Die sympathische Schauspielerin Tamara Stern verkörpert die Titelrolle im Ein-Frau-Musical „Heute Abend: Lola Blau“ von Georg Kreisler. Einem Dauerbrenner, der in sieben Saisonen hintereinander vor ausverkauftem Haus am Vorarlberger Landestheater in Bregenz von ihr gespielt wurde. Nun begeistert sie in dieser Rolle das Publikum im Off-Theater. In Berlin aufgewachsen, absolvierte sie ihr Schauspielstudium in Israel, wo sie 2000 auch als Israelische Nachwuchsschauspielerin ausgezeichnet wurde. Seit nunmehr neun Jahren ist sie in Wien zuhause.
Der häufige Einschub – (Stern lacht) – kann leider nur ungenügend den Spaß der Schauspielerin wiedergeben, mit dem sie die Fragen beim Interview beantwortete. Denken Sie sich einfach ein wunderschönes, musikalisches, perlendes Lachen dazu und genießen Sie diesen Text!
Lola Blau ist ja so etwas wie eine Paraderolle für Sie. Warum ist das so?
Das Stück ist in Deutschland und Österreich rauf und runter gespielt worden. Es ist ein Stück, das das Publikum gerne und begeistert annimmt. Ich habe schon einige Lola-Produktionen gesehen und mir auf Youtube viel angeguckt, aber in meinem Fall glaube ich, dass es durch meine Geschichte so ein bisschen wie der Deckel auf den Topf passt – wie auch der jüdische Humor, der mir durch meine Eltern natürlich in den Knochen steckt.
Tamara Stern, Heute Abend – Lola Blau (c) Walter MussilWollten Sie ursprünglich das Stück spielen oder kam man damit auf Sie zu?
Es war so, dass meine Mama mir, als ich aus Israel nach Europa zurückkam – ich habe ja in Tel Aviv studiert und dann gespielt – eine CD mit Georg Kreisler Liedern geschenkt hat. Ich muss gestehen: Ich habe sie noch nie angehört! Weil das immer so ist, wenn Mama mir was schenkt und ich das Gefühl habe: Ja, ja, Mama will mich bilden! Aber ich habe mich darüber hinaus schon mit dem Stück und der Rolle beschäftigt und einem Regisseur nach meiner Rückkehr in Deutschland gesagt: Dieses Stück möchte ich wahnsinnig gerne machen! Er hat es gehört – und ignoriert. (Stern lacht) Dann wurde ich in Bregenz unter dem damals neuen Intendanten Kubelka engagiert, der mich – ich war schon in Wien – von hier dorthin mitgenommen hat. Der Chefdramaturg hat dort gesagt: Das muss ich einfach spielen!
Und die Lola Blau war von Beginn an gleich erfolgreich?
Ja und war sieben Jahre lang ausverkauft! Vom Spielplan wurde es nur genommen, weil der Intendant dachte: Es muss jetzt mal was Neues her! Aber im Prinzip hätte man es immer noch weiterspielen können. Für mich ist die Rolle im Laufe der Zeit mit mir verschmolzen. Jedes Mal wenn ich auf der Bühne stehe und das Stück spiele, denke ich mir, wie unglaublich aktuell das ist. Gerade jetzt in den letzten ein, zwei Jahren mehr denn je. Als ich dann Ernst kennenlernte (Anmerkung: Ernst Kurt Weigel, Leiter des Off-Theater), hatten wir ursprünglich ein Stück über die Lilith geplant aber für das Projekt keine Förderung bekommen.
Dann haben wir gedacht, dass es klug wäre, etwas zu machen, was mir am Herzen liegt, aber das leichter zu machen ist. Ich war ja sehr traurig, als die Lola in Vorarlberg aufgehört hatte und es war mir immer in Anliegen, die Figur mit mir mitzunehmen, zu spielen und diese Verbindung zu mir auch herzustellen. Ernst war innerhalb kurzer Zeit von der Idee Feuer und Flamme und dann haben wir eben geguckt, wie wir uns zwei – die Lola und die Tamara – zusammenbringen.
