Ein Wunsch-Artikel für eine anonyme Leserin. Danke für die Anregung!
Geiger, so heißen sie im Internet, die Männer, die sich eine Geliebte halten und das verheimlichen. Schön ist das eigentlich nie – vermutlich für keine/n der Beteiligten. Und um gerecht zu sein: Geigerinnen gibt es ebenfalls, und zwar nicht zu knapp. Aber egal, wer nun wen betrügt und das verheimlicht, glücklich macht es nicht. Und dabei geht es vermutlich weniger um Leidenschaft als vielmehr um Respekt. Von Liebe mag ich hier gar nicht sprechen, das wissen nur die Beteiligten selbst und für jeden definiert sich dieser Begriff aus den unterschiedlichsten Mischungen: Von Sehnsucht über Zärtlichkeit, Vertrauen, Verbundenheit, Nähe, gemeisterte Krisen bis über den Tod hinaus.
Kommen wir zunächst zur Leidenschaft: Die ist sicherlich häufiger in der Beziehung zur/zum Geliebten zu finden als in der altgedienten Beziehung. Warum? Na klar, das wissen wir: weil natürlich alles neu ist. Mit einem neuen Partner an der Seite stehen wieder alle Türen offen, Körper entdecken sich, Blut wallt und letztlich könnte dieser Mensch ja auch endlich der sein, mit dem die nie gefundene, aber doch bestimmt irgendwo existente Hollywood-Liebe endlich möglich ist! Aber bis man das weiß, verrät man es dem anderen, “alten” Menschen nicht.
Betrug hat mit Liebe wenig zu tun. Betrug kaschiert Angst, meist vor Verlust, oft vor Entscheidungen, immer vor Konsequenzen. Betrug ist erbärmlich, egal wie sich der/die Betrüger/in als Opfer oder schlauer Taktiker inszeniert.
Erregung ist ein Geschenk und Sehnsucht hält sie am leben, eine Beziehung ist die Arbeit drum herum, das Pflügen, das Säen, das Ernten. Verdient das Wohlwollen? Nicht immer. Wer seine Beziehung lieblos beackert oder gar die ganze Arbeit dem anderen allein überlässt, der sollte sich nicht wundern, wenn er/sie selbst woanders Zuflucht sucht oder der langjährige Partner sich verabschiedet. Niemand will ungeliebt sein. Niemand will betrogen werden.
Und das ist der Respekt, den ich meine. Meine Hochachtung verdient jeder Mensch, der in einer Beziehung ist, sich fremdverliebt und das offen legt. Ob der neue Mensch im Leben wirklich die größere Liebe ist, ob die alte Beziehung wirklich so tot war, das wird man dann sehen – aber hier geigt nicht einer allein und betrügt und hintergeht so zwei Menschen, von denen er behauptet, sie zu lieben. Hier können Auseinandersetzungen auf Augenhöhe stattfinden, und natürlich ist das schmerzhaft, vor allem für den Menschen in der Mitte, unseren Musiker. Und das zurecht! Dieser Mensch ist es ja auch, der Veränderung will. Und man macht sich ja auch etwas vor, wenn man denkt: Halte ich mal die Füße still, sag´s mal niemandem, halte beide hin, irgendwie wird´s schon. In den meisten Fällen ist das Bullshit. Da findet die/der Betrogene es heraus und die Hütte brennt. Oder die/der Geliebte macht den ersten Zug in die Offensive und auch hier brennt die Hütte. Was löst sich im Leben denn schon in Wohlgefallen auf…? Lügen, Betrügen, Schmerz zufügen niemals.
Für keinen der drei Beteiligten.
Dieser Artikel ist auf Anregung hin entstanden. Um Gleichberechtigung geht es hier nicht im Geschlechter-Sinn, sondern im Beziehungs-Sinn während einer Krisensituation, die viele von uns schon erlebt haben – in welcher Position auch immer. Auf den Aspekt des Triebhaften habe ich verzichtet, weil ich diese Diskussion polemisch und wenig hilfreich finde – zumal “Trieb” an sich vielleicht Motivation, aber kein Verhaltensmuster ist, und um diese geht es mir hier. Wer will, kann dazu hier die Wiki-Einträge (hier der zum Sexualtrieb), hier oder hier weiterlesen.