Heute titelt der Spiegel „Bahn-Chef spricht „S21″-Gegnern Demorecht ab„, basierend auf einer Äußerung von Bahn-Chef Rüdiger Grube, der – anscheinend von Allmachtsphantasien geplagt – in einem Interview den Menschen ein Recht auf Widerstand abspricht.
Was in Stuttgart passiert, die gnadenlose Ignoranz von Bürgerwille und der absolut unverhältnismäßige brutale Polizeieinsatz im Auftrag der Landesregierung, zeigt doch nur in letzter Konsequenz was schon lange überall in der Politik an der Tagesordnung ist. Größenwahnsinniges Handeln von ebensolchen Politikern und Lobbyisten, angetrieben von Profit, Gier und Machtdemonstration. Rücksichtslos wird durchgesetzt was das Ego fordert, nämlich immer mehr und immer größer, ohne Rücksicht auf Verluste, Menschen oder Natur.
Nachhaltigkeit und Lebensqualiät sind ein Fremdwort und werden bestenfalls als Rührseligkeit und Kitsch abgetan. Schon lange wird die Gesellschaft von Politik und Wirtschaft auf dieses System eingestimmt.
Eine schöne Ausführung unter anderem zum Thema des egoistische Größenwahns gibt es von Richard David Precht im aktuellen Spiegel.
Noch nicht allzulange wird diese Problematik auch in den Medien offen und ungeschönt diskutiert, die Provokationen unter den verschiedenen Gruppierungen nehmen zu. Erst Sarrazin, der polarisiert wie schon lange niemand mehr, jetzt das brutale Vorgehen gegen Demonstranten in Stuttgart. Es ist schon ein mächtiges und klares Zeichen, wenn man Wasserwerfer und Pfefferspray in diesem Ausmaß gegen eine friedliche Bürgergruppe einsetzt und dann noch den Menschen ihr Recht auf Protest entziehen will.
Dahinter steht ein machthungriges Geflecht aus Industrie, Politik und wirtschaftlichen Vereinigungen, dominiert von Menschen mit mehr als fragwürdiger Persönlichkeitsstruktur. Und die bestimmt weitestgehend was in diesem Land passiert. (Interessant dazu ist auch ein Bericht über Horst Seehofers schon pathologisch erscheinende Machtgelüste, er steht nur stellvertretend für viele andere seiner Generationsgenossen.)
Was passiert als nächstes, welches Spektakel, welche politische Entscheidung treibt die Provokation auf die Spitze? Beruhigend an Stuttgart 21 ist, dass es noch viele Menschen gibt, die sich nicht alles gefallen lassen wollen. Und es ist zu hoffen, dass diese Gruppe zunimmt und eine andere Art von Politik forciert. Letztendlich geht es um die Entscheidung wie wir in Zukunft leben wollen, und da wird es allerhöchste Zeit, daß mehr passiert, daß sich Protest auf viele und auch andere Arten äußert.
Denn die üblichen demokratischen Mittel sind weiterhin wichtig, greifen aber anscheinend nicht mehr
Ideen sind gefragt.