Tagebuchbloggen: Von der Pest im Lehrerzimmer und einem 1A Tipp, wie man Kinder dazu bringt, sich in der Schule gut zu benehmen.

Als ob die Pest herrscht.

40% des Kollegiums sind krank und meine Halbtagsstelle hat sich schlagartig verdoppelt. Die Schüler und Schülerinnen freue sich auf laue Vertretungsstunden und behaupten beim geringsten Hauch von echtem Unterricht, die Parallelklassen dürften ununterbrochen Handyspiele spielen. Es fallen Konferenzen aus, weil sowieso kaum einer da ist, der noch gerade stehen kann und der Rest des Kollegiums verbreitet den Geruch von Pest und Seuche. Einige Klassen haben schulfrei Studientage, die sie zu Hause verbringen dürfen müssen, wenn zu viele ihrer Lehrer und Lehrerinnen erkrankt sind. Die Moral verfällt zusehends, es herrscht eine bizarre Untergangslaune.

Lehrerwechsel!

Zuhause lauern die nächsten Klassenarbeiten und Vokabeltests. Mal sehen, ob die überhaupt geschrieben werden können. In der Schule der Zwillinge fehlen auch diverse Lehrer und Lehrerinnen. Maxe wird nach den Osterferien in seiner dritten Klasse seine fünfte (!) Klassenlehrerin kennenlernen. Vor einer sind wir mit einem Schulwechsel geflohen, eine unterlag dem Burnout, die nächste zog nach Norddeutschland, der jetzigen ist der Job zu stressig, die, die jetzt kommen sollte, ist nicht gekommen und der Ersatz will nur bis zu den Sommerferien zusagen. Ähnlich sieht es mit der restlichen Besatzung aus, die munter durchgetauscht wird. In Sohnis Klasse haben wir dafür erst die zweite Klassenlehrerin: Die von der ersten Klasse hat geheiratet und die jetzige bleibt vermutlich nur bis zu den Sommerferien. Ehrlich: Manchmal würde ich die Kinder gerne aus der Schule nehmen und selber unterrichten, vor allem da ich weiß, wie wenig effizient Unterricht in einer normal großen Schulklasse ist. Denselben Stoff könnte man locker mit maximal zwei Stunden täglich üben.

Impfung!

Die Zwillinge wurden heute geimpft, vermessen und gewogen und wenn man den Worten des Ehemannes glaubt, haben sie während der Untersuchung herumgealbert, als hätten wir ihnen Koffein intravenös verabreicht. Am Abend schimpften sie über schmerzende Oberarme und jetzt machen sie sich Gedanken darüber, wo der Impfstoff herkommt und wie er hergestellt wird. Die Fragen werden mit zunehmendem Alter eben auch komplizierter.

Elterliche Autorität

Zum Glück stellen sie unsere Autorität noch nicht in Frage, wie der Riesensohn, der MEINE Lösung SEINES Lückentextes mit folgenden Worten quittierte: „Ich spreche deutsch, Mama, und das, was du mir vorschlägst, hört sich für mich nicht deutsch an und ich werde es nicht in mein Heft schreiben!“ Leider ließ er sich auch von meinen Argumenten nicht beirren, die da lauteten, ich spräche ja immerhin schon 31 Jahre länger deutsch als er und mein Wortschatz sei daher ausgereifter und durchaus glaubwürdig. Nun gut. Dann bleiben die Lücken eben Lücken.

Übrigens habe ich einen 1A Tipp, wie man Kinder dazu bringt, sich in der Schule gut zu benehmen. Gestern ist er mir eingefallen, und ich habe ihn heute begeistert mit meinen Kindern geteilt: „Wenn du dich nicht gut in der Schule benimmst, komme ich in der großen Pause auf den Schulhof und werde ganz laut rufen: „Hallo, Schnuckelchen! Komm her! Ich will dir einen Bussi geben!“

Den Gesichtern nach zu urteilen, werde ich diese hinterhältige Art der elterlichen Manipulation leider nie anwenden können.


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