Tanti auguri: Kindergeburtstag „all’italiana“

Tanti auguri: Kindergeburtstag „all’italiana“

Hand aufs Herz: Was kommt euch beim Wort „Kindergeburtstag“ in den Sinn? Lasst mich raten: Organisieren, Spiele, Einladung, Putzen, Aufräumen….? Also nichts, was mit einem angenehmen, erholsamen Anlass einhergehen könnte. In Italien kann dieser auch für die Mutter des Geburtstagskindes angenehm und erholsam sein, denn meistens finden die Partys ausserhalb der eigenen vier Wände statt und werden von einer Animatorin spielerisch begleitet. Ausser mehr oder weniger tief in den Geldbeutel zu greifen braucht die Mamma folglich nicht viel mehr zu tun.

Zur Gästeschar gehören allerdings nicht nur die Sprösslinge, sondern meist auch deren Eltern. Denn diese wollen die Verantwortung ihrer Schützlinge nicht an die Eltern des Gefeierten abgeben, sondern den Nachwuchs selber unter Kontrolle halten. Während die Kleinen spielen und herumtoben, halten die Grossen untereinander ein Schwätzchen und tun sich am Buffet gütlich.

So weit, so gut. Ausser für Schweizer Mütter, denn: Italienische Kindergeburtstage sind laut und die Kinder toben ohne Animation ungebändigt wie eine Herde Löwen herum. Ein Schreckgespenst, an das man sich erst im Laufe der Zeit und nach fortgeschrittener Integrationsstufe gewöhnt. Ihr könnt Euch vorstellen, dass mir bei drei schulpflichtigen Kindern mehr Einladungen ins Haus flattern als mir lieb wäre. Mittlerweile hat sich deren Flut etwas gelegt, denn je grösser, desto selbständiger organisieren die Kids ihre Feste und wollen die Grossen nicht mehr dabeihaben. (Ausser meine, die sich sooo gerne von den Eltern bekochen lassen und ihre Freunde in ihr eigenes Reich einladen und so mussten wir erst kürzlich 15 Teenager bekochen und wenige Wochen später eine Handvoll 8jährige in Schach halten).

Bis es aber soweit ist, hat man sich durch gefühlte 50 Partys gequält. Dies, weil der Small Talk unter Eltern das übliche oberflächliche Geplauder über die Schule und den Schulstoff, etwaige Gerüchte oder irgendwelche anstehenden Projekte beinhaltet. Nichts Weltbewegendes, worauf man nicht verzichten könnte, wenn man mit drei Kids, Job und ohne grosselterliche Unterstützung den Alltag stemmen muss und somit über keinen Vorrat an freier Zeit verfügt. Die Tatsache, dass ich mehr als ein Kind habe, erlöst mich oftmals von der erwarteten Präsenz, so dass ich mein Kind getrost abliefern und nach dem Anschnitt der Torte wieder abholen darf. Ein echtes Privileg. Übrigens wird der Anschnitt der Torte von den erwachsenen Anwesenden stets mehr oder weniger sehnlichst erwartet, denn dieser Moment läutet den Schluss der Feier ein. Kaum ist die Torte verputzt, darf man sich verabschieden.

Bitte versteht mich nicht falsch: Ich möchte nicht überheblich klingen und kann euch versichern, dass mir diese Feste mittlerweile insgeheim durchaus Freude bereiten – endlich sieht man sich wieder ausserhalb der Schulmauern, kann das eine oder andere Thema vertiefen, lernt sich besser kennen und erfährt auch mal Nützliches für den Familienalltag. Also haben auch noch so chaotische Feste eine Kehrseite der Medaille: Nämlich das Zusammensein mit den unterschiedlichsten Leuten, mit denen man wenn auch nicht dieselben Interessen, wenigstens etwas gemeinsam hat – ein Kind im gleichen Alter und in derselben Klasse. Und das verbindet doch ungemein, nicht?

Na dann: Tanti auguri!

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Tanti auguri: Kindergeburtstag „all’italiana“Sarah Coppola-Weber ist gebürtige Ostschweizerin mit italienischem Pass. Sie lebt mit einem neapolitanischen Ehemann, zwei Töchtern (14 und 11) und einem Sohn (7) seit 17 Jahren in der Nähe von La Spezia. Für “Die Angelones” schreibt die angehende Doula über Familien -, Gesundheits- und Ernährungsthemen und lässt dabei die LeserInnen am facettenreichen italienischen Alltag teilhaben, wo der Ausnahmezustand oft an der Tagesordnung und von „dolce far niente“ keine Spur ist!

Mehr über Sarah und ihre Familie erfährt ihr in im spannenden Interview, das wir mit ihr führen durften!

Seid gespannt auf Sarahs nächster Bericht, in welchem sie uns erzählen wird, was die Italiener unter „Apericena“ verstehen und wie es um die Kinderfreundlichkeit in öffentlichen Lokalen so steht.

Sarahs bisher erschienenen Beiträge könnt ihr hier nachlesen:


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