Streaming ist das neue Fliegen – wie geht klimafreundliches Streamen?

Das Coronavirus hat der Digitalisierung einen ordentlichen Schub verpasst – und das ist trotz aller negativen Umstände eine positive Nachricht. Doch Onlinekurse, virtuelle Meetings, Videocalls mit Freunden, Youtube und Netflix verursachen enorme Datenströme, und die wirken sich aufs Klima aus. Damit aus Flugscham nicht Klickscham wird, schauen wir uns lieber an, wie klimafreundliches Streamen geht.

Beitragsbild: Videostill – Pippilotti Rist, „Open My Glade„

Wie Streamen das Klima belastet

Zunächst ein paar Zahlen, die verdeutlichen, was Internet und Streamen mit dem Klima zu tun haben. Eine Studie aus Frankreich besagt zum Beispiel, dass Datenströme inzwischen für 55 Prozent des Stromverbrauchs im digitalen Bereich verantwortlich sind, Tendenz steigend. Und das war vor Corona, also noch bevor sich ein guter Teil unseres Soziallebens plötzlich ins Internet verlagert hat. Denn Daten lagern auf Servern in weltweiten Rechenzentren und wandern über diverse Netzwerkknotenpunkte, bevor sie auf unseren PCs und Smartphones landen. Diese Server verbrauchen viel Strom, und müssen zudem permanent gekühlt werden.

Allein in Deutschland verursachen Rechenzentren jedes Jahr fast sechs Millionen Tonnen CO2. Und der Energieversorger Eon hat ausgerechnet, dass Streaming-Anbieter im Jahr 2018 so viel Strom verbraucht haben wie alle Privathaushalte in Deutschland, Italien und Polen zusammen. Höchste Zeit also, etwas achtsamer mit dem Thema Streaming umzugehen, denn der globale Datenverkehr besteht zu 80 Prozent aus Video-Daten.

Klimafreundliches Streamen ist einfach

Wie geht also klimafreundliches Streamen? Es gibt ein paar einfache Maßnahmen, die jeder umsetzen kann, um unnötige Datenströme zu vermeiden und damit den Stromverbrauch und den eigenen digitalen Fußabdruck zu reduzieren.

  • Die Auflösung heruntersetzen: Wer über Notebook, Tablet oder Smartphone schaut, also auf eher kleineren Bildschirmen, muss nicht mit 4K streamen. Hier reichen auch 720p, das entspricht HD und den Unterschied nehmen wir fast nicht wahr. Je kleiner der Bildschirm, desto niedriger zudem der Stromverbrauch.
  • WLAN nutzen statt Mobilnetz: Das Mobile Netz benutzt mehr Strom als WLAN. Wenn man schon am Streamen ist, soll man das laut Youtuber Rezo nicht über die Mobilen Daten machen, sondern im eigenen WLAN gehen.
  • Nur das streamen, was man wirklich schaut: Also keine Videos beim Abwaschen laufen lassen, sondern lieber Musik über Spotify hören. Musik möglichst nicht über YouTube hören, weil dort ja immer auch ein Video mitläuft, und die Autoplay-Funktion bei YouTube ausschalten. Denn die sorgt dafür, dass wir unter Umständen mehr und länger streamen, als wir eigentlich vorhatten.
  • Alternativen nutzen: Wenn möglich, lieber fernsehen statt Fernsehsendungen über den PC zu streamen. Oder auch eventuell vorhandene DVDs schauen oder von Freunden welche ausleihen.
  • Digital Detox: Weniger ist mehr, auch beim eigenen Medienkonsum. Handyfasten und digitale Entgiftung sind nicht nur gut für sich selbst, sondern auch gut fürs Klima!

Ansätze für ein grüneres Internet

Die Klimabilanz des Streamens hängt natürlich auch davon ab, mit welchem Strom die Rechenzentren betrieben werden. Werden sie mit Ökostrom oder sogar Eigenstrom versorgt, ist das logischerweise besser fürs Klima. Die großen Internetfirmen Facebook und Google haben mittlerweile auch Rechenzentren in kalten Gegenden (Schweden bzw. Finnland) errichtet. Google kühlt dieses Rechenzentrum mit kaltem Ostseewasser, was die Stromkosten senkt. Umgekehrt gibt es bereits Rechenzentren, etwa das „Zero Emission Data Center“ von IBM in der Schweiz, deren Abwärme zum Heizen verwendet wird. Es gibt also viele Ideen, um IT und Streaming klimafreundlicher zu machen. Und bis dahin können wir mit unserem Nutzungsverhalten selbst jede Menge bewirken.

Youtube-Star Rezo erklärt hier auch noch mal wie Streaming klimafreundlicher geht (aber Achtung, Klimakiller!):

Quellen: Neue Züricher Zeitung, Bento, Reset.org


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