Freundinnen und Freunde des bewussten Musikhörens sollten sich den 21. November definitiv in ihre Kalender schreiben. Zumindest wenn es nach dem britischen Konzeptkünstler Bill Drummond geht, der dieses Datum 2005 zum internationalen No Music Day (dt. Tag ohne Musik) erklärt hat. Was auf den ersten Blick zunächst wie eine ablehnende Haltung gegenüber allen musikalischen Aktivitäten aussieht, erweist sich bei näherer Betrachtung als das genaue Gegenteil. Grund genug, der Sache mit dem vorliegenden Beitrag aus der Sammlung der kuriosen Feiertage aus aller Welt nachzugehen.
Wer hat den No Music Day ins Leben gerufen?
Wie einleitend bereits angedeutet, geht die Initiative für den No Music Day auf den britischen Konzeptkünstler und Musiker Bill Drummond aus dem Jahre 2005 zurück. Der in Südafrika geborene Brite dürfte einer breiteren Öffentlichkeit vor allem durch seine Band The KLF bekannt sein, mit der er in den späten 1980er/frühen 1990er Jahren mehrere Nr.1-Hits in Großbritannien feiern konnte.
Im Zusammenhang mit der Band ist auch das multimediale Kunstprojekt K Foundation zu verstehen, das 1993 den (angeblichen) Gewinn von The KLF in Höhe von einer Millionen britischer Pfund vor laufender Kamera in einem Ofen auf der schottischen Insel Jura verbrannte.
Ziele und Intention: Um was geht es beim internationalen Tag ohne Musik
Der 2005 initiierte Tag ohne Musik hat sich auf die Fahnen geschrieben, der Kunstform Musik durch den ausgerufenen Verzicht den ihr angemessen Platz im öffentlichen Bewusstsein zurückzuholen.
Laut Drummond ist unser Alltag inzwischen akustisch so zugemüllt, dass ein Innehalten bzw. musikalisches Schweigen absolut notwendig sei. Musik, so der Künstler weiter, habe durch ihre Kommerzialisierung einen Status erreicht, der sie auf die Stufe des Weißen Rauschens stelle. Dementsprechend sei eine entsprechende Gegenbewegung notwendig. Immerhin geht es um Musik und die Idee für den Tag ohne Musik sei aus der Vorstellung heraus geboren worden, wie es wäre, wenn die Menschheit eines Tages plötzlich ohne Musik aufwachen würde.
Zum Start dieses Aktionstages präsentierte der Brite seinen sogenannten Fünfjahresplan, mit dem die Botschaft des No Music Day publik gemacht werden sollte. Dieser beinhaltete in den Jahren 2005 bis 2009 u.a. die folgenden Aktionen:
- 2005: Gründung des No Music Day und Start der offiziellen Website nomusicday.com, auf der jeder seine eigenen Gedanken zu diesem Thema veröffentlichen kann (siehe dazu auch die Liste weiterführender Links unten).
- 2006: Der nichtkommerzielle Londoner Radiosender Resonance 104.4 FM verzichtete anlässlich der zweiten Auflage des No Music Day am 21. November 2006 ganztägig auf Musik in seinem Programm.
- 2007: Im Folgejahr verzichtete das BBC Radio Scotland am 21. November komplett auf die Ausstrahlung Musik.
- 2008 brachte den No Music Day und Drummond für diverse Aktionen nach Brasilien.
- 2009 fokussierte Drummond seine Aktivitäten auf das österreichische Linz, das in diesem Jahr zur Kulturhauptstadt Europas erklärt worden war (siehe für eine ausführliche Auflistung aller Aktionen auch den unten verlinkten Wikipedia-Eintrag).
Mit Ablauf dieses Fünfjahresplans erklärte der britische Künstler seinen Anteil an der Schaffung dieses Aktionstages im Jahre 2010 für beendet und übergab ihn der Allgemeinheit. Somit ist jeder dazu eingeladen, den No Music Day am 21. November mit einer eigenen Aktion zu unterstützen.
Warum fällt der No Music Day auf den 21. November?
Im Gegensatz zu vielen anderen der hier versammelten kuriosen Feier- und Aktionstage gibt es im Falle des No Music Day auch eine Begründung für die Wahl des Datums. Drummond beruft sich hier auf die kulturübergreifende Tradition, dass am Vortag eines religiös geprägten Ereignisses häufig eine antithetische Veranstaltung gefeiert wird. Exemplarisch sei hier z.B. auf die Karnevalstage oder Mardi Gras verwiesen, die jeweils auf den Zeitraum vor Aschermittwoch fallen.
Ein solcher Bezug findet sich dann auch für den heutigen 21. November. Denn dies ist zugleich auch das Datum vor dem Namenstag der Heiligen Cäcilia am 22. November, ihres Zeichens christliche Schutzpatronin der Musik, den man in Deutschland u.a. auch als Tag der Hausmusik begeht.
Wer von Euch damit nichts anfangen kann bzw. nicht auf Musik verzichten möchte, für den/die bietet das heutige Datum mit dem Welttag des Fernsehens (engl. World Television Day) oder dem Welt-Hallo-Tag (engl. World Hello Day) mindestens zwei weitere kalendarische Alternativen.
In diesem Sinne: Musik aus und diese wieder schätzen lernen.