menge der Leute, die hier friedlich zusammen gekommen sind, um den zu feiern, der Musik zu lauschen, den Künstlern Applausteppiche zu bieten. Hier und da ein freundlicher Schlag auf die Schulter zur Begrüßung, hier und da ein paar schnelle Worte. Und endlich strahlt es mir entgegen, das Lächeln, auf das ich schon so lange warte. Die Sonne ist großzügig an diesem Wochenende. Es ist der helle Wahnsinn. Das Programm ist voll gepackt und am Ende resigniere ich, kann und will nicht mehr stehen. Bei Kaffee und Bier klingt der Abend in der Lounge aus. Ein langes Gespräch gibt wieder einiges an Ruhe und Einmut zurück. Das Missverständnis wird verständlich, das Lachen wieder laut und deutlich. Die Nähe und die Vertrautheit sind wieder da. Und später beim innigen Abschied weiß ich, dass man sich trennen muss, um sich wieder zu sehen. Wann und wo auch immer dies sein mag.



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