Mehr als ein viertel Jahrhundert lang hatte der amerikanische Öl- und Gaskonzern Chevron in Ecuador bei der Ölförderung anfallende, giftige Schlämme wild entsorgt. Lange Zeit schien es, als könne er sich einer Wiedergutmachung entziehen. Nun bekommt der Konzern doch noch seine verdiente Strafe
Erde, eingelegt in Öl – Bild: Der Weg e.V.
Die Chevron Corporation, die 2001 mit Texaco fusionierte, ist weltweit in 180 Staaten aktiv und hinterlässt nicht selten einen Anblick der Verwüstung in den ausgebeuteten Regionen. So auch in Ecuador, wo der Konzern über Jahre hinweg hochgiftige Schlämme in die Umwelt gepumpt hatte. Im Zeitraum von 1964 bis 1990 hatte er im ecuadorianischen Amazonabecken das angerichtet, was später als das ‘Tschernobyl des Amazonas’ in die Geschichte eingehen sollte. Vor einem ecuadorianischen Gericht war der Ölmulti dafür bereits zu einer Geldstrafe in Höhe von 8,6 Milliarden Dollar verurteilt worden. Zudem, so befand das Gericht in seiner Urteilsverkündung, müsse sich der Konzern bei den geschädigten Einwohnern der Region entschuldigen. Die Pipeline durch das Indianergebiet gehört übrigens der WestLB.
Die Manager taten stattdessen das, was sie immer in solchen Momenten tun. Sie schwiegen, sammelten in Windeseile sämtliche pfändbaren Vermögenswerte in Ecuador ein und schlichen sich von dannen. Daraufhin erhöhte das Gericht die Strafe auf 18 Milliarden Dollar. Lange Zeit blieb das Gerichtsurteil ohne jede Wirkung. Texaco saß sicher in den USA und lachte sich ins Fäustchen. Nun kommt jedoch neue Bewegung in die Sache. In einem Hilfeersuchen hatte sich Ecuador an Argentinien gewandt und die dortigen Verantwortlichen fackelten nicht lange. Vor wenigen Tagen haben sie das gesamte dort geparkte Vermögen von Texaco in Höhe von 19 Milliarden Dollar eingefroren.
Die Konzernchefs toben vor Wut. Als es dem Konzern in Ecuador eng zu werden drohte, hatte er bereits ein paar Alibi- Milliönchen springen lassen, um billig aus der Nummer rauszukommen. Darauf berufen sich die Anwälte der Umweltverbrecher nun. Bereits vor der Übernahme durch Texaco seien schließlich „entsprechende Regelungen getroffen worden.“ Die Richter beleidigte der Konzern aufs schlimmste. Das Urteil sei „ein Produkt aus Bestechung und Betrug und daher unrechtmäßig”. Den argentinischen Klägern beschieden die Anwälte des Konzerns, sie hätten „kein Recht, argentinische Vermögenswerte von Texaco zu sperren.“ Deren Anwalt sieht das hingegen anders. Er bezeichnete die Entscheidung als „richtungsweisend,“ und weiter: „Was wir der Welt vermitteln ist, dass wir in Lateinamerika von jedem Unternehmen, das hierher kommt, um unsere Bodenschätze zu fördern, verlangen, dass es denselben Umweltschutz- und Gesundheitsmaßgaben folgt, wie sie das in ihrem Ursprungsland tun.” Enrique Bruchou, der die 30.000 Huaorani– Indianer aus der Yasuni-Region des Ecuadorianischen Amazonas- Regenwaldes erfolgreich vertritt, will nun auch in Kolumbien eine Klage gegen den Konzern anstrengen, ebenso wie in Europa und Asien. Sollte er weiterhin erfolgreich sein, könnte es noch sehr viel teurer für den Umweltverschmutzer werden.
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