Richard Armitage gehört nicht zu den “Storm Hunters”, eher zu den Runaways
Macht es noch Sinn in Zeiten von in Tornados fliegenden Haifischen über eine ganz herkömmliche Manifestation dieser Naturgewalt nachzudenken? War nicht 1996 mit Twister schon alles erzählt, was es zu dem Thema zu zeigen gab? Man könnte Regisseur Steven Quales Storm Hunters allerhand ankreiden: Seine schlichte, sehr vorhersehbare Story. Die wenig relevanten Dialoge, die von den Darstellern eher lustlos daher geredet werden. Die verwackelten Pseudo-Found Footage-Einlagen, die leider Gottes fast die gesamte erste Hälfte des Films ausmachen, bevor sie plötzlich in der zweiten Hälfte gänzlich verschwinden. Was nun also sagen über einen Film, der weder mit der Handlung, noch mit den Schauspielern, noch mit dem Drehbuch oder der Kameraarbeit punkten kann?
Richard Armitage
Vielleicht dass man sich trotz alledem manches Mal im Kinosessel nach vorn gebeugt wiederfinden wird, weil Storm Hunters entgegen den Erwartungen ein herrliches Zusammenspiel von Spezialeffekten und Spannungsmomenten erschafft, die alles andere überlagern. Die vielen Ungereimtheiten bleiben fast verborgen, wenn der Adrenalinspiegel in die Höhe getrieben wird. Die Tornados kommen und gehen wie es ihnen gefällt, wirken fast wie intelligente Naturgewalten, die mit Strategie und Taktik allerhand Schaden anrichten. Es ist, als würde dort jemand an einem Hebel sitzen und mit Hilfe dieser Naturkraft einen terroristischen Anschlag ausüben. Storm Hunters, nicht nur als Katastrophenfilm, sondern als Angstbild der ständigen Möglichkeit, sein Haus und Heim in Nullkommanix zerstört zu sehen.
Richard Armitage, hier frisch rasiert im adretten Anzug als stellvertretender Leiter der örtlichen Schule und eben nicht als klein gewachsener, bärtiger Zwerg Thorin Eichenschild in den Hobbit-Verfilmungen Peter Jacksons, wirkt zwar etwas unterfordert und starr in seinem Spiel, fällt aber vielleicht gerade hierdurch auch nicht in der Masse an unbekannten Gesichtern auf.
Wenn die Jäger zu Gejagten werden
Wir bekommen eine lediglich an der Oberfläche charakterisierte Schar von Menschen, die diese Extremsituation überstehen wollen: der heldenhafte Lehrer (Armitage), der Filmnerd (gespielt von Max Deacon, wirkt eingangs noch wie eine zentrale Figur, verschwindet dann aber recht schnell wieder in den Hintergrund, nachdem er seinen Handlungszweck erfüllt hat), ein Team von Sturmjägern (von denen der Film zumindest seinen deutschen Titel hat, während das Original schlicht Into the Storm benannt wurde) oder zwei Hillbillies, die mit ihren waghalsigen Kameraaufnahmen nur an die vielen Klicks auf YouTube denken.
Ansonsten zeigt Regisseur Quale, dass es binnen 90 Minuten möglich ist, schnell, rasant und spannend ein kleines Kinoerlebnis zu erschaffen. Zugegeben mit einigen Makeln, über die man aber getrost hinweg sehen kann, wenn man sich die schönen Aufnahmen der Wirbelstürme und die katastrophale Verwüstung ansieht, die sie anrichten. Bei mancher Chaos-Szenerie wird Storm Hunters dann sogar ein wenig emotional.
Storm Hunters
89 Minuten, freigegeben ab 12 Jahren, Kinostart: 21. August 2014
im Netz: Offizielle Homepage zum Film
alle Bilder © Warner Bros. Pictures Germany