Mit dem heutigen 26. Dezember nähern sich die Weihnachtstage schon wieder ihrem Ende. Trotzdem bietet dieses Datum im Rahmenkalender unserer US-amerikanischen Nachbarn gleich zwei thematisch passende kuriose Feiertage: Zum einen den Tag der Dankeschön-Notizen (engl. Thank You Note Day) und zum anderen den Tag der Zuckerstange (engl. National Candy Cane Day). Um den letzteren soll es auch im vorliegenden Artikel gehen.
Eine kurze Geschichte des National Candy Cane Day
Zunächst der Hinweis, dass dieser kuriose Feiertag natürlich ganz wunderbar zu thematisch ähnlichen kuriosen Feiertagen wie dem Tag der Käse Flips (engl. Cheese Doodle Day) am 5. März, dem Tag der Tortilla-Chips am 24. Februar, dem Tag der Gummiwürmer (engl. National Gummy Worm Day) am 15. Juli oder dem Schokoladenüberzug-Tag (engl. Chocolate Covered Anything Day) passt. Neben der inhaltlichen Nähe teilt sich der National Candy Cane Day aber leider auch den fast obligatorischen Umstand, dass es diesbezüglich so gut wie keine Hinweise darauf gibt, von wem dieser Ehrentag für die rot-weißen Zuckerstangen ins Leben gerufen wurde, seit wann er gefeiert wird und warum man sich ausgerechnet für den heutigen 26. Dezember entschieden hat. Zumindest mit Blick auf das Datum lässt sich aber vermuten, dass hier die Weihnachtszeit tatsächlich eine nicht unwesentliche Rolle gespielt hat, denn traditionell werden die Candy Canes in den USA vor allem im Dezember an Kinder verschenkt bzw. auch als Weihnachtsbaumschmuck (siehe dazu auch den Such-einen-Weihnachtsbaum-Tag (engl. Look for an Evergreen Day) am 19. Dezember) genutzt. Insofern lassen sich immerhin ein paar Fakten über die Geschichte der Zuckerstangen zusammentragen.
Wer hat es erfunden? Wahrscheinlich ein Chormeister des Kölner Doms
Es ist aus heutiger Sicht nicht 100%ig klar, wann genau die Zuckerstangen erfunden wurden. Darf man aber der folkloristischen Überlieferung glauben, so gehen sie auf den Chorleiter des Kölner Doms und das Jahr 1670 zurück. Der gute Mann soll sich die Zuckerstangen ausgedacht haben, um die Kinder seines Chors während des weihnachtlichen Krippenspiels im Dom ruhig zu halten. Diesbezüglich variieren die Aussagen, während die einen hier den Chormeister selbst als Urheber nennen, ist es in anderen Varianten ein lokaler Zuckerbäcker, der mit der Herstellung beauftragt wurde. In beiden Fällen bleibt das Ergebnis, nämlich die uns bekannten Zuckerstangen, aber identisch.
Um sich hier aber sozusagen theologisch abzusichern, wählte er in Anlehnung an die Hirtenstäbe des Krippenspiels die heute bekannte Form. Andere Versionen der Geschichte verweisen hier auf eine symbolische Anspielung auf den Buchstaben J wie Jesus. Auch hinsichtlich der Farbwahl (traditionell weißer Zucker mit roten Streifen) kommt der christliche Bezug nicht zu kurz, indem hier auf den Aspekt frei von Sünde (weiß) und das Blut Jesu (rot) verwiesen wird. Angesichts der Tendenz des Christentums Gegenstände und Ereignisse symbolisch aufzuladen auch nicht weiter verwunderlich. Wie gesagt, dies ist „lediglich“ die folkloristische, allerdings weit verbreitete Variante der Entstehungsgeschichte dieser Süßigkeit. Fakt aber ist, dass sich die Zuckerstangen in der Folgezeit von Deutschland aus während des 17. Jahrhunderts in Europa verbreiteten und von dort aus mit den verschiedenen Migrationswellen schließlich auch in die Vereinigten Staaten gelangten.
Candy Canes als Teil der US-amerikanischen Weihnachtstradition
So findet sich die erste schriftliche Erwähnung für ein Zuckerstangenrezept in den USA im Jahr 1844. Hier allerdings als gerade Stange ohne den typischen Henkel bzw. Haken. In der amerikanischen Literatur findet sich der Candy Cane dann erstmals 1866 in der Kurzgeschichte Tom Luther’s Stockings, die von der Autorin M.A. Bates im Magazin Ballou’s Monthly Magazine publiziert wurde. Seit ca. 1874 werden die Zuckerstangen dann in den Vereinigten Staaten mit dem Weihnachtsfest in Verbindung gebracht, wobei sich die rot-weißen Zuckerstangen um 1882 schließlich auch als typischer Weihnachtsbaumschmuck etablierten. Wurden die Candy Canes ursprünglich noch in kleinen Mengen und von Hand hergestellt, ließ der in Chicago ansässige Süßigkeitenhersteller Bunte Brothers sich in den frühen 1920er Jahren eine Maschine zur automatisierten Produktion der farbigen Zuckerstangen patentieren und begann kurz darauf auch mit der entsprechenden Produktion. Spätestens seit dieser Zeit sind die Candy Canes ein fester Bestandteil der US-amerikanischen Weihnacht.
Grund genug, ihnen mit dem National Candy Cane Day am heutigen 26. Dezember auch einen eigenen kuriosen Feiertag zu widmen.
Weiter Informationen zum amerikanischen Tag der Zuckerstange
- Candy Canes and Silver Lanes – The Invention of a Holiday Favorite auf inventhelp.com (englisch)
- Origin of the Candy Cane auf dem Webportal snopes.com (englisch)
- US-Patent US 2956520 A: Candy cane forming machine (englisch)