Bücher kann man eigentlich nie genug haben. Zumindest so lange nicht, wie der Wunsch nach ihrem Besitz nicht zwanghaft wird. Daran erinnert der 20. März als US-amerikanischer Tag der Bibliomanie (engl. Bibliomania Day - manchmal auch: National Bibliomania Day). Was es mit diesem - im wahrsten Sinne des Wortes - bibliophilen Aktionstag im Detail auf sich hat, beleuchtet der folgende Beitrag des Kalenders der kuriosen Feiertage aus aller Welt. Worum geht es dabei?
Was ist Bibliomanie?
Beginnen wir zunächst mit einer begrifflichen Annäherung an das Phänomen der Bibliomanie. Zusammengesetzt aus den griechischen Begriffen biblion (dt. Buch) und mania (dt. Wahn) bezeichnet die Bibliomanie die übersteigerte bzw. zwanghafte Leidenschaft für Bücher. Psychologen und Mediziner sehen hierin durchaus aus zahlreiche Kriterien einer Sucht bzw. Krankheit aufweist.
Historisch gesehen galt die Büchersucht bis ca. 1700 als eines der Vanitas-Motive, bei der den Betroffenen Verständnis- bzw. Wahllosigkeit beim lasterhaften Horten von Büchern und Literatur angekreidet wird. Erst im 18. Jahrhundert beginnt hier ein Bedeutungswandel einzusetzen, in dessen Verlauf die Bibliophilie als positives Gegenstück zur Bibliomanie auftaucht (siehe dazu auch den Beitrag zum US-amerikanischen Tag der Buchliebhaber (engl. National Book Lovers Day) am 9. August). Mit der Einführung dieser Unterscheidung gilt Lesesucht - egal in welcher Ausprägung - eben nicht mehr als Laster, sondern als Krankheit, die es zu behandeln bzw. zu therapieren gilt. Insofern gehört der heutige Tag der Bibliomanie sowohl in den Kalender der medizinischen Aktionstage als auch in den Kalender der literarischen Feiertage. Anderseits hat ein gesundes Maß an Lektüre noch niemanden geschadet. ;)
Warum fällt der US-amerikanische Bibliomanie-Tag auf den 20. März?
Beginnen wir zunächst mit einer kalendarischen Verortung des US-amerikanischen Bibliomanie-Tages. Denn tatsächlich bezieht sich die Wahl des 20. März als Datum dieses Anlasses auf ein konkretes historisches Ereignis und ist vor diesem Hintergrund somit auch konkret begründet.
Im Detail bezieht sich dieses Datum auf den 20. März 1990, an dem einer der spektakulärsten Fälle von zwanghafter Bibliomanie durch die Polizei in Ottumwa, Iowa aufgedeckt wurde. Um 2:00 Uhr morgens verhaftete man an diesem Tag Stephen Carrie Blumberg, dem der Diebstahl von über 23.600 Büchern im Wert von 5,3 Millionen USD angelastet wurde. Der entscheidende Tipp kam allerdings nicht durch polizeiliche Ermittlungen ans Tagelicht, sondern Blumberg wurde von seinem Komplizen Kenneth J. Rhodes verraten, der dadurch das vom Justizministerium der Vereinigten Staaten ausgesetzte Kopfgeld von 56.000 USD bekommen wollte.
Blumberg hatte bis zu diesem Zeitpunkt über Jahre hinweg seltene und damit wertvolle Bücher aus über 268 Universitätsbibliotheken in 45 US-Bundesstaaten sowie in zwei kanadischen Provinzen gestohlen. Eine ziemlich großer Stapel Bücher, der ein Gesamtgewicht von über 19 Tonnen gehabt haben soll und seitdem bei unseren transatlantischen Nachbarn auch unter dem Namen Blumberg Collection firmiert.
Dies gilt als einer der größten Buchdiebstähle in der Geschichte der Vereinigten Staaten und brachte Blumberg nicht nur den zweifelhaften Titel Book Bandit, sondern 1991 auch eine Haftstrafe von 71 Monaten inklusive einem Bußgeld von 200.000 USD ein. Das Gericht ließ bei diesem Urteilsspruch die Einschränkung einer psychologischen Störung allerdings nicht gelten. Insofern musste der US-amerikanische Bibliomane die volle Haftstrafe verbüßen und wurde erst am 29. Dezember 1995 aus dem Gefängnis entlassen. Besserung scheint während dieser Zeit aber nicht eingetreten zu sein, denn Blumberg wurde in den folgenden Jahren mehrfach wegen weiteren Diebstählen verhaftet und bestraft (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).
Wer hat den Bibliomania Day ins Leben gerufen?
Wie bei so vielen kuriosen Feiertagen mit einem historischen Bezug gilt aber auch im Falle des US-amerikanischen Bibliomania Day, dass nicht bekannt ist, wer ihn ins Leben gerufen hat und seit wann genau man diesen Anlass feiert. Zumindest mit Blick auf den letztgenannten Aspekt lässt sich aber davon ausgehen, dass es aufgrund der zuvor skizzierten Ereignisse nicht vor 1990 gewesen sein kann.
Und wer von Euch nichts mit Büchern bzw. dem leidenschaftlichen Sammeln von Büchern anfangen kann, für den/die bietet der 20. März mit dem internationalen Welttag des Sperlings (engl. World Sparrow Day), dem Weltgeschichtentag (engl. World Storytelling Day), dem US-amerikanischen Tag der Ravioli (engl. National Ravioli Day) oder dem von der UNO initiierten Weltglückstag (engl. International Day of Happiness) eine ganze Reihe kalendarischer Alternativen.
Wie dem auch sei. Bücher sammeln ist eine tolle Sache, nur stehlen sollte man sie halt nicht. In diesem Sinne: Euch allen einen tollen Bibliomanie-Tag. Egal ob in den Vereinigten Staaten, in Deutschland oder sonst wo auf der Welt. :)
Weitere Informationen zum Tag der Bibliomanie in den Vereinigten Staaten
Kategorien Historische Kuriositäten, Hurra für kuriose Literatur, März Schlagwörter 20. März, 20.März