Was Star Wars mit dem Online Business zu tun hat und was du von einem kleinen, schlauen Ewok lernen kannst, erklärt dir Tobias in einem Gastbeitrag. Anhand einer unterhaltsamen Geschichte wird das Prinzip des Survivorship Bias klar.
Stelle dir vor, du bist eine Generälin oder ein General der Föderation im Krieg der Sterne. Stelle dir zusätzlich vor, dass du für ein X-Wing Geschwader bestehend aus 300 Schiffen verantwortlich bist.
Seit Tagen versucht ihr schon gegen den Todesstern etwas auszurichten, doch die Verlustzahlen sind zu hoch. Jeden Tag kehren nur 70% Prozent der Schiffe wieder in den Hangar deines Schlachtschiffs zurück.
Und wieder musst du den zurückgebliebenen Familien die traurige Botschaft einer gefallenen Tochter oder eines Sohnes überbringen. Und wie immer erhalten diese Familien einen R2D2 zum Trost. Doch so viele dieser putzigen Roboter kann man gar nicht verschenken, um das wieder gut zu machen.
Du setzt dich also am Abend mit einem frischen Replikator Getränk (ja, ist aus Raumschiff Enterprise, aber passt gerade) und deinen weiteren Kollegen Generälen in den Meetingraum neben die Kommandobrücke und beginnst zu überlegen, was du gegen diese hohe Verlustrate unternehmen könntest.
Es reicht ja schon, wenn die Pilotinnen und Piloten ein solch hohes Risiko eingehen. Doch nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 30% nicht lebend zurück zu kommen, war vielleicht damals noch im 2. Weltkrieg akzeptabel, aber nicht mit der Technologie von heute.
Jetzt, wo alle Generäle für die Krisen-Sitzung vollständig eingetroffen sind, fährst du über dein holgraphisches Tablet.
Nahezu zeitgleich erscheint daraufhin ein Kubikmeter großes Hologramm über dem Meetingtisch. Es zeigt euch an, an welchen der zurückgekommenen Schiffen, die schwersten Beschädigungen zu finden waren.
Der Computer stellt fest, dass die Schnauze des Schiffs die meisten Treffer einsteckten.
Ihr seid euch einig, dass in diesem Bereich die Energieleistung des Schiffgenerators verbessert werden musste und alle Schiffe mit dieser Ausstattung versehen werden sollten.
Nahezu unbemerkt saß aber die ganze Zeit schon ein kleiner Ewok neben einem der Generäle am Tisch mit dabei. Man bemerkte ihn jetzt nur, weil der Glastisch von unten durch seinen immer stärker werdenden Atem anfing zu beschlagen. Sein Kopf reichte gerade so bis unter die Tischplatte.
Nachdem er sich nicht mehr halten konnte, sprang er auf den Tisch und entgegnete sämtlichen Generälen (Übersetzung aus der Ewok-Sprache):
“Leute, von Mathematik habt ihr trotz eurer tollen Computer nicht gerade viel Ahnung, oder? Wenn ihr das mit der Energieleistung des Schiffgenerators an der Schnauze unbedingt machen wollt, wette ich mit euch um meinen kleinen Raumgleiter, dass danach immer noch genauso wenige zurückkehren. Aber wahrscheinlich werden sogar noch mehr Schiffe abgeschossen werden.”
Spätestens jetzt hatte er die ganze Aufmerksamkeit für sich. Er fuhr fort:
“Die zusätzliche Energieleistung für die Schilde muss nicht dorthin, wo es die meisten Schäden gab, sondern dorthin wo es keine gab.”
“Sag mal, hast du zu viel von eurem Spezialkraut auf eurem Planeten geraucht?” Versuchten einige wenige Generäle ihn zu verhöhnen.
“Ich merke, dass ihr menschlicher Abstammung seid. Ihr seid nämlich volle Kanne in eine Denkfalle getappt.
Warum interessieren euch die Schiffe, die erfolgreich zurückgekommen sind?! Das ist mal wieder typisch. Ihr müsst an die nicht erfolgreichen Pilotinnen und Piloten denken. Was war denn mit ihnen los, wo wurden die denn so getroffen, dass sie jetzt bei Darth Vader zum Frühstück verputzt werden?
Der Grund, dass eure Schiffe vorne an der Nase die meisten Schäden haben, ist kein Grund dafür die Schild-Energie an diesen Stellen zu erhöhen.
Ihr solltet stattdessen an diesen Stellen Schäden zulassen und tolerieren. Die erfolgreichen Piloten sind doch bisher trotz dieser Schäden immer wieder erfolgreich zurückgekehrt.
Zeigt mir doch mal lieber ein paar Computer-Aufzeichnungen aus der gesicherten Datenbank, aber diesmal von den abgeschossenen Schiffen. Dazu lässt sich doch sicher auch etwas anschauen, oder?.”
Das Hologramm über dem Tisch änderte sich und man sah zuerst die aufgezeichnete Schlacht, in der mehrere Schiffe abgeschossen wurden.
In den Vordergrund drängte sich jetzt eine neue Statistik des Computers. Diesmal ging es um die abgeschossenen Schiffe. Das Ergebnis war eindeutig. In 80% der Fälle wurde der Bauch des Schiffs getroffen. Diese Treffer führten entweder zu einer Explosion oder zu einem Absturz.
“Seht ihr Leute. Ich plädiere also nicht für eine Erhöhung der Schildenergie an der Nase vorne, sondern im Bauchbereich des Schiffs.”
Was soll diese halbwegs autentische Star-Wars Geschichte?
Wenn du an der (ortsunabhängigen) Selbstständigkeit interessiert bist und dich ähnlich wie die Pilotinnen und Piloten von oben damit in eine ungewisse Umgebung begibst, bist du sicher schon auf zahlreiche Blogs gestoßen, hast Bücher gelesen oder einen Online-Kurs gemacht.
Besonders beliebt, ist dabei zu schauen, wer bereits erfolgreich ist und denjenigen dann als Vorbild für das eigene Tun zu verwenden.
Das kann funktionieren, ist aber nicht klar genug gedacht.
Eine Zeit lang habe ich auch so gedacht, lag aber falsch und genau wie die fiktiven Generäle in einem typischen menschlichen Irrtum, für den es sogar einen Namen gibt. Es ist der Survivorshop Bias (der Überlebensirrtum).
Viele Menschen machen den Fehler und folgen erfolgreichen Menschen, weil sie erfolgreich sind und meinen, dadurch auch erfolgreich werden zu können.
Wie die Generäle wird dabei ignoriert, wie viele Menschen mit den gleichen Methoden nicht erfolgreich waren.
Ohne gleich pessimistisch werden zu müssen, wäre es klüger zu schauen, was Menschen gemacht haben, die nicht erfolgreich wurden und Misserfolge einstecken mussten.
Fazit: Forsche also besser nach den gängigen Misserfolgen, anstatt einem individuellen Erfolgsprinzip eines Einzelnen zu folgen, das für ihn vielleicht funktioniert hat, aber noch lange nicht für dich gelten muss.
Über den Autor:
Tobias Schnellbächer ist Online-Unternehmer und Autor und lebt seit 2006 mit kurzen Unterbrechungen in Mittelamerika und schreibt auf seinem Blog humaninvestors.org über clevere und smarte Wege in deine individuelle Freiheit.