Vor etwas mehr als einem Monat hat mir eine Werbeagentur die neue Bosch Tassimo T40 Maschine und eine grosse Auswahl an Getränken zugeschickt. Grund war vor allem mein 2007er-Testbericht über die Braun Tassimo. Da ich bekanntlich aus Leidenschaft Tester bin und mir auch ein Verriss freigestellt wurde, habe ich die Herausforderung angenommen und präsentiere nun stolz meinen neuesten Testbericht.
Natürlich wird die neue Maschine an der alten gemessen. Die Getränke kann ich nur schwer vergleichen, weil ich seit Jahren nur noch Espresso mit meiner Tassimo zubereite.
Verpackung und Inbetriebnahme
Natürlich muss man zuerst auspacken und dieser Vorgang gibt die erste Idee, wie wichtig dem Hersteller die Bedienung ist. Die T40 lässt sich schnell und einfach auspacken. Die Verpackung erscheint nicht wesentlich grösser als das Gerät und die Maschine muss nicht extra zusammengesetzt werden. Auch halten sich die Verpackungsteile in Grenzen, die zum Schluss rumfliegen. Enttäuscht war ich nur vom Styropor, das als Polsterung eingesetzt wird. Hier hätte auch ein Stück Pappmaché gereicht.
Nach einer kurzen Erstreinigung konnte es auch schon losgehen. Auch hier hält sich der Aufwand angenehm in Grenzen.
Aussehen
Die Neue sieht besser als die Alte aus. Moderner und etwas platzsparender. Statt rund, jetzt eckig. Die Maschine passt besser in Ecken hinein mit ihrer neuen Form, aber sie ist etwas tiefer.
Das Bedienpanel ist aufgeräumt und sieht futuristisch aus. Insgesamt ein Schritt nach vorn.
Neuerungen
Vom Aussehen abgesehen, kommt die neue Maschine mit einigen Neuerungen daher. Besonders praktisch ist die versteckte Halterung für die Reinigungsdisc, weil man das Ding sonst jedes Mal panikartig in den Küchenschränken sucht. Neben der Reinigungsdisc versteckt sich dort auch die Schnellanleitung für die Reinigung.
Der Wasserbehälter hat jetzt einen Henkel und einen geänderten Deckel. Leider klemmt der Henkel beim Hochklappen scheinbar absichtlich etwas. Das finde ich unbequem.
Die Höhenverstellung des Tassenpodestes ist nicht mehr so fummelig. Leider gibt es nur zwei Stufen. Hier hätte ich mir noch etwas dazwischen gewünscht, da die Maschine mit ihrer neuen Düse manchmal etwas spritzt. Deswegen sollte die Tasse nahe an der Düse stehen, damit nix daneben geht. Als Tipp: Für die Erstreinigung unbedingt eine hohe Tasse oder ein hitzefestes Glas nehmen, es spritzt sonst etwas unschön.
Als grösster Unterschied erweisst sich das neue Heizverhalten. Während Maschine Alt noch vorheizte, legt die neue Maschine gleich los. Sie wärmt zwar auch vor, aber nach dem Knopfdruck und nicht davor. Das spart nervige Warterei. Allerdings scheint damit auch einher zu gehen, dass der erste Espresso aus der Maschine keine tolle Crema bekommt, sondern nur der zweite. Ich habe schon mit einer leeren Disc einen Vorlauf probiert. Das behebt das Problem der Crema beim ersten Espresso, aber der zweite danach wird trotz warmer Maschine oben etwas nackig.
Die Disc lassen sich einfacher einlegen als früher und der Verschluss schliesst und öffnet sich sehr wertig und mit Dämpfung. Wobei ich ganz ehrlich das kleine Schauglas im Deckel vermisse. Man hat so schön gesehen, wie das Wasser in die Disc strömt.
Aufgefallen ist mir, dass die Neue deutlich mehr Dampf erzeugt, denn beim Wechseln der Disc zischt es doch sehr deutlich. Ich nehme das mal als gutes Zeichen. Der Schaum der Milchsorten wird wohl auch deswegen durchaus ordentlich.
Auch positiv zu erwähnen ist, dass der Ein-Auschalter jetzt vorn ist und weiterhin als echter Netzschalter fungiert. Die Maschine wird vom Stromnetz getrennt. Praktisch und umweltverträglich. Den echten Ausschalter hatte schon die Alte, aber leider hinten. Man kam gut ran, aber was man sieht, funktioniert besser.
