Die vergangene Woche hat echte Erkenntnisse gebracht. Grass hatte -vermeintlich- Fragen aufgeworfen, in denen viele eine mutige Tabuberührung sahen. Heute muss man sagen: Irrtümlich, aber das ist vor allem eine Folge davon, wie wir in DE wichtige Fragen nicht behandeln sondern wegdrücken. Deshalb ausnahmsweise mal Dank an Maybrit Illner.
Michael Friedman und Avi Primor waren die besten Gäste, die man für eine aufklärende, klarstellende Fernsehdiskussion über Israel, unsere Staatsräson und Antisemitismus bekommen kann. Scholl-Latour ist unser Peter von Arabien. Nicht der tiefgehendste Analytiker, aber einer der wenigen, die sich seit Jahrzehnten im nahen Osten tummeln. Die iranisch-deutsche Filmemacherin und Autorin Siba Shakib brachte einiges zur Sprache, war Friedman und Primor aber nicht so richtig gewachsen. Die zweite Frau, die für den Iran sprechen sollte oder wollte, war die schlechteste Besetzung in dieser Runde: Franziska Augstein,
Die erfolgten Klarstellungen in Kurzform.
U-Boot Lieferungen an Israel
Bedeutung: Wichtiges Element der israelischen Verteidigungsstrategie, seiner Zweitschlagsfähigkeit. Scholl-Latour: Weil Israel so klein ist, dass man es schon mit einer Atombombe zerstören würde, muss man seine Zweitschlagsfähigkeit auf See sicherstellen. Diese Funktion erfüllt die israelische U-Bootflotte als Basis für den Abschuss von Raketen an einen Angreifer. Ein klarer Gedanke, den man nachvollziehen kann und unterstützen muss. Für eine von Grass suggerierte Erstschlagsfähigkeit sind solche U-Boote nicht nötig. Einen Erstschlag könnte Israel auch vom Lande aus führen.
Punkt für Israel.
Staatsräson
Helmut Schmidt hatte vor einiger Zeit bei Beckmann Kritik an Merkel geübt: Ihre Aussage dass die Sicherheit Israels deutsche Staatsräson sei, habe sie nicht zu Ende gedacht. Das klingt so beunruhigend wie wahr. Müsste DE Israel in einem Krieg beistehen? Mit Soldaten? Scholl-Latour widersprach heftig: Nein, deutsche Soldaten in einem Kontingent, dass eine israelische Grenze sichern soll und womöglich auf grenzverletzende israelische Soldaten schießen müsste, sei undenkbar => Wichtiges Argument GEGEN "die Staatsräson".
Friedman entschärfte den Punkt aber auf ganz andere Art. Er sagte, das Existenzrecht Israels sei genau so deutsche Staatsräson wie das Existenzrecht eines jeden anderen Staates. Das Traurige sei allerdings, dass man das für Israel extra aussprechen müsse. Wenn es so zu verstehen ist: D'accord!
Punkt für Israel. Kein Punkt für Merkel und Westerwelle, die das so nie erklärt haben.
Angriff auf Iran
Die Iranerin wehrte sich gegen das Szenario eines israelischen Angriffs auf den Iran - und mithin auf das iranische Volk, das am meisten unter seiner Regierung zu leiden habe. Man könne ein Volk nicht als Geiseln für seine Regierung nehmen. "Wir wollen Israel nicht angreifen", sagte sie. Friedman entgegnete: "Wer ist WIR?" Antwort: "Das Volk". Friedman und Primor, sinngemäß: Aber es ist Ihre Regierung, die handelt und auf die wir uns einstellen müssen. Dann fiel noch das Wort von Israel als der einzigen Demokratie im nahen Osten.
Worauf Frau Shakib zu recht entgegnete: Aber immer, wenn der Iran demokratisch werden sollte, hat eine ausländische Regierung dies verhindert. Das stimmt!
Man hätte draufsetzen können: Die deutsche Regierung, namentlich Guido Westerwelle, will explizit, dass die Verhältnisse so bleiben: Der Beleg dafür war ein Nicht-Verhalten gegenüber den Revolutionen voriges Jahr. Bei Libyen enthielt er sich, den erfolgreichen Völkern, die ihre Diktatoren abgeschüttelt hatten, brachte er keine einzige Geste der Solidarität oder Unterstützung entgegen. Sondern im Gegenteil Misstrauen und Warnungen.
Primor und Friedman konkretisierten, dass die Warnungen der israelischen Regierung sich nicht gegen das iranische Volk richten, sondern gezielt gegen die Atomanlagen. Und sicher nicht mit Atomwaffen.
Illner vertiefte den Aspekt, dass man nicht nur auf handelnde Regierungen schauen muss, sondern auf Völker, in dem sie die Initiatoren der Israel-loves-Iran Kampagne zu Gast hatte. Und hier muss ich sagen: Genau solche Kampagnen sind es, die den ewigen Konflikt, den wohl immer mehr Menschen inzwischen restlos leid sind, irgendwann begraben werden. Vermeintliche Gutmenschen, die das Ding als romantische und gutgläubig abtun, sind Teil des Problems.
Unterm Strich: Punkt für den Iran (die Iraner!)
Nur am Rande erwähnt:
Weil die Debatte zum Schluss heftig wurde, kamen noch andere Wahrheiten zur Sprache. Nämlich, dass die eigentliche Quelle von Instabilität nicht Israel sei, sondern die Rivalität zwischen dem Iran und: Saudi Arabien. Eine Rivalität über die Beherrschung des Ölmarktes. Darin waren sich alle Gäste erstaunlich einig.
