Südbalkon

Südbalkon

Titel: Südbalkon
Autor: Isabella Straub
Genre: Belletristik
Seiten: 254 Seiten
Verlag: Blumenbar
ISBN-10: 335105002X
ISBN-13: 978-3351050023

Erste Sätze:
Wenn Raoul gut gelaunt ist, spielen wir Wo ich niemals leben möchte. Wenn er schlecht gelaunt ist, aber immer noch gut genug, um sich aufheitern zu lassen, spielen wir Wo ich niemals sterben möchte. Wenn ich merke, dass die Stimmung kippt, lasse ich ihn gewinnen. Ich beiße mir auf die Unterlippe und tue so, als würde ich nachdenken, obwohl ich tausend Orte nennen könnte, an denen ich nie und nimmer sterben möchte.

Inhalt:
Ruth Amsel, um die Dreißig, arbeits-und kinderlos, lebt zusammen mit ihren Freund Raoul in einer Wohnung irgendwo in Wien. Was sie hat – Zeit, mehr als ein Mensch alleine verbrauchen kann und so hat sie eine Leidenschaft dafür entwickelt, Menschen zu beobachten. Nicht irgendwelche Menschen, es müssen schon solche sein, denen es ganz offensichtlich schlechter geht als ihr selbst. Kein Wunder, dass sie am Liebsten den Garten des Krankenhauses beobachtet, oder ein Möbelhaus aufsucht, weil es da zu so schönen Streitszenarien zwischen Paaren kommt, aber die Wahrheit ist, wirklich glücklich ist auch sie selbst nicht. Es kommt der Tag, wo ihr Freund Raoul ins Krankenhaus eingeliefert wird und sie sich live am Ort der großen Tragödien aufhält. In diesen Räumlichkeiten trifft sie auf den Krankenpfleger Pawel und vielleicht, vielleicht ist es gerade er, der ihr zeigen kann, was Leben wirklich bedeutet.

Meine Meinung:
Vorwurfsvoll sieht es mich an, das Cover von „Südbalkon“. Drängend besteht es darauf, dass ich etwas über die Seiten zwischen den Klappen schreibe. Hört man genau hin, dann kann man jeden einzelnen Buchstaben sogar aufstampfen sehen. Und so schreibe ich jetzt eben meine Gedanken zu der Geschichte nieder, obwohl es sich hier um eine Geschichte handelt, die so gar nicht im Gedächtnis bleibt, nach dem Lesen schon wieder in den unendlichen Weiten der Wörterwelt abgetaucht ist.

Obwohl mir nicht viel von dem Geschrieben in Erinnerung blieb, habe ich das Bedürfnis, wenigstens einen kleinen Einblick zu gewähren, ob es mir gefallen hat, denn nur weil etwas keine Dauerhaftigkeit besitzt, heißt es noch lange nicht, dass es nicht doch gefallen hat. Beginnen möchte ich mit dem Cover, was, es tut mir leid, furchtbar ist.  Abstrakte Kunst? Nun, dann besitze ich wohl nicht das notwendige Verständnis dafür, was erträglich wäre, wenn mir wenigstens nach dem Lesen erschlossen hätte, wieso da Hundeköpfe auf Menschenkörper montiert wurden. Es mag überraschen, aber nein, auch nach der Lektüre stehe ich dem Cover immer noch feindselig gegenüber, aber man soll ja Dinge nicht nach den Äußerlichkeiten verurteilen und doch ist es eines der prägendsten Dinge für mich, weil ich ein Covermensch bin.

Die Geschichte selbst ist … sie ist einfach. Der Beginn so vielversprechend, eine Menge Metaphernarbeit, Poesie setzt sich durch und die Vorfreude, wohin die Reise einen bringen könnte ist enorm. Was wird mir hier erzählt? Welche Welten werde ich bereisen dürfen? Ruth Amsel, arbeitslos und mit ihrem Freund eine Wohnung teilend, eingeigelt in ihrer eigenen Sphäre, was hätte man da alles entdecken können. Diese Unwissenheit, sie ließ mich mit Liebe lesen, ließ mich gerne entdecken, aber schon bald, schon bald musste ich feststellen, dass es mich nicht packt, meine Emotionen nicht aufwirbelt und davonträgt, nein, es plätscherte so vor sich hin und es erschloss sich mir einfach nicht, was man mir sagen möchte. Ruth hat liebenswerte Eigenheiten, beobachtet gerne Menschen, wenn sie gerade nicht in Topform sind, aber dann, dann verrennt sich alles wieder in Belanglosigkeiten und man ist traurig, weil es doch so viel mehr hätte sein können. Letztlich wurde es ein Händeringen um Liebe, Geborgenheit und dem Gefühl, irgendwo anzukommen. Es mag vielversprechend klingen, aber erreichte einfach nicht. Man malt sich alles in strahlenden Farben aus und erhält doch nur Grautöne. Stilistisches Mittel? Eine Arbeit mit Unscheinbarkeiten? Man kann es wohl so sehen, aber für mich war es einfach nur Leere. Nun könnte man gerne fragen, warum ich die Geschichte las, wenn sie doch so wenig bei mir auslöste. Beantworten lässt es sich dadurch, dass der Schreibstil angenehm und das Setting doch recht nett ist, man ist zwar nicht sonderlich daran interessiert, wie Ruths Leben ist, aber auch nicht abgeneigt mehr zu erfahren.

Lässt man die letzte Seite hinter sich, dann bleibt nur das schale Gefühl übrig, irgendetwas verpasst zu haben. Hat man nicht aufmerksam genug gelesen? Die wichtigen Dinge gar überlesen? Es mag sich mir nicht wirklich erschließen und vielleicht ist alles tatsächlich nur auf mein Unvermögen zurückzuschreiben, doch kaum war das Buch beendet, so war für mich auch schon die Geschichte verloren gegangen. Und dann lese ich all die lobpreisenden Rezensionen und suche aufs Neue, was die anderen Leser scheinbar entdeckt haben, bleibe aber letztlich doch nur mit leeren Händen zurück. Was ich las, war nicht schlecht, keineswegs, aber dann doch so aussagelos, dass es keinen Moment überdauerte.

Fazit:
Als Zeitverschwendung würde ich das Lesen von „Südbalkon“ nicht bezeichnen, aber wirklich gewinnbringend war es auch nicht für mich. Letztlich war die Geschichte für mich einfach nicht fassbar, da war eine unüberwindbare Mauer zwischen mir und dem Buch, die ich einfach nicht hinter mir lassen konnte.

3 Sterne



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