Wir erzählen die ganze Geschichte mit der ganzen Musik, bis auf zwei Lieder, die ich in der Originalversion in Bregenz auch nicht gesungen habe. Dann haben wir das Ganze kabarettistischer gemacht. Es gibt keine Kostümwechsel, keinen Koffer, das muss sich das Publikum vorstellen. Es gibt im Stück eine Stelle, da schreibt der Georg Kreisler, dass er der Schauspielerin die Wahl des nächsten Liedes überlässt. Ich war dann so frech und hab` mir ein israelisches Lied ausgesucht.
Was beim Publikum sehr gut ankommt.
Ja, die Leute verstehen’s zwar nicht (Stern lacht) und ich werde oft gefragt: Sagen Sie, worum geht’s da eigentlich? Wir spüren da zwar was, aber worum geht’s? Es liegt mir einfach sehr am Herzen, da ich es aus meiner Zeit in Israel mitgebracht habe. Es handelt von der Einsamkeit und hat den Refrain „verlass mich nicht“.
Ich habe den Eindruck, dass sich jüdische Schauspielerinnen, Schauspieler, Musiker und Musikerinnen vermehrt nicht nur auf ihre Wurzeln besinnen, sondern damit auch aus der Deckung gehen. Ist das eine neue Generation, speziell in Deutschland und Österreich, die jetzt anders, selbstbewusster auftritt?
Was das Anders-Sein und das zu einer Minderheit Gehören betrifft, glaube ich ja. Was das Jüdisch-Sein an sich betrifft, weiß ich das nicht. In Deutschland war dieses Outcoming in den 70er und 80er Jahren schon stark spürbar.
Das war aber anders als in Österreich.
Ja, ich bin ja noch nicht so lange in Österreich. Was ich hier halt in der Theaterszene mitbekomme ist, dass durch die Flüchtlingsthematik der unglaubliche Rassismus und auch Antisemitismus wieder hoch brodelt und unverhohlen dasteht. Man darf „es“ jetzt ja wieder sagen. Da tut sich dadurch viel nicht nur in der Off-Szene, sondern auch in den großen Theatern.
In Wien gibt es ja eine irrsinnige Tradition des Jüdischen am Theater wie z.B. Georg Kreisler. Auch die Schauspielerinnen, die ich kennengelernt habe wie die Tanja Golden oder die Shlomit Butbul haben, glaub ich, nie ein Hehl daraus gemacht. Worauf ich immer wieder stoße ist: Man kann’s nicht mehr hören, es muss ja auch einmal wieder Schluss sein damit, es muss auch einmal vorbei sein! Dann die unglaubliche Israelisierung des Antisemitismus, die ich immer wieder zu spüren bekomme. Wenn ich überlege, ob mir in Deutschland mehr Antisemitismus als in Österreich begegnet ist, kann ich das so gar nicht klar sagen. In Kärnten auf alle Fälle ja!
Tatsächlich?
Ja! (Stern lacht herzlich) In Kärnten hatte ich ein paar Begegnungen der dritten Art, die waren unglaublich, ja. Da hatte ich wirklich das Gefühl, die 70 Jahre dazwischen sind nie passiert. In Wien ist das noch ein bisschen versteckter, oder ich treffe hier auch nicht die „richtigen“ Leute, weil ich mich ja doch in meinen Künstlerkreisen bewege und von dem was die Leute außerhalb, der Bauarbeiter oder die Sekretärin denken, nichts oder nur wenig mitbekomme. Ich merke, dass Menschen aus dem Publikum, das sind ja auch wieder ausgewählte Leute die Kunst und Kultur konsumieren und ins Theater gehen, vereinzelt vor den Kopf gestoßen sind. Und auch, dass Einzelne sagen: Schon wieder das Thema, muss man das denn jetzt schon wieder ausbreiten? Aber ich denke: Solange Leute wie diese das sagen, muss man das unbedingt!
Kurz vor der Van der Bellen-Wahl gab’s ein paar Momente, in denen ich dachte: Wenn das jetzt schiefgeht, dann überlege ich, wo ich hingehe. Ich bin jetzt neun Jahre hier, aber durch mein Jüdisch-Sein immer ein bisschen überall verwurzelt, aber nie irgendwo wirklich. Ich denke mir: Die Fehler meiner Vorfahren mache ich nicht und wenn der Wind weht, dann bin ich flexibel, dann geh ich woanders hin. Eigentlich könnte ich van der Bellen sagen: Sie sind dafür verantwortlich, dass ich hier jetzt Lola spiele. Denn wäre er nicht gewählt worden, wäre das Projekt nicht zustande gekommen. Dann hätte ich mich wahrscheinlich irgendwohin abgesetzt. Was mir schwergefallen wäre. In Deutschland z.B. habe ich mich, was die Theaterlandschaft angeht, gar nicht so zuhause gefühlt wie ich es hier in Wien tue.
