Tausche FDP gegen beschädigten Bundespräsidenten

Merkel hat gesprochen. Nein, Sie haben sie nicht gehört, deswegen sind Sie ja auch noch wach und munter. Aber gestern hat die CDU in ansonsten zu vermissender Klarheit klargemacht, wer die Leiche ist, über die sie gehen wird, um durch das Jahr zu kommen
Man könnte es natürlich für einen Zufall halten, dass Annegret Kramp-Karrenbauer, von der wir seit ihrer mißglückten Wahl vor nicht mal einem halben Jahr nichts mehr gehört haben, ausgerechnet das Dreikönigstreffen der FDP als Forum nutzte, um ihr die Scheidungspapiere zuzustellen. Die Gründe, die sie dafür nennt, hatte sie schon seit Wochen und wird sie auch noch für Wochen haben. Und ja, mit einer Partei, deren Spitzenpersonal aus der Partei austritt oder wegen Skandalen zurücktritt und die nicht mal mehr einen Vorsitzenden hat, weil der Nachfolger auch Mist gebaut hat, kann man nicht zusammenarbeiten. Schlimmer wäre es eigentlich nur, wenn der Generalsekretär eben dieser Partei auf seinem eigenen Vorgesetzten rumhackt, wie wir das gerade auf Bundesebene erlebt haben.

Man könnte auch sagen, dass eine Partei zerrüttet ist, ist kein Grund, nicht mit ihr zu regieren, sondern normalerweise sehr angenehm. Ist natürlich blöd, wenn man sich noch Grüne eingekauft hat, die sich geradezu mustergültig verhalten - ist blöd, weil man nicht so schön allein regieren kann wie die Merkel gerade, und ist blöd, weil man die Grünen adelt. Kurzum: Es sieht schlecht für die CDU aus, es sieht schlecht für die FDP aus, es ist der Abschied von Jamaika und damit endgültig der Abschied von Schwarz-Grün. Und es sieht zu allem Überfluß noch gut für die Grünen aus und richtig gut für die SPD, die sich jetzt als Stabilitätsanker präsentieren kann, und das macht sie natürlich auch, anstatt nochmal über Rot-rot-Grün nachzudenken oder gleich über Neuwahlen. Das kleine Saarland zeigt, auf welche Karte die CDU 2013 setzt, gegen den Lagerwahlkampf - das sind wir, das ist die große Koalition. Und das kann man gegen Rot-Grün gut verkaufen.

Vor allem aber gab es keine Umstände, keinen Zeitpunkt, unter dem das Auseinanderbrechen dieser Koalition eine gute Entscheidung gewesen wäre. Es sei denn, man kann so die Bluthunde von der Spur des Bundeswulffs abbringen, und das hat ganz gut funktioniert. Wulff zu stützen - als degenerierten, völlig von Merkel abhängigen Präsidenten ohne einen Hauch von Einfluß und Glaubwürdigkeit, kann - kann - langfristig eine gute Idee sein, kann sogar Bestandteil einer Strategie für 2013 sein. Zuallererst hat die Merkel dann nur noch den Lammert am Hals, der ihr dann und wann widerspricht. Desweiteren hat Springer bereits signalisiert, dass sie dann einfach auch unsere Präsidentin ist:

Wahres Staatsoberhaupt
Wie Kanzlerin Merkel vom Wulff-Desaster profitiert

Wo? Na, auf WO natürlich

Ihr Schweigen in sämtlichen Bereichen wird dort als Überparteilichkeit und außerdem als gemeinschaftsstiftend interpretiert. Ich habe keine Ahnung, wie man auch nur auf die Idee kommen kann, aber den selben Medien ist es ja auch schon gelungen, die Achten und Pirouetten während der "Euro-Rettung" mit massiver Beglückung von Banken und Finanzmanagern als Kurs zu verkaufen, der uns Geld spart. Nicht auszuschließen, dass die Deutschen auch das fressen - ein Volk, dass seinen Präsidenten zu 75 Prozent für unehrlich und unglaubwürdig hält, von dem aber fast 60 Prozent wollen, dass er bleibt, ist verwirrt genug.

Auf der Strecke bleiben wird dabei natürlich endgültig die FDP, für die es jetzt wirklich nur noch eine Rettung gibt: Raus aus der Koalition. Mit einer vulgärlibertären Weinkönigin wie Brüderle würde das zwar mehr denn je ein Haufen sein, mit dem ich nichts zu tun haben möchte, aber der Anschein eines Rückrats bliebe gewahrt, und als Opposition einer großen Koalition unter Präsidentin Merkel wird man es leicht haben. Kann natürlich auch sein, dass die Wähler Rot-Grün mit ein paar Erweiterungen wählen (Piraten, Linke), wobei ein Gabriel dann sagen würde: Machen wir! Und ein Steinbrück nicht, der wäre dann sehr staatstragend und verantwortlich. Ich habe mich jetzt also auch entschieden: Merkel muss weg. Und deswegen brauchen wir einen Geier wie Gabriel, der die Optionen nutzt, die da sind. Politik machen kann man ja eh nicht nur im Saarland schon lange nicht mehr. Aber es ist nicht auszuschließen, dass Gabriel nach einem Jahr Kanzlerspielen dann ein paar seiner Reden nachliest und auf deren Basis vielleicht sogar vernünftig regiert. Oder besser: Reagiert.

Hey, man wird ja noch träumen dürfen. Vor allem am Samstag. Bei diesem Wetter.

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