"The Cut" [D, F, PL, TUR, CDN, RUS, I 2014]


[...] "The Cut" findet zu keinem Stillstand, sondern blickt sich andauernd um; orientierungslos, blind, verschwitzt atmend, in der Ferne vage eintauchend, dort ein Zeichen von Zivilisation, da etwas Konkretes, das illusorisch ist am Horizont. Der titelgebende "Cut", ein Schnitt in den Hals, der die Stimmbänder des Protagonisten verletzt – von ihm, dem Schnitt, der geraden Linie ist es nicht weit zu einer in den Sand geklemmten Zugschiene, die, parallel zu Nazaret, als eine Art navigatorische Rettungs- und Führungsleine über die Besiedlung wilder, kochender Kulturen in die Ewigkeit leitet: Im expressivsten Bild liegt Nazaret abgekämpft auf den Schienen, nachts, im Inneren der Schwärze. Fatih Akin hatte Interesse an einem physischen, kunstgewerblich entbundenen Film, aber "The Cut" geht über die Physis des Hauptdarstellers hinaus, über das entkräftete Pressen der Worte und das hastige Strampeln der Arme und Beine. Die illustrative Landschaftsmalerei, im Cinemascope-Verfahren auf 35-mm-Film überwältigend fotografiert, erschafft eine existenzialistische Dürre, die in Verbindung mit ruhenden Perspektiven und fortdauernden Schwenks einen von seiner Zeit eingeholten (Spät-)Western reanimiert. [...] 
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