[Erstveröffentlichung: 19. Januar 2010]
Der Titel des kleinen Büchleins ist tatsächlich so lang; wenn ich noch die Untertitel und den Titel der Reihe, in der es erschien, in die Überschrift eingebracht hätte, wäre es kaum noch nötig, ein Review zu schreiben…
Doch im Ernst: Dr. Sven Larat hat bei „Books on Demand“ ein kleines Buch veröffentlicht, in dem er uns an seinen Gedanken teilhaben lässt, die er sich macht, wenn er über Religionen, den Willen und den ganzen Rest nachdenkt. Leider ist das alles recht oberflächlich und an einigen Stellen auch schrecklich falsch bzw. so unklar, dass es falsch klingt. So schreibt Larat zum Beispiel auf Seite 17
Glauben hat das Prinzip und den beruhigenden Effekt einer Versicherung: Wenn es keinen Gott gibt (kein Schadensfall), schadet es nicht, zu glauben (die Versicherungsbeiträge zu entrichten), falls es einen Gott gibt (entspricht dem Schadensfall), dann bin ich geschützt. Für beide Möglichkeiten muss man nur wenig “bezahlen” und ist im “Schadensfalle” auf der sicheren Seite.
Einmal davon abgesehen, dass ich den Vergleich mit einer Versicherung etwas fragwürdig finde, ist auch falsch, davon auszugehen, dass man für seinen Glauben „wenig zu bezahlen“ habe. Ich meine, dass der Verlust des selbstständigen Denkens, der Verzicht auf die Vernunft sehr wohl ein hoher Preis ist, den man für den Glauben zu zahlen hat. Und das weiß auch der Autor, da er später schreibt
Nahezu jeder Mensch glaubt, dass er Recht hat. Dies gilt doppelt für den Angehörigen einer Religion. … meist hat er in dieses System auch schon viel “investiert” (Zeit, Gefühle, Anpassung, Geld, Lernen, Prüfungen, unbefriedigende Lebensweise)… (Seite 38)
Mir ist schon klar, was Larat meint, wenn er schreibt, dass es einfach und ungefährlich sei, die Religion der Eltern bzw. des Kulturkreises zu übernehmen.
Man ist in einer solidarischen Gemeinschaft und muss keine Repressalien oder physische Bedrohung Andersdenkender fürchten.(Seite 18/19)
Allerdings zieht er daraus nicht den naheliegenden Schluss, dass man Kinder gerade in den ersten Lebensjahren von religiöser Indoktrination fernhalten muss. Sondern verteidigt diese Übernahme, weil das Leben so bequemer sei. Das klingt für mich nicht nach Aufklärung. Die musste sich (und muss noch immer) sich gegen Widerstände durchsetzen.
Was mir aber regelrecht unangenehm ist, ist des Autors Affinität zum Dalai Lama, den er als freundliches Gegenbild zum Pabst sieht. Vom aktuellen Pabst B16 hat er zwar auch kein gutes Bild:
… dieser als intellektuell bezeichnete Pabst. Von “göttlichen Eingebungen” kann man beim besten Willen nichts bemerken. Man sieht das anrührige Bild eines schlecht informierten und dem Leben entfremdeten rigiden alten Mannes, der sich redlich aber vergeblich bemüht, seine verschrobenen Ansichten seinen “Untertanen” plausibel und akzeptabel zu präsentieren. (Seite 31)
Ich seh da zwar ganz sicher keinen „anrührigen“ sondern eher einen anrüchigen alten Mann, der seine Umwelt nicht mehr so wahrnimmt, wie sie ist. Im Übrigen würde ich auch einem B16 keine Redlichkeit unterstellen wollen. Aber auch ein ewig senil grinsender Dalai Lama ist für mich kein „Ersatz“. Ich wage zu bezweifeln, dass dieser – hätte er die Macht, die er sich wünscht – ein besserer Kirchfürst wäre als B16.
Sven Larat hat vermutlich ein sehr unausgewogenes Verhältnis zur Gerechtigkeit. Als ich las:
Nach einem Restaurantbesuch erhielt ich eine Rechnung, die um ca. 50 Euro zu hoch war. … Erst nach dreimaligem Reklamieren waren die Irrtümer ohne Entschuldigung aber mit unhöflichen Bemerkungen beseitigt. Bei der letzten Korrektur war ein Getränk für 5 Euro nicht erfasst worden… Selbstverständlich habe ich den Irrtum nicht aufgeklärt… (Seite 44 – Hervorhebung von mir)
habe ich es nicht glauben mögen, dass er wirklich schreibt „selbstverständlich“. Was soll daran selbstverständlich sein? Selbstverständlich fordert er korrekte (gerechte) Behandlung von Dritten, ist aber selbstverständlich nicht bereit, diese auch Dritten angedeihen zu lassen?
Im Zweiten Teil des Buches (freier Wille-Sünde-Schuld) schreibt er unter anderem auch (auf den Großteil seiner Argumente, den freien Willen betreffend, werde ich an anderer Stelle eingehen):
Zum Rassenhass braucht man eine sich deutlich von der eigenen abgrenzenden Rasse… (Seite 59)
Und das schreibt ein Mediziner? Ein Naturwissenschaftler, der doch wissen sollte, dass von verschiedenen Rasse keine Rede sein kann, wenn es um Menschen (homo sapiens) geht? Wer sich solche Ungenauigkeiten erlaubt in einem Buch über eigentlich wichtige Fragen, darf sich nicht wundern, wenn er in Gänze nicht ernst genommen wird. Und so wird Dr. Sven Larat auch alle weiteren Bücher weiterhin bei Books-on-Demand verlegen müssen…
Nic