TEST: inFAMOUS Second Son

“inFAMOUS Second Son” sollte der Vorzeigetitel für Sonys Playstation 4 sein. Doch ist er es wirklich? Wir haben den Open-World-Titel ausführlich getestet und unter die Lupe genommen, ob der exklusiv Ableger mehr drauf hat als nur super Grafik!

Wer in solch einer Welt aufwächst, muss ja auf die schiefe Bahn geraten. Dilsin Rowe, ein 24 jährigen Rebellen mit noch unentdeckten Superkräfte, macht es seinem Bruder auch wirklich nicht leicht. Immer wieder muss sein Bruder, der als Polizist arbeitet, ihn wegen Vandalismus einbuchten. Delsin ist ein Sprayer, der sich an gar kein Gesetz hält und immer wieder für Ärger sorgt, bis er plötzlich bemerkt, dass er Superkräfte besitzt. Doch diese Kräfte werden nicht gern gesehen. Das Department of Unified Protection (D.U.P.) sperrt deswegen sogenannte Conduits ein. Im Volksmund nennt man sie auch Bioterroristen. Direkt zu Beginn von “inFAMOUS” macht Delsin Bekanntschaft mit der Regierungsbehörde und ihrer Chefin.

Um seinem Dorf, das bei einem D.U.P.-Angriff in keinem guten Zustand zurückgelassen wird, zu helfen, reist er mit seinem Bruder nach Seattle, dem neuen Hauptquartier der D.U.P. Die Stadt ist komplett abgeriegelt und zum Hochsicherheitsgelände gemacht worden. Auf dem Weg ins Herz der Einrichtung befreien wir also ganz nebenbei auch noch die Stadt von den Unterdrückern. Denn auch wenn anfangs alle Angst vor den Conduits haben – die Komplettüberwachung der Stadt und die Sonderrechte, die sich die D.U.P.-Truppen herausnehmen, gehen der Bevölkerung auf die Nerven und machen uns zum Helden.

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Während Delsin Rowe richtig begeistert von seinen neuen Superkräften ist, dreht sein Bruder komplett durch. Aber Delsin kriegt gar nicht genug davon, sieht sich selbst als eine Art Superheld, der die Menschheit von den D.U.P.-Truppen retten muss. Diese Ausstrahlung steckt auch den Spieler an. Viel häufiger als im Vorgänger benutzt man die Mächte, um angeschlagene Zivilisten wieder zu beleben oder Drogen Deals zu verhindern. Und natürlich um die Unterdrücker zu vertreiben.

Die Story spielt in einer relativ großen und recht offene Welt. Eine Brücke teilt die Stadt in zwei Zonen. Abgesehen davon kann Delsin aber von Anfang an hinreisen, wohin er will. An jeder Ecke warten Abenteuer, das gaukelt einem zumindest die Minimap vor. Doch wer sich länger abseits der Story-Hauptpfade bewegt, stellt recht schnell eine gewisse Anzahl an Wiederholungen fest. Im Prinzip läuft alles darauf hinaus, D.U.P.-Truppen aus einem Stadtteil zu vertreiben, sie also zu töten oder sie zu verschonen, um gutes Karma Willen. Am Anfang der Kampagne macht es noch Spaß, beispielsweise die Festungen der D.U.P zu zerstören, doch die Aufgaben wiederholen sich. Am Ende ertappt man sich dabei, dass man immer wieder denselben Kampf führt, einen Container zu Schrott Prügeln oder Graffiti an die Wände sprühen.

Was “inFAMOUS” fehlt, ist der Flair einer Open-World. Ansätze  sind zwar da, aber es fehlt das Gefühl in einer lebendigen Stadt unterwegs zu sein. Seattle erwacht mit jedem Prozentpunkt, den man die D.U.P. verdrängt, zum Leben. Aber so ein paar geskriptete Straßenmusiker, gut gelaunte Menschen und wiedereröffnete Cafés machen eben noch lang nicht die Erzählung besser. Sie sorgen nur für ein bisschen authentische Atmosphäre. Weil die Nebenmissionen so wenig bedeuten, fühlt man sich fast schon dazu gezwungen, die Kampagne im Affentempo zu Ende zu führen – Spielzeiten unter zehn Stunden sind keine Seltenheit.

Spiegelungen und Lichteffekte sind aber dafür vor allem bei Nacht eine Wucht! Hier hat Sucker Punch Productions nicht zu viel versprochen. Vor allem die Nachtlevel haben es uns angetan: Wenn sich auf den nassen Straßen und den Fassaden der Metropole die vielen hundert Neonlichter spiegeln, dann hat das schon seinen ganz eigenen Charme. Manchmal ertappten wir uns dabei, wie wir einfach auf einem Dach stehen und die bunten Straßenzüge anschauen. Es gibt halt Ecken, die laden einfach zum Verweilen ein.

Wer schon von der Spielgrafik begeistert ist, wird in manchen Zwischensequenzen die Arme in die Luft werfen vor Jubel. Vor allem die Gesichtsanimationen sind so genial gelungen, dass cineastische Meisterwerke wie “Beyond” zum Greifen nah sind. Ein paar Szenen sehen zwar auch unfertig und unrund aus  aber allgemein ist “inFAMOUS” ein Augenschmaus und zeigt, was in der Playstation 4 steckt.

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Beim Klettern tritt Delsin gern mal daneben… Enttäuschend ist leider die unpräzise Steuerung, vor allem, wenn man klettern muss. Hierbei hilft vor allem die Neonkraft, mit der man dank eines Fähigkeiten-Addons unendlich lang an Fassaden hochspurtet. Wer aber gerade nur Rauch zur Verfügung hat, muss klettern – eine Qual. Delsin tritt permanent daneben und springt an Vorsprüngen, an denen er sich festhalten kann, vorbei. Das nervt. Ebenso, dass Delsin trotz seiner Superkräfte überall hängen bleibt. Rennt er über eine kleine Hecke, kann das die Steuerung total durcheinander bringen. Einer der Tiefpunkte in Sachen Steuerung ist der Bosskampf: Permanent muss man Attacken ausweichen, doch der Boden ist vollgestellt mit kleinen Bäumchen, Trümmern und Zeug. Delsin bleibt permanent irgendwo hängen und stirbt dann. Abseits von Jump and Run Szenen funktioniert die Steuerung aber erfreulich gut. Gerade die Kämpfe gehen leicht von der Hand. Mit der Neonkraft, eine Art Snipergewehr, lässt sich sogar kurz die Zeit verlangsamen, um noch besser zu zielen. Ein Deckungssystem vermissn wir nicht – dafür habt man ja die coolen Superheldenkräfte.

Fazit:

“inFAMOUS Second Son” ist ein wunderschöner Beweis, wie die Next-Gen auszusehen hat. Aber dieGrafik ist nicht alles! Aufgrund von inhaltlichen Schwächen und einigen nervenaufreibenden Klettertouren reicht es nur für ein gutes Ergebnis.



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