Text-Formen #3: Clayton Cubitts “Hysterical Literature”

Feminismus, den Dualismus von Körper und Geist und den Kontrast von Kultur und Sexualität möchte der amerikanische Fotograf und Filmemacher mit seinem Clayton Cubitt (* 1972) mit seinem Projekt “Hysterical Literature” unter anderem untersuchen. Das heisst de facto: eine Frau sitzt an einem Tisch und liest aus einem Buch vor, während sie (ausserhalb der Sicht der Betrachter) von einem Vibrator stimuliert wird. Literatur als Ekstase – eine streitbare, eigenwillige Präsentationsform für literarische Texte.

Im August 2012 wurde das Projekt gestartet, bisher sind neun Sessions aufgenommen worden, die insgesamt zwanzig Millionen mal angeschaut wurden.

Die performenden Leserinnen dürfen ihre Lektüre selbst auswählen und sind vollkommen frei in der Art ihrer Reaktion. Das Setting – eine Leserin, ein Tisch, alles Schwarz/Weiss – soll so “unsexy” wie möglich sein, um die Aktion von allen Vorwürfen der Pornographie abzuschirmen, sagt Cubitt.  Bis auf eine Leserin hat keine der sich beteiligenden Frauen einen Hintergrund im Pornographie-Business.

“Is it art?” heisst eine weitere der häufig gestellten Fragen. Und die Antwort lautet: “Everything is art, when it’s done right.”

Die Aktion kann sicherlich auch als Werbung für die vorgelesenen Texte genutzt werden. So scheute sich der Autor Bret Easton Ellis etwa nicht, den Video von Stormy, die aus “American Psycho” liest via Twitter mit seinen Fans zu teilen:

Stormy has an actual orgasm while reading from AMERICAN PSYCHO: Hysterical Literature Session Four: http://t.co/toz7eJWCTx

— Bret Easton Ellis (@BretEastonEllis) 12. September 2013

Werden mit dieser Aktion die Grenzen von der Kunst zur Pornographie überschritten? Ist die Pornographie auch eine Kunst? Ist gerade die Hinführung zur körperlichen Ekstase eine würdige Präsentationsform für die Kraft der Literatur?

Was auch immer man von Cubitts Aktion halten mag – sie regt in jedem Fall zum Nachdenken über existenzielle Fragen zu Kunst, Kultur und Sexualität an.


Frühere Text-Formen

#1: Jack Kerouac und der Jazz

#2: Isabel Allendes Aphrodisiaka als “Klangbuch”



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