Tag 32: Merida – Der erste lange Zwischenstopp

Datum: 12.11.2018 | Ort: Cancun & Merida

Aufbruchsstimmung

Max ist nicht fit. In der Nacht werde ich davon wach, dass er friert. Normalerweise werde ich davon wach, dass ich friere. Am Morgen ist er entsprechend etwas neben der Spur. Ich flitze zum Supermarkt gegenüber und hole Wasser und Elektrolytdrinks.

Dann lass ich ihn ein bisschen allein und gehe nach oben zum Frühstücken. Es gibt Omelett und rationierten Toast. Was auch sonst?

Nach dem Frühstücken packen wir unsere Sachen zusammen. Voll bepackt stapfen wir los. Obwohl Max angeschlagen ist, ist er schneller als ich. Ich zuckele mit leicht schwankenden Schritten hinterher. Irgendwann bleibt Max stehen und sieht mich prüfend an: „Geht's?" fragt er skeptisch. Ich verziehe das Gesicht und schwanke an ihm vorbei „Soy una Tortuga!" ( Ich bin eine Schildkröte) erkläre ich überzeugt. Es ist einer der wenigen Sätze, die ich bisher auf Spanisch kann.

ADO Busbahnhof in Cancun

Als wir den Busbahnhof betreten bleiben wir verblüfft stehen. Deutsche Bahnhöfe könnten sich hier noch einiges abschauen. Alles ist gut beschildert, es gibt zahlreiche Anzeigetafeln und überhaupt ähnelt das ganze eher einem Flughafen. Wir gehen mit unserem Onlineticket zu einem Schalter. Dort bekommen wir eine freundliche Auskunft. Wir können uns in den Wartebereich setzen und sollen eine halbe Stunde vor Abfahrt das Gepäck einchecken.

Im Wartebereich sehen wir einige andere Deutsche. Alle sind gut erkennbar mit einem Deuter Rucksack unterwegs. Viele haben nicht einmal die Blume bei den Damenrucksäcken abgemacht. Ich in gerade ein bisschen froh, dass mein Rücken kein Deuter Rücken ist.

Den richtigen Backpacking Rucksack finden

Busfahrt mit ADO, ein Erfahrungsbericht

Dann kommt der Bus. Er ist groß, rot und ziemlich chic. Als wir einsteigen wollen, zückt der Busfahrer sein Smartphone und scannt den QR Code auf unseren Tickets. innerhalb von Millisekunden bekommt er die Meldung vom System, dass das Ticket gültig ist so wie den Namen, auf den es registriert ist. Simpel, praktisch, ich bin beeindruckt.

Der Bus hat innen Laminatfußboden in Holzoptik. Die Sitze haben viel Reihenabstand und sind extrem gemütlich. Wir fahren pünktlich los. Fernseher klappen alle paar Reihen von der Decke und das Bordentertainment beginnt. Zunächst erfolgt die Sicherheits- und Evakuierungseinweisung, wie im Flugzeug. Ich glaube mir wurde noch nie erklärt, wie man die Türen in einem Bus notöffnet. Jetzt weiß ich es. Schwimmwesten unter den Sitzen gibt es allerdings nicht, ich habe nachgesehen.

Danach beginnt das Boardentertainment. Es sind zwei Actionfilme. Ich verstehe zwar kein Wort aber die Handlung ist bei beiden recht selbsterklärend. Vor dem Fenster rauscht einen massive grüne Wand vorbei. Zu sehen gibt es nichts. Daher lehne ich mich zurück und schaue die Filme. Max neben mir ist ein bisschen grün und verbringt den Großteil der Fahrt mit den Kopf gegen den Sitz vor sich gelehnt. Als wir ankommen lobt er allerdings die Busfahrt in höchsten Tönen. Sogar die Bustoilette sei sauber, erklärt er.

Der erste Eindruck von Merida

Der Busbahnhof in Merida ist nicht ganz so schön wie in Cancun, aber durchaus brauchbar. Erneut beladen zuckeln wir zu unserer Unterkunft. Die Hitze in Merida ist sehr drückend und steht. Es weht kein Windhauch. Die Bauweise der Häuser erinnert ein bisschen an Kuba. Die Häuser sind einstöckig und haben zur Straße hin zweigeteilte Holztüren, nur wenig Fenster und Gitter. Gärten sieht man wenige. Viele Häuser sind auch hier farbenfroh gestrichen.

Die Straßen sind für deutsche Verhältnisse relativ dreckig. Es liegen Plastiktüten herum und Sand und Erde sammeln sich an den Straßenrändern. Sie sind allerdings kein Vergleich zu den Straßen von Havanna, in denen sich der Müll türmt. Gelegentlich gibt es kleine Löcher im Beton des Gehsteigs, kaum größer als ein Din A4 Blatt, in denen Bäume wachsen.

