Am 5. Oktober 2018 ist Super Mario Party für die Nintendo Switch erschienen. Nachdem Mario Party 10 auf der Wii U mich eher schlecht als recht überzeugen konnte, liegen meine Hoffnungen auf dem neusten Teil der spaßigen Multiplayer-Reihe. Ob der Titel die Features der mobilen Nintendo Konsole nutzt oder es sich hierbei um aufgewärmte Tiefkühlkost handelt, erfahrt ihr im folgenden Test.
Mit Super Mario Party erscheint abseits der Handheld-Spiele der nun elfte Teil für die Nintendo Konsolen. Sein Debüt feierte der Titel „Mario Party" in Europa im März 1999 auf dem Nintendo 64 und bindet seitdem zahlreiche Spieler gemeinsam vor die Bildschirme unserer Zeit. Das Spielprinzip hat sich seitdem nicht großartig verändert, wobei Kleinigkeiten darüber entscheiden, ob der Titel gefeiert oder verflucht wird, dazu aber später mehr. Im Grunde spielt sich Mario Party wie ein Brettspiel und den dazugehörigen Figuren. Unterbrochen wird das fröhliche Würfeln durch die sogenannten Minispiele, die die Seele der Mario Party-Reihe ausmachen. In den vergangenen Titeln gab es mit bis zu 80 Minispielen verdammt viele davon, sodass selten Langeweile aufkam.
Die Party beginnt
Das Herzstück von Mario Party bildet der Party-Modus, in welchem wir mit bis zu vier Spielern teilnehmen. In rundenbasierten Abständen würfeln die Spieler abwechselnd einen Würfel um auf dem Spielfeld voranzukommen. Von den Würfeln gibt es ebenfalls unterschiedliche Varianten, die sich taktisch klug eingesetzt, durchaus lohnen können. Der Standardwürfel weist jedoch eine Zahl zwischen 1 bis 6 aus und bringt euch demnach langsamer oder mal ganz fix durch die einzelnen Welten. Nachdem jeder Spieler gewürfelt hat, steht eines der vorgenannten Minispiele an. Hier treten die Spieler entweder in Teams „Zwei gegen Zwei" oder in der Variante „Einer gegen Alle" oder „Alle-gegen-Alle" gegeneinander an. Der Sieg oder die Niederlage hängen in den meisten Spielen vom jeweiligen Geschick des Spielers ab, hier und da gehört aber auch viel Glück dazu, was die einzelnen Spielrunden abwechslungsreich und unvorhersehbar werden lässt. Dadurch gewinnt Mario Party im Grundprinzip schon an Langzeitmotivation und Wiederspielwert. Zudem erlauben es die abwechslungsreichen Minispiele, dass auch ungeübte Spieler uns Dauerzockern nicht chancenlos unterlegen sind. Die Party als Sieger verlässt der Spieler, der am Ende die meisten Sterne in den Minispielen oder in verschiedenen Ereignissen auf dem Spielfeld gesammelt hat.
Was lange währt, wird endlich gut
Das erfolgreichste Konsolenspiel der Reihe war bisher Mario Party 8 für die Nintendo Wii mit zirka 8,35 Millionen verkauften Einheiten (Mario Party DS: zirka 8,98 Millionen). Mit Mario Party 9, welches ebenfalls noch für die Nintendo Wii erschien, ging der Erfolg schon deutlich zurück (zirka 3,22 Millionen), was meines Erachtens einen elementaren Grund hatte. Mit Mario Party 9 und später auch in Mario Party 10 für die Wii U implementierte Nintendo ein verändertes Spielsystem und setzte die Spieler gemeinsam in ein einzelnes Fahrzeug, welches abwechselnd anhand der gewürfelten Zahl über das Spielbrett bewegt wurde. Obwohl diese Änderung keine Auswirkungen auf die Minispiele hatte, limitierte diese das Spielgeschehen dermaßen, dass es mir bis heute als Negativbeispiel für die zurückliegenden Mario Party-Titel in Erinnerung bleibt. Umso glücklicher bin ich, verkünden zu können, dass in Super Mario Party für die Nintendo Switch diese Einschränkung der Vergangenheit angehört und meine Mitspieler und ich endlich wieder getrennte Wege gehen können.
It's-a Me, Mario
Die Riege an spielbaren Charakteren wächst von Titel zu Titel, sodass wir nun zwischen 20 spielbaren Figuren wählen können. Einige müssen zudem erst freigespielt werden, was dem Wiederspielwert zugutekommt. In diesem Titel kommt hinzu, dass jeder der Charaktere einen eigenen Spezialwürfel besitzt, den wir in einer Runde Mario Party einsetzen können. Shy Guy bspw. besitzt einen Würfel, der fünf mal die Vier und einmal die Null hat und uns somit mit ziemlicher Sicherheit vier Schritte nach vorne laufen lässt. Das bringt ein wenig taktischen Feintuning mit sich, was dem Modus sichtlich gut tut. Erfreut über die Rückkehr zur Trennung der Spieler, habe ich mich direkt in den Party-Modus gestürzt. Da am Release Tag und zu später Stunde keine menschlichen Mitspieler mehr auffindbar waren, ging die erste Runde gegen die CPU. Hier wählt man zwischen drei Schwierigkeiten, die sich insbesondere in den Minispielen auswirken. Wo auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad noch Chaos herrscht, stellen sich die nicht-menschlichen Mitspieler auf dem mittleren und höchsten Schwierigkeitsgrad durchaus passabel an. Aber nichts geht über eine Couch-Koop-Party mit drei weiteren Mitspielern. Jemandem vom Spielbrett schubsen oder die Münzen vom Brot nehmen, es gibt nichts schöneres als die Reaktionen der Mitspieler. Nichtsdestotrotz finde ich es super, dass Nintendo annehmbare CPU-Spieler integriert, sodass man auch im Einzelspieler auf seine Kosten kommt.