Tamara Stern, Heute Abend – Lola Blau (c) Günter MachoWas glauben Sie, warum das so ist?
Einmal, weil ich aus Israel komme und dort auch ganz stark die russische Theatertradition mitbekommen habe. Und ich finde, dass die Wiener Theatertradition, anders als die Deutsche, noch ein bisschen etwas davon hat. Das ist ein wärmeres, ein emotionaleres Theater. Das deutsche Theater kann sehr extrem, sehr krass sein, aber ich empfinde da immer eine bestimmte Kühle. Hier habe ich das Gefühl, dass es Schauspieler gibt und auch ein Publikum, die berührt werden wollen und keine Angst vor Emotionen haben. Das ist mitunter ein Grund, dass ich mich absurderweise als Jüdin hier doch wohler fühle, weil ich das Gefühl habe, dass ich mich hier ausdrücken kann.
Die Sprache ist für jeden Menschen aber für Schauspielerinnen und Schauspieler im Besonderen ja etwas ganz Essentielles. Da stellt sich dann ja die Frage was geschieht, wenn man sich seiner Sprache beraubt fühlt. Viele Menschen haben das im Exil ja so empfunden. Sie können ja mehrere Sprachen, Deutsch, Englisch und Hebräisch – wären Sie nach Israel zurückgegangen?
Mein Freund, der auch Jude ist und ich haben zusammen überlegt, wo man denn hingehen könnte, speziell wenn man eine Familie gründen möchte und daran denkt, wo seine Kinder aufwachsen sollen. Da wäre Israel das Land gewesen, wenn ich alleine gewesen wäre. Wenn ich dorthin gehe, weiß ich, ich setze mich in eine Zielscheibe, bin umgeben von einer arabischen Welt, die mich nicht anerkennt und mich im Prinzip ausradieren möchte. Dann ist das aber egal, denn dann hab’ ich meine Prinzipien und mache da meine Kunst. Wenn man aber nicht mehr alleine ist, dann denkt man anders darüber. Wir haben uns tatsächlich Neuseeland überlegt, aber mir war klar, dass ich damit Probleme haben werde. Ich kann recht gut Englisch, aber ich würde nie akzentfrei reden und es wäre sicher ein riesiger Kampf geworden. Auch in meinem Alter, ich bin nicht mehr 20. Da haben wir auch viel darüber geredet. Mein Freund ist Arzt, dadurch hat er das Problem nicht, aber für mich wäre es ein sehr hoher Preis.
Jetzt kommt uns ja vielleicht Trump zugute! (Stern lacht laut.) Der uns seine Schatten so nach Europa sendet, dass die Europäer…
…zur Vernunft kommen, ja! Ich hoffe ja so, dass das mit Marine Le Pen auch in diese Richtung geht. Ich habe mich monatelang in Wien nicht mehr zuhause fühlen können, wirklich, und dann kam dieser Tag an dem Van der Bellen gewählt wurde. Ich hab’s ja wirklich nicht mehr geglaubt, ich war eine von denen die sagten: Das geht schief! Ich weiß noch, ich stand auf der Bühne und es waren Endproben und es war ein richtiger Glücksmoment als ich das Ergebnis erfuhr. Um mich herum hatte sich so eine schwarze Wand aufgebaut und die ist da einfach niedergeschmolzen. Ich hatte die Hoffnung an die Menschheit verloren und in dem Moment war sie wieder da und ich dachte: Die Menschen lernen sehr wohl aus ihrer Geschichte. Mal schauen, was bei den nächsten Wahlen kommt und was dann passiert. Aber ich habe wieder Hoffnung gehabt und gemerkt, wie wohl ich mich in Wien fühle und dass das schon für mich auch Heimat ist und dass ich mir sehr schwer tun würde von hier weg zu gehen.
Tamara Stern, Heute Abend – Lola Blau (c) Günter MachoHatten Sie, die Sie in Berlin aufgewachsen sind, Verwandte in Wien?
