Der 10. Juli liefert im Rahmenkalender der kuriosen Feiertage aus aller Welt einen weiteren hochprozentigen Grund zum Feiern. Denn dieses Datum begehen unsere US-amerikanischen Nachbarn als den sogenannten Tag der Piña Colada (engl. National Piña Colada Day). Grund genug, die seine Geschichte mit dem vorliegenden Beitrag zu erzählen. Und wer braucht schon schönes Sommerwetter, wenn er sich das Karibikfeeling auch so in die heimischen Gefilde holen kann?!
Kuriose Feiertage – 10. Juli – Tag der Piña Colada – der Piña Colada Day -1 (c) 2015 Sven Giese
Wer hat den Piña Colada Day erfunden?
Wie bei so vielen anderen kuriosen Feiertagen, die mit Speisen oder Getränken zu tun haben, ist leider auch im Falle des Tags der Piña Colada nicht ganz klar, wer ihn ins Leben gerufen hat, seit wann genau man ihn feiert und warum sich sein(e) Erfinder hier ausgerechnet für den 10. Juli entschieden haben.
Der ebenfalls heute begangene Tag des Teddybär-Picknick (engl. Teddy Bear Picnic Day) oder der Tritt-nicht-auf-eine-Biene-Tag (engl. Don’t Step on a Bee Day) scheinen diesbezüglich aber keine Rolle gespielt zu haben.
Während einige Quellen behaupten, dass der Tag der Piña Colada auch durch US-Barkeeper während der späten 1950er Jahre ins Leben gerufen wurde, scheint es bei näherer Betrachtung eher darauf anzukommen, wen man diesbezüglich fragt.
Darüber hinaus passt der National Piña Colada Day natürlich ganz wunderbar in die Liste der Feiertage für alkoholische Getränke. Exemplarisch sei dazu auf die folgenden Termine verwiesen:
- der Bloody-Mary-Tag (engl. Bloody Mary Day) am 1. Januar,
- der Martinitag (engl. National Martini Day) am 19. Juni,
- der Tag des Daiquiri (engl. National Daiquiri Day) am 19. Juli oder
- der Sangria-Tag (engl. National Sangria Day) am 20. Dezember.
Eine kleine Kulturgeschichte des Piña Colada Cocktail
Denn streng genommen ist der Ursprung dieses weltweit bekannten Cocktails, der zugleich namensgebend für die Kategorie der Coladas war, eher umstritten. Zwei gängige Varianten der Genese der Piña Colada (span. piña Ananas und colar durchsieben) stehen zur Auswahl:
Zum einen die Caribe Hilton’s Beachcomber Bar im gleichnamigen Hotel in Puerto Rico, welche die Erfindung des Cocktails aus Rum, Kokosnusscreme und Ananassaft auf den 15. August 1954 datiert.
Allerdings hegt man hier seitens der Cocktail-Historiker (gibt es tatsächlich!!!) einige Zweifel an der Richtigkeit dieser Angabe. Denn weder das Originalrezept noch das genaue Datum seiner Entstehung noch der Urheber wurden jemals glaubhaft nachgewiesen.
Vor diesem Hintergrund nennen eine ganze Reihe von Leuten den Namen der Bar La Barrachina in San Juan, ebenfalls in Puerto Rico – immerhin scheint man sich über das Ursprungsland einig zu sein -, wo der Barkeeper Ron Ramon Portas Mingot 1963 die Piña Colada erfunden haben soll. Noch heute erinnert eine Gedenktafel am Gebäude der Bar an diese Entdeckung.
Rum, Kokosnusscreme und Ananassaft
Welche der beiden Varianten nun der Wahrheit entspricht, vermag ich aus der Distanz nicht zu beurteilen. Wesentlich plausibler erscheint mir allerdings, dass es sich in beiden Fällen letztendlich nur um Werbekampagnen der beiden Bars handelte. Denn in Puerto Rico und dem karibischen Raum waren Mischgetränke mit Ananas, Kokosnuss und Rum unter den Seeleuten und Piraten des 19. Jahrhunderts bekannt.
Und auch der Name Piña Colada scheint 1954 keineswegs eine genuine Neuheit gewesen zu sein. So findet sich u.a. bereits 1922 die Beschreibung eines Cocktails mit den Zutaten Rum und Ananassaft, der in der Karibik äußerst populär gewesen sein soll.
Ob hier allerdings ein Bezug zum heutigen 10. Juli und dem Piña Colada Day hergestellt werden kann, lässt sich nicht genau sagen. Vielleicht nur so viel, ausnahmsweise wird der gute Ernest Hemingway mal nicht mit der Erfindung dieses Cocktails in Verbindung gebracht.
Piña Colada – karibisches Flair oder nur ein Frauengetränk?
Halten wir uns an dieser Stelle daher an die vorhandenen Fakten und werfen einen näheren Blick auf die Zusammensetzung und Varianten dieses Cocktails mit den Basiszutaten Rum, Kokosnusscreme und Ananassaft, dessen alkoholfreie Varianten unter dem Namen Virgin Colada, Baby Colada oder Piñita Colada firmieren.
In diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben sollten allerdings auch zwei Faktoren, welche den Cocktail in seiner uns heute bekannten Form wesentlich mit bestimmt haben. Zum einen die Entwicklung industriell hergestellter Kokosnusscreme und zum anderen die Erfindung des Elektromixers, der beim Mixen der Zutaten eine entscheidende Rolle spielte.
Somit gilt die Piña Colada nach wie vor als einer der weltweit beliebtesten Cocktails, der im Laufe der Zeit seitens der Werbung vor allem zum Ausdruck karibischer bzw. tropischer Lebensfreude stilisiert wurde. Und dies mit einiger Konsequenz, denn immerhin erklärte der damalige Gouverneur Puerto Ricos, Rafael Hernández Colón, den Cocktail am 17. Juli 1978 zum Nationalgetränk des Landes.
Insofern wäre dies eigentlich eher die passendere Datumswahl für den Tag der Piña Colada gewesen. Aber wie das bei solch großer Popularität nun mal ist, gibt es auch eine Schattenseite. Denn unter Rum-Kennern ist dieser Cocktail eher verpönt.
Dies geschieht zumeist unter Hinweis auf den Umstand, dass hochwertiger Rum in der Piña Colada aufgrund ihrer anderen süß-cremigen Zutaten so gut wie kaum zur Geltung komme und insofern – meiner Meinung nach ziemlich abschätzig – als Frauengetränk abgetan wird. Aber jeder so, wie es ihm/ihr schmeckt bzw. gefällt.
In diesem Sinne: Euch allen einen tollen Tag der Piña Colada.
Weitere Informationen zum Piña-Colada-Tag in den USA
- Eintrag der Piña Colada im Cocktail-Verzeichnis der International Bartenders Association (IBA) (englisch)
- Wikipedia-Eintrag zur Piña Colada (deutsch)