Die Spielzeit pro Mario Party definieren wir anhand der voreingestellten Rundenanzahl. Die kürzeste Variante umfasst 10 Runden und dauert zirka 50 bis 60 Minuten. Wem das zu lange ist, der kann daneben auf die einzelnen Minispiele zurückgreifen, von denen Super Mario Party genau 80 Stück mitbringt. Zu Beginn stehen uns 60 Spiele zur Verfügung, die sehr abwechslungsreich sind und hier und da die Funktionen der Joy-Cons unterstützen. Den Pro Controller könnt ihr bei diesem Titel getrost im Schrank verstauen, dieser wird schlichtweg nicht unterstützt. Für Pärchen-Abende stellt zudem der neue Modus „Partner Party" eine interessante Neuerung dar. Dort tritt man dauerhaft in 2er-Teams gegeneinander an. Dadurch ergeben sich nochmals gänzlich neue Herangehensweisen um zum Sieg zu gelangen. Zusätzlich können wir auf ein „Raft Abenteuer" zurückgreifen, bei welchem wir uns mit bis zu vier Spielern einen reißerischen Fluss hinunterwagen, auf dessem Weg wir zahlreiche Minispiele erledigen. Ein lustiger Modus, der aber nicht an den klassischen Brettspiel-Modus herankommt.
Eintönigkeit auf den Brettern
Wo bei den Minispielen Abwechslung herrscht, erwartet uns auf den vier Spielbrettern Eintönigkeit.
Der erste Eindruck weis durchaus zu überzeugen, spielt man das Brett jedoch zum zweiten oder dritten Mal, spielt sich schon eine gewisse Routine ein, die lediglich durch die lustigen Mitspieler und die diversen Minispiele durchbrochen wird. Hier hätte ich mir mehr Vielfältigkeit innerhalb der Level gewünscht. Zudem empfinde ich vier Spielbretter, von dem wir zunächst drei zur Verfügung haben, als einfach zu wenig, da es sich hierbei um den Hauptmodus des Spiels handelt. Auch die Größe der einzelnen Karten ist eher mau.
Online-Multiplayer? Ganz oder gar nicht!
Seit September 2018 bietet Nintendo seinen Online-Service nur noch gegen Bares an. 20 Euro werden hier für eine Jahres-Mitgliedschaft fällig. Mir kam der Gedanke, brauchst du das überhaupt? Bis auf Splatoon und ab Dezember Smash Bros. fiel mir nichts ein, was man großartig online spielen könnte. Super Mario Party würde sich hier als Mehrspieler-Titel doch durchaus anbieten. Und ja, Nintendo bietet in Super Mario Party einen Online-Modus an. Dieser beschränkt sich jedoch leider ausschließlich auf zehn ausgewählte Minispiele. Warum? Gerade der Party-Modus hätte sich angeboten, sodass man auch mal außerhalb von Spielabenden mit Freunden zusammen eine Runde zocken kann. Auch Mitspieler, die nicht gerade mal um die Ecke wohnen, hätten so mit eingebunden werden können. Hier wurde viel Potenzial verschenkt und mir erschließt es sich nicht warum. Selbstverständlich macht Super Mario Party am meisten Spaß, wenn man seine Mitspieler direkt neben sich sitzen hat und die Reaktionen hautnah miterlebt, nichtsdestotrotz bleibt Nintendo weiterhin Argumente schuldig, warum man den Online-Bezahlservice in Anspruch nehmen sollte. Dieser Online-Modus ist keines davon.
Fazit
Super Mario Party ist ein Pflichtkauf für alle Spielabende. Auf der Nintendo Switch sieht er zudem fantastisch aus und bietet in Gänze den größten Umfang, den Mario Party bisher mit sich brachte. Trotzdem fühlt sich der Titel stark beschnitten an. Der lachhafte Online-Modus und die reduzierten Spielbretter wirken auf den ersten Blick mager. Schaut man jedoch darüber hinweg, bietet Super Mario Party mit neuen Modi unheimlich viel Spielspaß und eine Menge Abwechslung. Es bleibt abzuwarten, ob die Minispiele irgendwann ihren Reiz verlieren und ob die zehnte Runde auf den immer wieder selben Brettern nicht irgendwann auch mich, als absoluten Mario Party-Fan dazu verleiten, dem Titel schneller als mir lieb ist, den Rücken zu kehren. Bis dahin werde ich aber noch eine Menge Spaß mit Super Mario Party haben.