Sucker Punch (2011)

Sucker Punch (2011)

Wer mich kennt, weiß, dass ich sehr auf Filme getreu dem Motto "Style Over Substance" stehe. Das war bei 300 und dem Nachfolger so und trifft auch auf Sucker Punch zu. So ist es auch kein Geheimnis, dass sich meine Meinung zu Zack Snyders Film völlig konträr zu den meisten anderen Besprechungen des Streifens lesen wird.

Das Mädchen Babydoll wird von ihrem brutalen Stiefvater in eine Nervenheilanstalt verfrachtet. Baby freundet sich mit anderen Insassenen an und taucht um das Leid zu ertragen in aller Regelmäßigkeit in unglaubliche Fantasiewelten ab. In beiden Welten müssen Baby und ihre Freundinnen um's Überleben kämpfen. Aber was wenn Fantasie und Realität miteinander verschwimmen?
Sucker Punch ist laut Regisseur Zack Snyder (Dawn Of The Dead, Watchmen, 300) ein "Alice in Wonderland mit Maschinengewehren". Das trifft es eigentlich auf den Punkt. Ein Film wie ein Trip, ein Film wie eine Süßigkeit. Sieht gut aus, schmeckt gut, ist aber nicht gut für dich, denn der Anspruch fehlt laut Feuilleton nahezu vollständig.
Die audiovisuellen Elemente spielen ganz klar die Hauptrolle in Sucker Punch. Nicht von ungefähr ähnelt die Ästhetik des Films sehr Snyders Sandalen-Graphic-Novel-Adaption 300. Nur kämpfen hier ausschließlich Frauen. Feminität ist auch das Wort des Films. Für viele ist die Darstellung der Weiblichkeit ein großer Kritikpunkt des Films. Sind die Mädchen in ihren Anime-Kriegerinnen-Outfits gar nur zur Fleischbeschauung der Männerwelt auf der Leinwand? Werden Themen wie Missbrauch durch epische Fantasyschlachten absurd verharmlost?
Genauso wenig wie 300 ein akkurates Abbild der Antike ist, ist Sucker Punch ein Film der mehr will als Unterhaltung. Sucker Punch ist die reine Unterhaltung. Trotzdem hat der Film einen kräftigen symbolischen Boden. Snyder feiert alles was ihm gefällt. Videospiellook, Animesettings, Musicalnummern und die Ästhetik der Schlacht. Statt Wackelkamera und Co. arbeitet Snyder mit epischen Zeitlupen, Schnitten, Geschwindigkeitselementen und mehr. Das Ergebnis sieht gleichzeitig wunderschön und trashig aus, eben wie bei 300, vielleicht sogar noch elementarer.
Die Story ist vorhanden, aber sehr verworren und die wirkliche Intention Snyders nie bis selten erkennbar. Die Arbeit mit drei Ebenen gelingt dagegen wundervoll. Besonders die dritte Ebene, eine Art Traum in Traum Bereich, ist fulminant und sogar konsequenter als in Nolans Inception. Inception zeigte weitgehend realistische, glaubhafte Elemente in den Träumen. Sucker Punch dagegen kennt keine Grenzen, keine Physik, keine Schamlosigkeiten. Toll!
Die Darsteller fallen ebenfalls nicht ab. Besonders Oscar Isaac überspielt gnadenlos und punktet damit. Die Mädchen, allen voran Emily Browning werden nicht wirklich gefordert, passen aber in ihre Rollen. Neben der Bildsprache überzeugt ebenfalls der grandiose Soundtrack. Aber in dieser Hinsicht lag Zack Snyder ja bisher nie daneben.
Aber trotz allen Lobgesangs ist auch Sucker Punch nicht fehlerlos. Vor allem die viel zu lange Spielzeit raubt, trotz der häufigen Actionszenen, etwas Qualität. Kompakter wäre hier besser gewesen. Auch hätten einige Blutspritzer den Kämpfen nicht weh getan.
"For those who fight for it, life has a flavor the sheltered will never know."
Letztlich erkennt man zwischen all den Schauwerten dann auch noch das Herz im Film. Jeder sollte zumindest versuchen gegen seine eigenen inneren Orks und Zombies anzukämpfen, denn jeder ist für sein Schicksal verantwortlich.
In der Summe ist Sucker Punch ein sehr gelungener Film, der sich trotz einiger konservativer Entscheidungen sehr vom Einheitsbreit Hollywoods abgrenzt. Selbst ich habe unglaubliche vier Versuche gebraucht um den Film zu beenden und für mich zu verstehen. Ich halte mich nicht für intellektuell, aber das mag schon was heißen. Keine Story, kein Anspruch, von wegen! Meine Vermutung ist, dass der Film vielen auf Grund falscher Erwartungen nicht gefällt. Der Film ist gewalttätig, aber kein Splatter. Er ist freizügig, aber doch weit entfernt von Fleischbeschauung. Es wird viel geballert und gesenst, trotzdem ist Sucker Punch kein gewöhnlicher Actionfilm. Jeder sollte Sucker Punch unvoreingenommen sehen und ihn für sich interpretieren.
OT: Sucker Punch VÖ: 2011 Laufzeit: 127 Minuten FSK: 16 R: Zack Snyder D: Abbie Cornish, Emily Browning, Jamie Chung, Oscar Isaac, Jena Malone, Vanessa Hudgens
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Christian
Bildquelle: Ken Taylor for Alamo Drafthouse Cinema

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