So kurz vor den großen Anlässen Festivus (23. Dezember) und Heiligabend (24. Dezember) möchte ich im Rahmen der kuriosen Feiertage aus aller noch auf ein kleines Fest aus den USA hinweisen, dass hier in Deutschland eher weniger bekannt ist. Im Detail: Immer am 22. Dezember feiert man in Plymouth, Massachusetts den sogenannten Tag der Vorväter (engl. Forefather’s Day). Um was geht es bei diesem amerikanischen Ehrentag der Ahnen?
22. Dezember – Tag der Vorväter – der amerikanische Forefather’s Day (c) 2014 Sven Giese
Wer hat den Forefather’s Day ins Leben gerufen?
Im Gegensatz zu vielen anderen kuriosen Feiertagen aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten gibt es im Falle des Forefather’s Day – wie eigentlich auch bei einem solchen Ehrentag mit historischem Bezug zu erwarten (siehe dazu z.B. auch den Brüder-Wright-Tag (engl. Wright Brothers Day) am 17. Dezember) – sehr konkrete Hintergrundinformationen und Details darüber, von wem er ins Leben gerufen wurde, seit wann er gefeiert wird und warum man sich ausgerechnet für das Datum des heutigen 22. Dezembers entschieden hat. Aber der Reihe nach.
Ein lokaler Feiertag in Plymoth zu Ehren der amerikanischen Pilgerväter
Mit dem Tag der Vorväter soll konkret an die Landung der Pilgerväter am 21. Dezember 1620 in Plymouth, Massachusetts erinnert werden. Zu diesem Anlass wurde der Forefather’s Day vom lokalen Old Colony Club (OCC), einem der ältesten Gentlemen Clubs des Landes, im Jahr 1769 ins Leben gerufen.
Bezeichnenderweise ist dies zugleich auch das Gründungsjahr des OCC. Traditionell wird dieser Tag mit einem Zug der Clubmitglieder zur Massasoit-Statue auf dem Cole’s Hill in Plymoth um 6:00 Uhr morgens begonnen. Nach Ankunft folgt dann das Verlesen einer Proklamation und das Abfeuern der klubeignen Kanone zu Ehren der Pilgerväter. Ganz schön früh und ganz schön laut für diese Uhrzeit.
Darüber hinaus ist ein abendliches Succotash-Dinner (traditionelles amerikanisches Gericht, das primär aus Limabohnen und Mais besteht – alternativ wird es auch mit Fleisch oder mit einer Teigkruste überbacken serviert) ein fester Bestandteil der Feierlichkeiten.
Weitere Informationen zum Tag der Vorväter
Abschließend noch zwei Bemerkungen zum Forefather’s in Massachusetts. Kenner der US-amerikanischen Gründungsgeschichte werden an dieser Stelle nun natürlich anmerken, dass der Old Colony Club mit seinen Feierlichkeiten in Konkurrenz zur General Society of Mayflower Descendants, welche die Pilgerväter immer an Thanksgiving (letzter Donnerstag im November) ehrt, steht.
Da viele Mitglieder des OCC aber Mitglied in beiden Vereinen sind und die Feierlichkeiten an unterschiedlichen Terminen stattfinden, gibt es diesbezüglich eigentlich keine Probleme. Weiterhin wird der aufmerksame Leser kritisch darauf hinweisen, dass die Landung der Pilgerväter doch bereits am 21. Dezember erfolgte, warum wird der Forefather’s Day also immer am 22. Dezember gefeiert? Auch hierfür gibt es eine recht unspektakuläre Erklärung. Weder handelt es sich um eine falsche Recherche meinerseits noch ist hier ein Tippfehler unterlaufen.
Vielmehr hat man im Zuge der Umstellung auf den gregorianischen Kalender das Datum angepasst und einen Tag nach hinten verschoben. In diesem Zusammenhang sei auch noch erwähnt – wie üblich bei vielen offiziellen Feiertagen im angelsächsischen Raum -, dass wenn der 22. Dezember auf einen Sonntag fällt, die OCC-Feierlichkeiten auf den folgenden Montag gelegt werden. Man will ja auch etwas vom Feiertag haben.
Und wer nichts damit anzufangen vermag, für den/die bietet der 22. Dezember mit dem Plätzchen-Tausch-Tag (engl. National Cookie Exchange Day) und dem Tag des Dattel-Nuss-Brot (engl. Date Nut Bread Day) mindestens zwei kalendarische bzw. kulinarische Alternativen.
In diesem Sinne: Euch allen einen tollen 22. Dezember.
Weitere Informationen zum Tag der Vorväter in den USA
- Offizielle Website zum Forefather’s Day (englisch)
- Offizielle Website des Old Colony Club (englisch)
- Emily Sweeney: Joining the club über den OCC im Boston Globe vom 15 Juli 2007 (englisch)