Noch weiter am Rand stand an diesem Abend: Günter Grass
Michael Friedman und Avi Primor waren die besten Gäste, die man für eine aufklärende, klarstellende Fernsehdiskussion über Israel, unsere Staatsräson und Antisemitismus bekommen kann. Scholl-Latour ist unser Peter von Arabien. Nicht der tiefgehendste Analytiker, aber einer der wenigen, die sich seit Jahrzehnten im nahen Osten tummeln. Die iranisch-deutsche Filmemacherin und Autorin Siba Shakib brachte einiges zur Sprache, war Friedman und Primor aber nicht so richtig gewachsen. Die zweite Frau, die für den Iran sprechen sollte oder wollte, war die schlechteste Besetzung in dieser Runde: Franziska Augstein,
Die erfolgten Klarstellungen in Kurzform.
U-Boot Lieferungen an Israel
Bedeutung: Wichtiges Element der israelischen Verteidigungsstrategie, seiner Zweitschlagsfähigkeit. Scholl-Latour: Weil Israel so klein ist, dass man es schon mit einer Atombombe zerstören würde, muss man seine Zweitschlagsfähigkeit auf See sicherstellen. Diese Funktion erfüllt die israelische U-Bootflotte als Basis für den Abschuss von Raketen an einen Angreifer. Ein klarer Gedanke, den man nachvollziehen kann und unterstützen muss. Für eine von Grass suggerierte Erstschlagsfähigkeit sind solche U-Boote nicht nötig. Einen Erstschlag könnte Israel auch vom Lande aus führen.
Punkt für Israel.
Staatsräson
Helmut Schmidt hatte vor einiger Zeit bei Beckmann Kritik an Merkel geübt: Ihre Aussage dass die Sicherheit Israels deutsche Staatsräson sei, habe sie nicht zu Ende gedacht. Das klingt so beunruhigend wie wahr. Müsste DE Israel in einem Krieg beistehen? Mit Soldaten? Scholl-Latour widersprach heftig: Nein, deutsche Soldaten in einem Kontingent, dass eine israelische Grenze sichern soll und womöglich auf grenzverletzende israelische Soldaten schießen müsste, sei undenkbar => Wichtiges Argument GEGEN "die Staatsräson".
Friedman entschärfte den Punkt aber auf ganz andere Art. Er sagte, das Existenzrecht Israels sei genau so deutsche Staatsräson wie das Existenzrecht eines jeden anderen Staates. Das Traurige sei allerdings, dass man das für Israel extra aussprechen müsse. Wenn es so zu verstehen ist: D'accord!
Punkt für Israel. Kein Punkt für Merkel und Westerwelle, die das so nie erklärt haben.
Angriff auf Iran
Die Iranerin wehrte sich gegen das Szenario eines israelischen Angriffs auf den Iran - und mithin auf das iranische Volk, das am meisten unter seiner Regierung zu leiden habe. Man könne ein Volk nicht als Geiseln für seine Regierung nehmen. "Wir wollen Israel nicht angreifen", sagte sie. Friedman entgegnete: "Wer ist WIR?" Antwort: "Das Volk". Friedman und Primor, sinngemäß: Aber es ist Ihre Regierung, die handelt und auf die wir uns einstellen müssen. Dann fiel noch das Wort von Israel als der einzigen Demokratie im nahen Osten.
Worauf Frau Shakib zu recht entgegnete: Aber immer, wenn der Iran demokratisch werden sollte, hat eine ausländische Regierung dies verhindert. Das stimmt!
Man hätte draufsetzen können: Die deutsche Regierung, namentlich Guido Westerwelle, will explizit, dass die Verhältnisse so bleiben: Der Beleg dafür war ein Nicht-Verhalten gegenüber den Revolutionen voriges Jahr. Bei Libyen enthielt er sich, den erfolgreichen Völkern, die ihre Diktatoren abgeschüttelt hatten, brachte er keine einzige Geste der Solidarität oder Unterstützung entgegen. Sondern im Gegenteil Misstrauen und Warnungen.
Primor und Friedman konkretisierten, dass die Warnungen der israelischen Regierung sich nicht gegen das iranische Volk richten, sondern gezielt gegen die Atomanlagen. Und sicher nicht mit Atomwaffen.
Illner vertiefte den Aspekt, dass man nicht nur auf handelnde Regierungen schauen muss, sondern auf Völker, in dem sie die Initiatoren der Israel-loves-Iran Kampagne zu Gast hatte. Und hier muss ich sagen: Genau solche Kampagnen sind es, die den ewigen Konflikt, den wohl immer mehr Menschen inzwischen restlos leid sind, irgendwann begraben werden. Vermeintliche Gutmenschen, die das Ding als romantische und gutgläubig abtun, sind Teil des Problems.
Unterm Strich: Punkt für den Iran (die Iraner!)
Nur am Rande erwähnt:
Weil die Debatte zum Schluss heftig wurde, kamen noch andere Wahrheiten zur Sprache. Nämlich, dass die eigentliche Quelle von Instabilität nicht Israel sei, sondern die Rivalität zwischen dem Iran und: Saudi Arabien. Eine Rivalität über die Beherrschung des Ölmarktes. Darin waren sich alle Gäste erstaunlich einig.
Noch weiter am Rand stand an diesem Abend: Günter Grass