Zugegeben, es ist keine besonders umfangreiche Studie. Sie hat auch keine zweihundertdreiundfünfzigtausendsiebenhundertvierundachtzig Euro gekostet, die Seriösität impliziert. Ich habe einfach mein Lese- und Kaufverhalten beobachtet, seit ich vor gut einem Jahr auf den Kindle umgestiegen bin. Von den vorliegenden Daten konnte ich – wie in der Statistik üblich – das Verhalten aller intelligenten, gutaussehenden, männlichen Leser zwischen 20 und 99 extrapolieren.
Folgendes habe ich dabei herausgefunden:
- Der durchschnittliche Leser hat 66 Bücher auf dem Kindle gelesen. Kürzere Artikel wurden nicht mitgezählt.
- Zusätzlich wurden gedruckte Büchern gelesen (obwohl deren Anteil stark abgenommen hat). Das deckt sich mit dieser Feststellung.
- 21 Bücher davon waren gekauft.
- Es existiert eine magische mentale Preisschranke bei EUR 5.99
Es ist nicht so, dass ich generell keine teureren Bücher kaufen würde – besonders bei Sachbüchern, die mir einen Mehrwert liefern, bin ich bereit mehr auszugeben.
Auf der anderen Seite muss ein eBook, dass mehr als 5.99 kostet, schon sehr gut sein, um mich überzeugen zu können. Und das fällt bei den meisten Büchern schwer. So habe ich zum Beispiel bisher jedes Buch von Terry Pratchett gekauft. Snuff, sein neustes Buch, kostet aber fast 13 Euro – da meldet sich in meinem Hinterkopf eine Stimme, die fragt: Ist er wirklich so gut?
Denn das ist das Gute/Gefährliche an eBooks: sie sind alle gleich. Und nur ein bekannter Name macht ein Buch nicht besser (oder schlechter) als das eines bisher unbekannten Autoren.
Nehmen wir ein aktuelles Beispiel: Walter Moers “Das Labyrinth der träumenden Bücher” für EUR 19.99 ist es wirklich sechsmal besser als Tine Sprandels “Kaliberkipper”? (Gut, Moers Buch ist reich illustriert – aber wenn nur die Bilder den sechsfachen Preis rechtfertigen sollen, dann stimmt mit der Geschichte etwas nicht).
Andererseits kann ich für den Preis des Bücherlabyrinths sechs frische, unbekannte Autoren entdecken. Und habe wahrscheinlich sechsmal mehr Zeit mit wunderbaren Geschichten verbracht, als würde ich mir für das Geld nur ein Buch kaufen.
Natürlich können die Betriebswirtschaftler der Verlage ihre Preise durch umfangreiche Berechnungen rechtfertigen und schön rechnen, aber die Leser (das sind die Typen mit dem Geld, nur so nebenbei) kaufen ihnen die Geschichte nicht ab.
Eins darf nicht vergessen werden: der Leser, der sich einen eReader (oder Tablet/PC/Smartphone) gekauft hat ist in eine gewaltige Vorleistung gegangen. Er erlöst den Verlag von Druck- und Logistikkosten und spart ihm die Rabatte für den stationären Buchhandel. Liebe Verlage: Für diese Vorleistung möchte er einen Gegenwert.