Es ist ein düsterer, beunruhigender Blick in die Zukunft, den der in Wien lebende Politologe Michael Ley in seinem neuen Buch niedergeschrieben hat. Es ist eine Zukunft, in der es zu blutigen Kämpfen zwischen den Muslimen und den Nichtmuslimen kommt, einer Art von permanentem europäischem Bürgerkrieg und der Bildung neuer muslimischer Staaten mitten in Europa.
Das heutige Europa der Nationalstaaten und der EU würde sich “zurückentwickeln in ein Europa der Kleinstaaterei. Dies wäre die Konsequenz einer europäischen Balkanisierung, eines politisch zerfallenden Kontinents, der nicht nur seinen inneren Zusammenhalt verlöre, sondern auch zum politischen Spielball würde. Die europäischen Kulturen wären auf bestimmte Regionen begrenzt und würden durch eine fortschreitende Islamisierung zunehmend bedroht.”
Harmonisches Zusammenleben schließt Ley ausFortschreitende Islamisierung, das ist das zentrale Thema von Leys jüngstem Buch “Der Selbstmord des Abendlandes – Die Islamisierung Europas”. Obwohl das Manuskript schon vor etwa einem Jahr verfasst worden ist, könnte das Buch aktueller nicht sein. Angesichts der zehntausenden Muslime, die im Zuge der Migrationswelle dieses Sommers nach Österreich gekommen sind und noch kommen, fragen sich nicht wenige Österreicher, welche Folgen das auf das Zusammenleben in diesem Lande haben wird. Keine sehr erfreulichen, meint Ley. Anstatt sich der üblichen politisch korrekten Trennung zwischen einer “winzig kleinen islamistischen Minderheit” und den “99,99 Prozent friedlicher Muslime” zu unterwerfen, arbeitet er die Probleme heraus, die der Islam an sich mit einer westlich-liberalen Demokratie hat – und umgekehrt.
Dazu gehört vor allem die bei Muslimen durchaus mehrheitsfähige Ansicht, der Koran stünde über dem weltlichen Gesetz, der Überlegenheitsanspruch des Islam anderen Religionen oder dem Atheismus gegenüber, der dem Islam immanente Drang zu missionieren, der im muslimischen migrantischen Milieu grassierende Antisemitismus und natürlich auch die Degradierung der Frau in der islamischen Welt.
Dass Muslime und Nichtmuslime dauerhaft und nachhaltig harmonisch miteinander leben können, schließt Ley aus. Schließlich sei es Pflicht aller Muslime, die “globale Herrschaft des Islam herbeizuführen (…). Dieses politische Ziel des Islam schließt jede Form eines toleranten Zusammenlebens zwischen Muslimen und Andersgläubigen aus.” (Ley) Weshalb der Autor den Ideen einer multikulturellen, postnationalen Gesellschaft eher skeptisch gegenübersteht.
“Der Kampf der Vordenker eines radikalen postnationalen Europas gilt jeder nationalen Identität: Die autochthonen Europäer sollen offensichtlich auf jegliche nationale, kulturelle, religiöse sowie letztlich auch auf eine traditionelle sexuelle Identität verzichten. Selbst die radikalsten kommunistischen Intellektuellen gingen seinerzeit in ihren Forderungen nicht so weit. Die Diskussionen nehmen geradezu groteske Formen an. Die Eliten der Gesellschaft werden nicht müde, große Teile der eigenen Bevölkerung des Rassismus und der Xenophobie zu bezichtigen, während große Teile der Bevölkerung längst das Vertrauen in die vermeintlichen politischen und medialen Vordenker verloren haben.” (Ley)
Das mag etwas zugespitzt formuliert sein, beschreibt das grundlegende Problem jedoch durchaus zutreffend, wie ja auch die enorme Kluft zwischen der öffentlichen und der veröffentlichten Meinung über die Migrationswelle dieses Jahres beweist.
Religionspolitischer Alptraum statt multikultureller Utopie
Für all jene autochthonen Europäer, die ihre Identitäten aber nicht wechseln wollen, hat Ley nur eine düstere Prognose parat: “Aus der multikulturellen Utopie wird mit großer Wahrscheinlichkeit ein religionspolitischer Albtraum werden: Homo- und Transsexuelle werden ebenso wie Genderisten von der Bildfläche verschwinden und in Regionen flüchten, die sich gegen ein drohendes Kalifat verteidigen. Dieses Schicksal werden viele süd-, west- und nordeuropäische Gesellschaften erleiden: Es werden im Grunde binationale Staaten entstehen, die sich in mehrheitlich muslimisch und mehrheitlich nicht muslimisch regierte Regionen aufteilen.”
Es ist kein laues Buch, das Ley da vorlegt; seinen Kritikern erleichtert der Autor die Arbeit, indem er neben zahllosen hochseriösen Quellen auch eine eher dubiose Internet-Website namens “Fjordman” zitiert. Was freilich nichts daran ändert, dass dies eines der interessantesten Bücher zum Thema dieses Jahres geworden ist.
Sachbuch
Der Selbstmord des Abendlandes. Die Islamisierung Europas
Michael Ley
Hintergrund Verlag, 254 Seiten. 19,50 Euro