Die neue Tassimo produziert kein Restwassser mehr. Soll heissen, beim Aufwärmen läuft kein Wasser mehr in den Auffangbehälter, um den Druck abzubauen. Das hat damals bei mir für Überraschungen gesorgt, weil der Behälter plötzlich voll war bzw. ich gerade mit dem Ausspülen beschäftigt war, während sie schon vor Begeisterung sprudelte.
Funktionalität
An der Funktionalität hat sich nicht viel geändert. Maschine anschalten, Deckel auf, Disc rein, Deckel runter, Tasse drunter, Knopf drücken. Fertig! Wie erwähnt muss nicht mehr vorgeheizt werden, sondern man drückt auf den Knopf und kann wegrennen. Ich habe den Eindruck, dass das Vorheizen schneller geht als bei der alten Maschine und die Zeit zwischen Anschalten und Kaffee kürzer ist. Wobei ich nicht ganz weiss, ob das gleiche Ergebnis rauskommt. Siehe das Beispiel Espresso weiter oben.
Reinigen muss man an der Maschine nicht viel. Gelegentlich mal spülen (Reinigungsdisc), den Träger abwischen und natürlich den Wasserbehälter immer mal ausspülen. Der Auffangbehälter für Resttropfen kann in den Geschirrspüler. Wir sind in Jena-West mit sehr weichem Wasser gesegnet, so dass mich das Thema Kalk kalt lässt.
Getränke
Das Wichtigste an einer Kaffeemaschine ist wohl der Kaffee. Aber nicht nur der. Zur Auswahl an Getränken gehören auch Tee, Kakao und halber Kaffee, also koffeinfrei. Eine Liste der Sorten mit Wertung findet sich weiter unten.
Bei der alten Maschine war ich nicht sonderlich angetan von allen Kaffeegetränken, die Milch mitbrachten, also Macchiato oder Cappuccino. Es schmeckte immer irgendwie chemisch. Deswegen habe ich nie wieder diese Sorten gekauft. Die neuen Getränke mit Milch scheinen mittlerweile echte Milch zu beinhalten. Zumindest liest sich die Inhaltsliste so.
Wir waren positiv überrascht, dass der Caramel Macchiato gut schmeckt und auch die Milka Schokolade lecker ist. Mir ist es aber zu wenig Milch, deswegen giesse ich immer noch einen Schwups auf beide Getränke drauf.
Der Schaumfaktor geht durchaus ok. Die neue Maschine macht mehr Druck und mehr Dampf, was sich positiv auf die Getränkequalität auswirkt.
Der normale Macchiato ist auch ok, aber reizt mich persönlich nicht. Am Cappuccino kann ich nichts finden, er schmeckt einfach nicht rund.
Der reine Espresso war schon immer unser Favorit. Gerade nach dem Abendbrot kippen wir immer noch einen hinter. Der normale Standardespresso schmeckt ok, besser ist aber der Carte Noir (beides nicht aus dem Testpaket, sondern aus dem eigenen Küchenschrank). Mit der neuen Maschine hat sich aber, wie oben schon erwähnt, Unzufriedenheit über die Crema des Espresso eingestellt. Ich war schon knapp vorm Zurückholen meiner alten Maschine.
Mit der Jacobs Krönung und der XL-Tasse kann ich nix anfangen. Der Geschmack ist einfach nicht mein Fall. Die Starbucks-Discs sind besser, aber das Ergebnis ist extrem stark. Also definitiv nur für schläfrige Zeitgenossen und Leute mit starkem Magen.
Die Kaffee-HAG-Disc gehen in Ordnung, aber wären nichts, was ich mir selbst kaufen würde. Der Geschmack ist einfach nicht kaffeeartig genug. Ich weiss auch nicht, woran das liegt. Eventuell bin ich zu verwöhnt von Espresso-Getränken bzw. meinem Bodum-Press-Kaffee.
Bei der ersten Maschine stand bereits Tee auf der "macht keinen Sinn"-Liste. Diesmal gab es Früchtetee zum Probieren und ich ändere mein Urteil über Tee aus der Tassimo nicht. Man kann ihn trinken, aber er ist sehr "dicht" und scheint sehr säurehaltig zu sein. Hier nehme ich lieber wieder einen guten Teebeutel oder losen Tee. Die Zeitersparnis macht nicht den Geschmacksverlust wett.
