Tatort Sandkasten: Wenn aus Spiel Gewalt wird

Es ist ein sonniger Nachmittag. Wir toben auf dem Spielplatz, schaukeln, rutschen, buddeln im Sand. Ein perfekter Moment. Nicht wahr?

Nein. Es ist eben nicht wahr. Denn dieser Moment wird gestört. Von Kindern.

Während ich mit meiner einjährigen Tochter im Sand sitze, landet gleich hinter ihr ein Junge auf dem Boden, der nicht etwa gestolpert ist. Nein, er wurde von einem anderen Kind geschubst. Was an sich nicht weiter schlimm wäre. Rangeleien unter Kindern sind normal. Nicht normal ist es jedoch, dass dem am Boden liegenden Jungen anschließend von dem anderen in den Bauch getreten wurde. Und schon vorher ging es eine ganze Weile so.

Eine Gruppe von sechs bis sieben Kindern verschiedenen Alters, Mädchen und Jungen, prügelten sich schon eine ganze Weile. Was scheinbar im Spaß anfing, wurde zunehmend agressiver. Lag einer am Boden, traten gleich mehrere Kinder auf denjenigen ein. Am Ende lag einer da, und ein kleiner Junge von vier, vielleicht auch fünf Jahren, saß auf ihm und schlug mit der Faust in sein Gesicht.

Ich war geschockt und sprachlos und wäre am liebsten einfach sofort gegangen. Doch mein Sohn spielte ein paar Meter abseits gedankenverloren im Sand und wir waren doch gerade erst da. So nahm ich meine Tochter aus der Gefahrenzone und schaute mich vergeblich nach den Eltern dieser Kinder um.

Fehlanzeige. Sie waren allein dort und konnten ihrer Aggressivität freien Lauf lassen. Tatsächlich wirkte es nicht so, dass diese Kinder untereinander Streit hatten. Sie prügelten sich einfach zum Spaß, keiner weinte, keiner wurde in irgendeiner Weise verletzt. Zumindest nicht äußerlich.

Was die Sache für mich nicht weniger schlimm macht. Denn aus Spiel kann auch ganz schnell Ernst werden. So wird Gewalt geschürt. Sie hatten sichtlich Gefallen daran. Und das erschüttert mich. Es sind Kinder! Was muss in ihrem Leben nicht richtig laufen, dass sie an so etwas Gefallen finden? Was ist mit den Eltern? Kümmert es sie nicht, was da passiert? Oder wird ihnen womöglich Zuhause Gewalt angetan?

Doch was noch viel wichtiger ist: Wie kann ich mein eigenes Kind vor solchen Übergriffen schützen?

Es kann überall passieren, auf dem Spielplatz, auf dem Schulweg, selbst auf dem Schulhof, wo es sogar eine Aufsicht gibt, konnte es geschehen, dass ein Junge von drei anderen krankenhausreif geprügelt wurde. Solche Nachrichten hört man immer häufiger und es ist mehr als erschreckend.

Noch sind meine Kinder klein und gehen nie ohne Begleitung aus dem Haus. Doch irgendwann kommt die Zeit, wo auch sie allein losziehen. Und wenn ich an die Situation auf dem Spielplatz denke, bereitet mir das Bauchschmerzen. Ich möchte nicht, dass meinen Kindern so etwas je passiert. Genauso wenig möchte ich, dass sie selbst irgendwann anderen weh tun.

Ich habe einen Artikel gelesen, in dem einige gute Tipps angeführt wurden. Ich werde in Zukunft versuchen, meine Kinder dazu anzuhalten, bedrohlichen Situationen aus dem Weg zu gehen, Orte zu meiden, an denen häufig gewaltbereite Kinder zusammenkommen. Doch immer kann man solchen Situationen sicher nicht aus dem Weg gehen.

Was tun, wenn plötzlich eine Gruppe von Kindern da steht und eine Prügelei anzetteln will?

Beine in die Hand nehmen, wäre eine Möglichkeit. Oder cool bleiben, nicht auf Sticheleien eingehen. Selbstbewusst sagen, dass man keinen Ärger will und der Bande den Rücken kehren. Das wichtigste ist aber, dass das Kind ruhig bleibt, ansonsten wird es schnell zum Opfer.

In der Theorie klingt das ziemlich einfach. Ich selbst war ein sehr ängstliches Kind und habe so manches Mal weinend die Flucht ergriffen.

Wir müssen unseren Kindern helfen, ein gutes Selbstwertgefühl aufzubauen, ihnen erklären, warum solche Kinder schnell zuschlagen – nämlich weil sie Probleme haben, sei es mit sich selbst oder in der Familie, und weil sie so ihren Frust abbauen oder sich beweisen wollen. Vielleicht werden sie aber auch von anderen zu solchen Taten gedrängt oder wollen damit beeindrucken.

Und wenn wirklich mal etwas passiert?

Ein körperlicher Angriff kann das Selbstwertgefühl eines Kinders stark beeinträchtigen. Das wichtigste ist, dass wir unser Kind dann trösten und ihm niemals Vorwürfe machen. Unsere Kinder müssen wissen, dass es meist nichts Persönliches ist, wenn es zum Opfer wird, sondern dass die Täter oft einfach nur jemanden suchen, der jünger oder anders ist und deshalb in deren Augen schwächer erscheint. Und wir müssen unseren Kindern unbedingt dabei helfen, ihr Selbstbewusstsein wieder zu stärken. Das könnten wir zum Beispiel durch Rollenspiele machen:

„Spielen Sie deshalb mit Ihrem Kind eine Bedrohungssituation zu Hause einmal durch. Versuchen Sie als Angreifer Ihr Kind zu provozieren und gehen Sie verschiedene Reaktionsmöglichkeiten durch. Das könnte Ihrem Kind helfen, in einer Gewaltsituation taktisch klug zu reagieren.“ Quelle: Kinder.de

Gewalt unter Kindern – etwas, das ich nie verstehen werde und das mich zutiefst erschüttert. Warum passiert so etwas?

Ich hoffe, dass meinen Kindern eine solche Situation erspart bleiben wird. Ich wünschte, ich könnte sie ihr Leben lang vor allem Übel schützen. Ich werde mein Bestes geben, damit stark und selbstbewusst durchs Leben gehen können.



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