Nein, überhaupt nicht, aber witzigerweise ging, bevor ich nach Wien ging, auch mein Vater nach Wien an die UNI als Professor. Und es war für mich eigentlich ein Zufall. Wobei Zufall: Man weiß ja nie. (Lacht wieder herzlich.) Ich hatte dann hier schon einen Bezugsmenschen, einen Familienpunkt, den ich zum Festhalten hatte. Mein Papa ist immer noch hier, auch mein Bruder, den er mitgebracht hat. Aber in Berlin habe ich mich nicht mehr wohl gefühlt. Ich weiß nicht, woran es liegt, es war kalt und ich hab’ mich nicht willkommen geheißen gefühlt. Als ich in Wien ankam, hab‘ ich mich sofort willkommen geheißen gefühlt. Die ersten Traumata in Sachen Wiener Kellner, die einen zusammenscheißen, weil man Kartoffel gesagt hat oder Puderzucker oder Quark, die hatte ich auch. Aber ich war dann irgendwann einmal frech und habe gesagt: Hören Sie mal, wenn Sie Trinkgeld wollen, dann…! Aber daran habe ich mich gewöhnt. Aber was das Theater angeht, ist das wirklich meine Heimat.
Gibt es etwas, das Sie mittelfristig in Wien gerne machen möchten?
Eigentlich ist die Lola das, was meins ist, was mir am Herzen liegt, irgendwie mein Baby ist. Ich habe mich in allen Theatern, in denen ich hier war, wahnsinnig wohl gefühlt. Ich habe nicht den Ehrgeiz an ein A-Haus oder zumindest an ein B-Haus zu wollen.
Ich bin einfach immer sehr dankbar für alles, was ich spielen darf. Ich spiele ja parallel die Zarah Leander im Mainfranken Theater in Würzburg und denke mir bei allen Rollen: Tamara, du musst nicht nach Hollywood! Wirklich. Wenn ich Sachen machen kann, die mir Spaß machen und die mich erfüllen, dann ist es das. Und ich krieg‘ das auch zurück, wenn ich auf der Bühne stehe. Klar hat man hin und wieder auch Gedanken wie: Ich würde gern mal am Volkstheater oder so. Aber ich hab’ die Kontakte nicht und das ist in Wien halt immer so eine Kontaktsache.
Als ich nach Wien kam, hatte ich eine Einladung, in der Josefstadt vorzusprechen. Ich weiß noch, dass ich das getan hab‘ aber dann hieß es: Ja also, das ist schon sehr schön, was Sie machen, nur: Mit dem Piefkinesisch, das geht nicht! (Lacht laut.) Solche Erfahrungen hatte ich hier auch. Aber ich denke, wenn ich Ich sein kann und wenn ich hier meinen Platz finde, dann ist das mehr als genug, dann bin ich glücklich. Ich weiß ja, dass heute alle Theater um Publikumszahlen kämpfen, dass man auch an den größeren Häusern manchmal vor vierzig Leuten oder weniger spielt und heute Abend sind wir hier über neunzig!
Das ist einfach ein tolles Gefühl, oder?
Ja, ja, was will man mehr!!! Das ist so schön. Ich bin total glücklich, ich bekomme gerade das, was ich mir wünsche.
Was ist denn das Spannende am Schauspielerin-Sein und haben Sie schon einmal nachgedacht, ins Regiefach zu wechseln?
Auf keinen Fall! Ich bin sowas von Schauspielerin und nicht Regisseurin. Was ich sehr gerne mache ist, mit einem Regisseur arbeiten, der etwas mit mir zusammen entwickelt. Weil ich schon sehr kreativ bin, sehr viele Ideen hab‘ und es mir wahnsinnig viel Spaß macht, wenn der Regisseur es zulässt und etwas von mir nimmt und mit mir arbeitet. Der Yevgeny Arye, mein „Theaterpapa“ am Gesher Theater (Anmerkung: in Tel Aviv), das ist einer, der genau weiß, was er will, der dich leitet. Das ist einer, dem ich so blind vertraue, weil ich weiß, dass er mich so führt, dass es das Beste ist, was man aus der Rolle herausholen kann. Sowas ist auch toll.
