Tag 8: The beer is near!

Tag 8: The beer is near!

Die Nacht ist, obwohl es der große Schlafsaal nicht hat vermuten lassen, sehr erholsam. Trotz vieler Herren und damit potentieller Orchester-Teilnehmer in der Herberge, konnte ich ohne Ohropax schlafen und bin erst nach 6 von den tütenraschelnden jungen Franzosen erwacht. Die einzige Toilette pro Geschlecht war tatsächlich zu wenig, wir haben uns aber alle ganz gut arrangiert. Da der Inhaber des Lokals, in dem wir unser Abendessen zu uns genommen haben auch Frühstück ab 6 angekündigt hatte, fanden sich Rainer, Hugo, Gert, Val, Richard, Klarina und ich dort auf den morgendlichen Kaffee und Energieschub ein.

Tag 8: The beer is near! Tag 8: The beer is near!

Auf Irene müssen wir seit gestern alle verzichten, sie hatte arge Probleme mit ihrem Knie, sodass sie nicht mit uns nach Lezama gelaufen ist, sondern den Bus bis nach Bilbao genommen hat. Wir haben sie sehr vermisst und sie uns auch, der Kontakt kann via Facebook und Whatsapp ununterbrochen gehalten werden. Von Rainer müssen wir uns an diesem Morgen auch verabschieden.

Er ist seinen Camino von Bilbao bis Santiago gelaufen, zurück nach Irun gefahren und das Stück bis Bilbao ist sein Abschluss. Gert wird in Bilbao nächtigen, Hugo weiß noch nicht, wie weit er kommt. Klarina und ich hatten den Plan, bis Bilbao zu laufen und die Metro bis Portugalete zu nehmen – die Strecke dazwischen ist von Industrie geprägt und es wird (fast schon) empfohlen, den Weg so zu überbrücken. Niamh und Miriam wollten sich hier gerne anschließen, ein Lauftag nach Bilbao bleibt ihnen, bevor sie zurück nach Bilbao und von dort nach Irland müssen.

Klarina und ich ändern unseren Plan aber – lieber möchten wir nach Bilbao, eine kurze Strecke und in der Stadt den letzten Tag mit den beiden Irinnen verbringen. Bald stoßen die Langschläferinnen zu uns und sind begeistert von der Idee. Also starten wir – ein Anstieg steht uns bevor, der nach den letzten Tagen aber wohl eher Pipifax ist. Leichter Schlamm, ein angenehmer Anstieg, ein „Gästebuch“ auf der Mitte des Weges. Wir hinterlassen eine Nachricht und ein P.s. für Niamh und Miriam: „The beer is near!“, weil wir mit den beiden verabredet haben, uns an der ersten Bar in der Stadt nahe der Touri-Info zu treffen. Ich meine noch, dass die beiden das Weg-Buch sicherlich gar nicht sehen werden und wir ziehen weiter.

Wir erreichen den Kamm, vorbei an süßen Hunden und Ziegen und bekommen einen ersten Blick auf Bilbao geschenkt. Auf dem Abstieg überholen wir Val und Richard, von denen wir uns auch verabschieden müssen, da die beiden morgen von Bilbao zurück nach England fliegen.

Einige Treppen geht es abwärts bis wir auf die erste Bar stoßen und hier auf die beiden warten. Tatsächlich dauert es keine halbe Stunde, bis auch sie eintreffen. Tatsächlich haben die beiden weder unsre Nachricht noch den Kasten mit Gästebuch im Wald entdeckt. Als hätte ich geahnt, dass sie mit Scheuklappen den Weg bestreiten.

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Wir relaxen ein wenig und machen uns auf die Suche nach der Touri-Info, die wir auf Umwegen auch finden. Die Albergue hat wohl Zimmer frei, die Dame weißt uns den Weg zum Bus, den wir zur Herberge nehmen sollen. Da diese aber erst um 15 Uhr öffnet und wir damit noch 3 Stunden Zeit haben, beschließen wir bei bestem Wetter bis dorthin zu laufen, statt wie empfohlen den Bus zu nehmen. Wir haben ja schließlich ach nur eine sehr kurz Laufstrecke heute gehabt. Also schlendern wir den Fluss entlang, freuen uns der wärmenden Sonne und kommen nach ein paar Selfies am berühmten Guggenheim-Museum an.

Zwei Klarinettisten spielen Lieder aus „Die wunderbare Welt der Amelie“ und ich muss mich setzen, um die Schönheit dieses Moments voll auskosten zu können. Die drei Damen vom Grill gesellen sich zu mir, als Karina einen Anruf von Hugo erhält – er sei am Museum, was wir denn machen würden. Diesen wunderbaren Zufall müssen wir nutzen, treffen uns und möchten gerne irgendwo entspannt zu Mittag essen. Da wir aber auf die Schnelle und nach ein paar durchstreiften Straßen nichts finden, fragt Hugo den erstbesten Passanten. Es stellt sich heraus, dass Alfonso Italiener ist, nicht gut Englisch aber dafür fließend Deutsch spricht. In der Nachbarstraße befindet sich sein Sportclub – hier dürfen nur Mitglieder essen, aber wenn er das regelt, können wir dort gerne hin. Das Angebot nehmen wir gerne an, fühlen uns aber schnell fehl am Platz und amüsieren uns darüber: Zwischen Ledersesseln und Business-Leute schlurfen wir 5 verschwitzte und verschlammte Pilger und haben das beste Essen der gesamten Reise.

Für Hugo ist das Essen bloßes Energietanken, er möchte weiter bis Portugalete oder Pobena. Es heißt also Abschied nehmen, wir werden ihn mit Sicherheit nicht mehr wieder sehen. Der erste richtige Abschied – Irene hatte sich ja einfach so verkrümelt.

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Wir 4 haben Zeit und laufen Richtung Herberge, die sich über den Dächern der Stadt befindet – ein Anstieg, mit dem wir so vollgefressen nicht gerechnet haben. Wir überleben aber und werden sehr freundlich in einer überaus einfachen Herberge empfangen. 10 Betten pro Zimmer, einfache Dusche und das Abendessen wird gemeinsam gekocht. Es hat den Anschein, als wäre die Herberge eigentlich eine Turnhalle, am Nachmittag gesellt sich auch eine Kinder-Fußballmannschaft auf den Platz vor dem Gebäude. Wir freuen uns über den Biervorrat im Getränkeautomat, sitzen den gesamten Nachmittag in der Sonne, pflegen unsere Körper und relaxen einfach mal nur.

So einfach diese Donativo-Herberge auch ist, das Gemeinschaftsgefühl aus Kochen und Spülen, gemeinsamen Essen einer 5 Gänge-Menüs (!!!) und des freundlichen Auftretens der Hospitaleros ist großartig!

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