Unsere Unterkunft in Merida

Wir kommen an ein ockerfarbenes Haus. Von Außen ist es eher unscheinbar. Es gibt eine vergitterte Tür und ein Fenster das fast genauso aussieht. Max klopft. Nichts rührt sich. Ich schaue etwas unsicher nach einer Klingel. Es gibt keine. "Was machen wir jetzt wenn keiner da ist?" frage ich. Max zuckt die Schultern und klopft erneut. Es dauert kurz, dann hören wir von drinnen ein Rumpeln. Ich seufze erleichtert.

Eine ältere Dame öffnet die Tür. Der Eingangsbereich ist schon einmal ziemlich groß und ziemlich eindrucksvoll. Man betritt das Haus in einer Art Vorraum, der sich sodann zu einem Atrium öffnet, in dem ein kleiner Brunnen über einem viereckigen Becken munter Wasser spuckt.

Wir stellen unsere Rucksäcke ab und werden ins Wohnzimmer gebracht. Dort sitzt eine füllige Frau in den frühen Vierzigern an ihrem Tablet. Sie ist die Hausverwalterin. Wir sind etwas zu früh und sie ist gerade noch am arbeiten.

Sie führt uns herum und ich bin etwas überwältigt. Es gibt ein Gästezimmer mit eigenem Bad, das größer ist, als die meisten Unterkünfte, die wir bisher hatten, daneben den Lichthof mit Springbrunnen. Daran schließt ein großes Wohn-Esszimmer mit Küche an.
Wenn man durch das Wohnzimmer geht, kommt man in den Garten. Er besteht leider nur aus Steinen und Beton, aber er hat in der Mitte einen Pool.
Hinter dem Garten gibt es noch ein zweites Haus. Hier ist der Masters Bedroom ebenfalls mit Bad und begehbarem Kleiderschrank. Online sah die Unterkunft deutlich kleiner aus.

Ich bin ein wenig geschockt, von der Größe der Unterkunft und der Aussicht hier fünf Wochen zu bleiben. Es widerspricht etwas meiner romantischen Vorstellung vom Leben als Backpacker. Max ist einfach nur happy.

Der mexikanische Haushalt

Unsere Gastgeberin erklärt uns noch ein paar Dinge in der Wohnung. Beispielsweise gibt es in Merida keine Kanalisation. Stattdessen gibt es Kompostzisternen unter den Häusern. Toilettenpapier darf also nicht hinuntergespült werden. Wir haben eine Waschmaschine die 18 Liter fasst, einen riesigen Trockner und einen Gasherd. Das ist alles etwas gewöhnungsbedürftig.

Einkaufen in Merida

Unsere Gastgeberin verabschiedet sich und wir gehen einkaufen. Max freut sich schon wahnsinnig darauf zu kochen. Der nächste Supermarkt ist nicht weit weg. Wir laufen ungefähr zehn Minuten durch die Straßen der Stadt. Die Gehwege sind gewöhnungsbedürftig. Meistens sind sie ein gutes Stück über dem Niveau der Straße. Bei Grundstückseinfahrten sind sie dann jedoch wieder abgesenkt und so ist es ein dauerndes Auf und Ab und Slalomlaufen um Löcher, Bäume und Straßenlaternen.

Wir kommen an den Supermarkt. Er ist deutlich größer als die meisten Discounterfilialen, die ich in Deutschland kenne. Die Regale sind bis auf eine Höhe von über zwei Metern vollgestapelt und die Produktauswahl ist etwas gewöhnungsbedürftig.

Das erste was mir extrem auffällt ist die Auswahl an Limonaden, Süßigkeiten und Chips. Sie nehmen fast ein viertel des gesamten Ladens ein. Die Obst- und Gemüseabteilung fällt da deutlich kleiner aus. Sie ist nicht zu vergleichen, mit der riesigen, die wir in Cancun gesehen hatten. Das meiste Gemüse kenne ich, einige Sachen habe ich aber auch noch nie gesehen.

Wir schlendern durch die Gänge und lassen unseren Blick über die Regale schweifen. Heute soll es Nudeln geben, beschließt Max. Er kocht, also ist es mir relativ egal solange es schmeckt. Wir packen unseren Einkaufswagen voll mit allerlei Sachen auf die wir Appetit haben, brauchen oder testen wollen. Entsprechend enden mit sehr vielen Plastikbeuteln am Ausgang, die nun alle heimgeschleppt werden wollen.

Max kocht, wir waschen unsere ganzen Klamotten durch und hüpfen nach dem Essen in den Pool. So lässt es sich leben. Doch morgen beginnt schon wieder der Ernst des Lebens - die Schule.

Morgen geht die Schule los. Die nächsten vier Wochen fasse ich daher jeweils wochenweise zusammen, denn erstens wäre es sonst vermutlich recht langweilig und zweitens brauche ich ja auch Zeit zum lernen. Danach versuche ich Euch wieder täglich auf dem Laufenden zu halten.

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