Öfters mal was Neues. Das waren wohl die Gedanken, die Isao Takahata hatte, als er sich Meine Nachbarn die Yamadas einfallen ließ. Es ist eine gar nicht so ernstgemeinte Geschichte, die als japanische Variante der Simpsons betitelt werden könnte. Schon allein die Abkehr vom typischen Anime-Zeichenstil hin zu einem Comicstrip-artigen Bildaufbau deutet eine ganz andersartige Filmform für das Studio Ghibli an. Meine Nachbarn die Yamadas wurde 1999 veröffentlicht, basierend auf dem Yonkoma Manga (ein Manga in vier untereinander liegenden Zellen erzählt, also ähnlich der US Drei-Bild-Comicstrips Abfolge) Nono-chan von Hisaichi Ishii.
Es wird die Geschichte der Familie Yamada erzählt: von der kleinen Nonoko, ihren Eltern Takashi und Matsuko, ihrer Großmutter Shige sowie ihrem etwa 13 Jahre alten Bruder Noburu. Der Film fühlt sich dann jedoch gänzlich anders an als vorherige und auch spätere Ghibli-Produktionen, da hier keine zusammen hängende Handlung präsentiert wird, sondern vielmehr kleine Episoden des Familienlebens im Mittelpunkt stehen. So beginnt alles gleich mit einer Familienkrise, als Nonoko bei einem Familienausflug vergessen wird und abhandenkommt, während es in der darauf folgenden Episode um die Fähigkeitend der Mutter im Haushalt geht. Denn eigentlich kann Matsuko weder kochen, noch stellt sie sich besonders geschickt bei Heimarbeit und Hausfrauen-Tätigkeiten an. Die Ehe auf Yamada-Art, die Wiederherstellung der elterlichen Autorität oder die Eltern-Kind-Beziehung sind weitere angesprochene Alltagsphänomene aus der Yamada-Familie.
Der Aufeinanderprall der einzelnen Familienmitglieder wird durch die jeweilige Kuriosität der Figur begleitet. Die Oma darf in ihrem hohen Alter direkt ihre Meinung zu allem kundgeben, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Mutter Yamada ist die denkbar schlechteste Besetzung für die Hausarbeit, Vater Yamada taugt nicht sonderlich als Erziehungsberechtigter, Noburu sorgt sich um das nicht enden wollende Lernen und einzig Nonoko erscheint als lebendig-aufgewecktes Mädchen, ganz ohne markante Fehleigenschaften. Vielmehr stellt sie sich die Fragen der Kindheit: „Achso, Mama und Papa waren nicht immer verheiratet?“
„Wenn einer von euch etwas normaler wäre, dann würden wir nicht so gut zueinander passen“ fasst es Noburu einmal zusammen. Hieraus zieht auch der Film seine Kraft. Wäre auch nur eine dieser Personen ernst zu nehmen, würde das Gesamtkonstrukt nicht mehr funktionieren. Eine weitere Parallele die man zu den Simpsons suchen kann, bei denen es ebenso auf jede Figur im Mikrokosmos Springfield ankommt.
Meine Nachbarn die Yamadas
Regie & Drehbbuch: Isao Takahata
104 Minuten, freigegeben ab 6 Jahren
im Netz: Meine Nachbarn die Yamadas bei Universum Film
alle Bilder © Universum Film