Hier noch die Liste der Sorten aus dem Testpaket und meine geschmacklichen Einschätzung dazu. Skala 1-10, wobei 10 der Hammer ist und 1 nicht mal der Rede wert.
- Jacobs Caramel Macchiato - 8
- Milka Kakao - 8
- House Blend Mélange Maison Starbucks Coffee - 7
- Jacobs Latte Macchiato - 6
- Café Hag Crema - 5
- Jacobs Cappuccino - 5
- Jacobs Krönung - 3
- Jacobs Caffe Crema XL - 3
- Twinings of London Früchtetee - 2
Ökologie
Die Umweltverträglichkeit ist das Kriterium, dass mich nicht zum Grossverbraucher von Kaffee-Discs macht. Mit jeder Tasse bleibt Plastik und dickes Alu übrig. Wenn mich Tassimo zum Großverbraucher machen will, dann sollte hier eine umweltverträgliche Variante schnellstmöglich eingeführt werden. Auch bitte kein Hinweis auf den Grünen Punkt oder anderes minderwertiges Recycling. Umweltverträglich ist, was man nicht recyceln muss.
Das ist natürlich eine Herausforderung, weil die Discs Hitze und Druck aushalten müssen. Gepresster Zellstoff und gestärktes Papier für die Discs werden es wohl nicht bringen. Wir waren auf dem Mond, also werden wir hoffentlich auch hier eine Lösung finden.
Wiederbefüllbare Discs wären auch cool. Einfach aufschrauben, Espresso rein, zuschrauben und lecker... das wäre eine Massnahme. Ja, ich weiss, dass widerspricht dem Discprinzip, denn das Geld wird mit den Discs verdient und nicht der Maschine bzw. nur indirekt mit dem Kaffee.
Vom Stromverbrauch wird sich die Maschine nicht viel zu einem Wasserkocher nehmen, weil die Menge des zu erwärmenden Wassers deutlich geringer ist und deswegen sogar ein Spareffekt eintreten könnte. Aber ich habe das nicht nachgemessen.
Fazit
Die neue Tassimo-Maschine ist ein deutlicher Fortschritt in Design und Funktionalität gegenüber der alten Serie. Die Qualität vieler Sorten hat seit meinen ersten Versuchen auch deutlich zugelegt. Speziell der Caramel Macchiato könnten sich zum neuen Favoriten der Frau entwickeln. Für mich bleibt es beim gelegentlichen Abendespresso.
Kaufen würde ich mir keine eigene Maschine. Wenn ich nicht die erste geschenkt und die zweite gestellt bekommen hätte, wäre ich nicht beim Tassimosystem gelandet. Zumindest nehme ich das an, weil man als Besitzer Werbung für solche Systeme eher nicht mehr wahrnimmt.
Mich stört weiterhin der Abfallberg und an der Verpackung hat mir das Styropor nicht gefallen. Es gibt genug Altpapier zum Verpressen.
Als nachteilig am Tassimo-System erweisst sich auch die geringe Menge an teilnehmenden Kaffeeherstellern. Wenn man sich die Senseo anschaut, da bekommt man jede Menge Pads überall zu kaufen. Hier ist wohl auch die Kompliziertheit und der hohe Patentschutz der Discs ein Hinderungsgrund für eine grössere Auswahl.
Da ich gerade in den USA bin, werde ich mir die Auswahl hier ansehen und einige Sorten mitnehmen. So bin ich bereits vor zwei Jahren vorgegangen, weil es hier einige Sorten gibt, die wir in Europa nicht kennen.
Leider habe ich nicht das Highend-Model T85 zum Test bekommen, denn da ist noch ein Wasserfilter und Beleuchtung dran. Wobei der Wasserfilter in Jena-West nicht nötig ist, da wir sehr weiches und geschmacklich neutrales Wasser haben.
Alle hier erwähnten oder abgebildeten Marken und Namen sind selbstverständlich Eigentum der entsprechenden Unternehmen. Dieser Bericht ist absolut subjektiv und stellt keinerlei Kauf- oder Nichtkaufempfehlung dar. Ich wurde nicht bezahlt, um diese Inhalte zu präsentieren. Man hat mich mit der Kaffeemaschine und der Aussicht auf freie Meinungsäusserung motiviert.