Ich bin aber zu emotional und bewundere Regisseure. Ich denke, ich bräuchte dann immer ein, zwei Co-Regisseure die sagen: Hallo, siehst du das nicht, das ist zu lang! Oder: Komm, geh mal da weg – in die andere Richtung. Nein! (Lacht herzlich.)
Tamara SternGibt es eine Rolle, die Sie gerne spielen würden?
Es gibt eine Rolle, aber ich glaube, das bringt in Österreich nicht wirklich was, vielleicht noch in Vorarlberg, weil das so nahe an der Grenze ist. Das ist die Hildegard Knef, die finde ich so toll, die würde mich wahnsinnig interessieren.
Die Verkörperung von berühmten Frauen in der Kunst ist etwas, was Sie sehr interessiert.
Ja, das liegt glaube ich daran, dass es nicht nur berühmte Frauen in der Kunst sondern vor allem Schauspielerinnen und Sängerinnen sind. Bei der Zarah war es interessant, weil das im Prinzip eine Nazi-Schlampe war und wir genau das auf die Bühne bringen. Wir werfen die Frage eben auf: Was war sie eigentlich? Wo war ihr Gewissen? Was wusste sie, was nicht? Jemand, der sich einmal im Monat mit Göbbels trifft, muss mitgekriegt haben, was läuft.
Ich hab’ am Gesher Theater die Polly aus der Dreigroschenoper gespielt, dann später in Deutschland die Seeräuber-Jenny und da fing das so an, dass ich gemerkt habe, dass ich unglaubliche Freude am Singen habe. Ich würde mich nie Sängerin nennen, aber ich bin eine singende Schauspielerin und das ist das, was ich daran liebe. Dass ich das eine ins andere mitbringen kann. Also wenn ich singe, singe ich nicht, sondern ich bin eine Rolle, ich spiele ein Lied. Und das macht mir eine wahnsinnige Freude und ich bin dabei unglaublich glücklich.
Und mit Lola war das dann klar: Das will ich weitermachen. Dann kamen noch die Andrew-Sisters in Bregenz mit viel Swing, das so Spaß gemacht hat und dann die Zarah. Manchmal denke ich: Ich will das gar nicht mehr missen. Ich weiß gar nicht, ob ich Lust drauf hätte, einen Shakespeare spielen zu müssen. Ich finde die Verbindung zwischen Musik und Schauspiel faszinierend. Klar gibt es so Rollen, die man gerne spielen würde. Dadurch, dass ich nie das kleingliedrige, blonde, feine Mädchen war, war ich nie das Gretchen oder die Julia. Das war ich halt nie und werde ich auch nicht mehr sein. Ich habe eigentlich immer die älteren Figuren, die verrückten, die interessanten Rollen gespielt. Als junge Frau war ich sehr traurig, aber ich habe schnell begriffen, dass ich ein großes Glück habe, denn ich altere mit meinem Fach im positiven Sinn. Ich darf´s zulassen, muss nicht dagegen ankämpfen. Wobei?! …. (Stern grummelt und verdreht komödiantisch die Augen.)
Ich hatte vor einem Dreivierteljahr einen relativ schweren Bandscheibenvorfall und ich machte eigentlich jeden Tag eine Stunde Sport. Ich war sehr sehnig, muskulös und dünn. Und jetzt habe ich in einem Dreivierteljahr sechs oder sieben Kilo zugenommen, weil ich keinen Sport mehr machen durfte. Das setzt mir wahnsinnig zu. Aber jetzt darf ich langsam wieder! Das hat natürlich nichts mit Jungsein oder Jungbleiben zu tun, aber etwas mit sich selber zufrieden zu sein und in Form zu bleiben zu tun.
Warum soll sich das Publikum die Lola im Off-Theater anschauen?
Davon abgesehen, weil ich mich unglaublich darüber freuen würde, wenn die Leute kommen würden – ich glaube, dass das Stück einfach wahnsinnig aktuell ist. Mehr denn je und solange es in der Welt so aussieht, wie es jetzt aussieht, muss man ein Stück wie dieses spielen, unbedingt. Und Georg Kreisler ist einfach unglaublich klug, vielschichtig und toll.
Das Gespräch führte Michaela Preiner.
Weitere Informationen zu „Heute Abend: Lola Blau“ auf der Webseite des Off-Theater.