Gewitterplätzchen haben den Namen bekommen an einem lauwarmen Sommerabend in meinem Heimatort in Süddeutschland. Im Rheintal, wo Rust liegt wird es im Sommer bis zu 38° C und zwar nicht nur in der Sonne. Es weht kein Wind, die Sonne brennt. Ganz wunderbar.
Bei solchen Temperaturen zieht auch mal ein ordentliches Gewitter über Rust. Die Straßen fangen an zu dampfen und der Dampf verteilt sich über den Ort bis hin zum alten Rhein, einem Naturschutzgebiet wo Schnaken (badisch für Stechmücken) ihr Unwesen treiben. Regen der allen Staub wegwischt und das Dorf in neuem Glanz erstrahlen lässt, die Luft riecht nach Erde und Wärme. Es donnert und blitzt und man genießt die Ruhe die ein solches Gewitter mit sich bringt. So gemütlich ist es.
Ich weiß nicht warum, aber oft haben meine Mutter und ich diese süßen warmen Hefeplätzchen an solchen Abenden gemacht. Wenn ich das schreibe rieche ich den Duft von frisch pürierten Erdbeeren (morgens noch vom Feld geholt), Plätzchen auf der heißen Pfanne und Puderzucker.
Unsere Nachbarin hat sie “Gewitterplätzchen” genannt. Der ganze Hof roch danach und sie wurde immer ordentlich damit versorgt. Der Kochlöffel wurde bei uns schon immer geschwungen.
Aber eigentlich heißen sie im Kochbuch “Razuchy”. Es ist ein polnisches Kochbuch. So alt, dass noch nicht mal Fotos enthalten sind, von meiner Oma in Polen. Es enthält ganz wunderbare Rezepte, deftige und süße Gerichte zum dahin schmelzen.
Für die Aktion “ich back mir” der wunderbaren Bloggerin “tastesheriff” sollten es diesmal Familienrezepte sein. Und da fiel es mir ein… Passend dazu nach zwei herrlich warmen Sommertagen in Hamburg kam der Regen und das Gewitter. Klitsche klatsche nass sind wir geworden. Aber Sommerregen macht ja bekanntlich schön, also was soll’s.
Nach Grillen, Fussball und einer Runde Karten werden sie serviert, ich bin gespannt was alle sagen.
Hier mein Rezept für meine Gewitterpläztchen, Razuchy oder auch süße Blinis!
Zutaten: (für ca. 15 Stück)
125 ml Milch
1/4 Würfel Hefe
1 TL Zucker
125 g Mehl
Prise Salz
1 Ei
1 TL Butter
500 g Erdbeeren
weiteres Obst z. B. Heidelbeeren und Kirschen
Puderzucker mit Sieb
Zubereitung:
Milch leicht erwärmen (nicht kochen!). Hefe, Butter und Zucker unter langsamen Rühren in der Milch auflösen. Dafür nehme ich immer einen Holzlöffel. Ca. 5 Minuten stehen und gehen lassen.
In der Zwischenzeit Mehl abwiegen und mit Salz vermischen.
Mehl und Ei zu der Hefemischung geben und alles langsam gut verrühren. Der Teig ist etwas flüssig, das ist auch gut so.
Mit einem Geschirrtuch abgedeckt an einem warmen Ort gehen lassen.
Ich bereite den Teig vor dem Essen zu, am späten Abend wenn alle Nachtisch schreien, hat der Teig lange genug geruht und kann nun in die Pfanne.
Wenn es warm ist stelle ich den Teig auf den Balkon und im Winter auf die Heizung.
Erdbeeren waschen und mit etwas Vanillezucker (je nach Belieben) pürieren, bis zum Servieren kalt stellen.
Nun eine große Pfanne heiß werden lassen. Zum Anbraten verwende ich am liebsten geklärte Butter wie z. B. Butaris. Das lässt sich viel höher erhitzen als Butter und verbrennt nicht.
Etwas Fett in die Pfanne geben, zwei Mengen Teig mit einem Esslöffel (oder ein Mal mit einer kleinen Saucenkelle) Teig in die Pfanne geben. Pro normal große Pfanne (25 cm) haben ca. 4 bis 5 Blinis Platz.
Man sieht relativ schnell wie der Teig durchbrät, nach ca. 1 Min wenden und nochmals braten. Da jeder Herd anders ist, rate ich zuerst einen Blini zu braten und zu schauen wie dunkel er wird, sonst Herdplatte um eine halbe bis ganze Stufe zurückschalten.
Mit Puderzucker bestreuen. Warm mit Erdbeerpüree servieren.
Das ist ein wunderbares Rezept was man spontan zaubern kann.
Mehl, Zucker und Eier hat man doch immer im Kühlschrank.
Trockenhefe kann man immer auf Vorrat haben, das eignet sich notfalls auch. Und was ich jetzt anfange ist Erdbeeren zu kaufen und gewaschen in kleinen Portionen einzufrieren. TK zu kaufen gibt es sie natürlich auch bald wieder.
*Ach ja und Puderzucker, das haben wir jetzt am Samstag gemerkt, den darf nicht fehlen und ist notfalls ganz schnell selbst gemacht. Kristallzucker im Mörser zerdrücken, es eignen sich auch Blender oder Kartoffelstampfer.
Deftig gefällig? Zucker im Teig weglassen! Super lecker mit Schmand, Lachs und Kaviar, dazu ein Schwarztee mit Kondensmilch und Zucker oder ein Schluck Wodka?!
Ob man die süßen Blinis nun als Dessert, zum Frühstück, als Snack zwischendurch oder deftig als Abendessen genießt ist ganz egal…
Genießt die Erdbeerzeit!
Eure Katharina
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