Der Stoneman Taurista ist eine der härtesten sportlichen Herausforderungen im Salzburger Land. Vroni hat ihn an einem Tag bezwungen. Eine Leidensgeschichte mit Transalp-Flair!
Als mir Andi vom Flachauer Tourismusverband zum ersten Mal vom Stoneman Taurista erzählt hat, war ich gleich Feuer und Flamme für die Mountainbike-Challenge. 123 Kilometer und 4.500 Höhenmeter muss man an einem Tag bezwingen, will man sich die goldene Trophäe als Belohnung abholen.
Wer den Trail an zwei Tagen schafft, bekommt den silbernen Stein, wer sich drei Tage Zeit lässt, darf sich den bronzenen abholen. Ich will natürlich Gold und das heißt leiden. Mindestens 10 Stunden lang. Ich bin scharf drauf und kann es kaum erwarten, harte Anstiege, wilde Downhills und mühsame Tragepassagen auf mich zu nehmen!
Frühmorgens. Noch in der Dämmerung starten wir vom Ortszentrum in Flachau auf den ersten Anstieg zum Grießenkareck.Wenn du gleich mehr über den Stoneman Taurista in Flachau erfahren willst, schau hier rein!
An einem Samstag Ende Juli habe ich es dann zusammen mit meinem Freund Max gewagt. Morgens um vier Uhr machen wir uns auf den Weg nach Flachau. Um kurz vor fünf überreicht uns Andi unsere Starterpakete. Darin enthalten sind die Karte der Strecke, unsere Stempelkarte, einige Riegel und Kettenwachs.
Der Stoneman: das Konzept
Gold, Silber oder Bronze, darüber entscheidet beim Stonemantrail kein Wettkampf, sondern welcher sportlichen Herausforderung du dich stellen möchtest. Je nachdem, ob du den Stonemantrail an einem, zwei oder drei Tagen fährst, bekommst du eine Gold-, Silber- oder Bronze-Trophäe.
Gründer des Stoneman Spirit ist Roland Stauder. Der ehemalige Mountainbikeprofi hat mittlerweile in vier verschiedenen Ländern Stonemantrails hervorgerufen. Neben dem Stoneman Taurista in Flachau gibt es noch einen in Südtirol, Deutschland und einen in der Schweiz. Für alle Stonemanfans sind bereits weitere in Planung.
Es geht nach Obertauern! Hier auf den letzten Metern zur Oberhütte. Die unglaubliche Landschaft entschädigt für den langen Weg, der noch vor uns liegt.Befahrbar ist der Stoneman Taurista in Flachau vom 20.06 bis zum 30.09, außerhalb dieser Zeit sollte er auch bei guten Verhältnissen nicht gefahren werden, um die Ruhezeiten der Wildtiere nicht zu stören.
Start der Strecke ist in Flachau. Falls du deine Mountainbike-Challenge annehmen möchtest, findest du auf der Seite des Tourismusverbandes alle wichtigen Informationen und alle Partnerhotels.
Die Partnerhotels haben ihr Angebot an die Bedürfnisse der Starter angepasst. Du bekommst im Hotel dein Starterpaket und alle wichtigen Informationen. Die Hotels haben alle einen Fahrradkeller, in denen du dein Mountainbike sicher verwahren und es auch reinigen kannst.
Außerdem erhältst deine Trophäe und wirst in die offizielle Finisherliste eingetragen, die online öffentlich einsehbar ist. Ein bisschen Ruhm darf natürlich auch sein.
Wenn du den Stoneman an zwei oder drei Tagen fahren möchtest, empfehlen wir dir eine Unterkunft in Flachau für den Zeitraum zu buchen. So musst du nicht dein schweres Gepäck jeden Tag mitschleppen und hast deine Unterkunft, an die du jeden Abend zurückkehren kannst. Über den Ennsradweg sind nämlich alle Zwischenpunkte der Strecken einfach zu erreichen.
Der Stoneman Taurista startet einwondfrei: Sonnenaufgang am Grießenkareck
Kurz nach fünf packen wir unsere Mountainbikes vom Fahrradträger, schultern die Rucksäcke, klicken in unsere Pedale ein und starten auf die 123 km lange Strecke.
Von Flachau führt unser erster Anstieg aufs Grießenkareck. Während im Tal noch alles schläft, spulen wir die ersten 1.000 Höhenmeter ab. Wir radeln entlang der Skipiste Kurve um Kurve nach oben.
Über dem Gosaukamm geht langsam die Sonne auf. Erst überziehen die ersten Sonnenstrahlen den Fels mit einem orangefarbenen Schleier, bevor der große gelbrote Feuerball hinter den Felsen hervorlugt und die Wiesen und uns langsam wärmt. Ich weiß nicht, wie viele unzählige Male ich diesen Moment schon miterleben dürfte – er ist einfach immer wieder etwas Besonderes.
Um sieben Uhr stehen wir am Grießenkareck und stecken unsere Karte zum ersten Mal für heute in die Stempelstelle des Stonemantrails. Auf der Strecke sind acht dieser Checkpoints verstreut. Sie stellen sicher, dass jeder Stonemantrail-Aspirant wirklich die gesamte Strecke absolviert. Platziert sind die Checkpoints am höchsten Punkt jedes Anstiegs. So ist Abkürzen also unmöglich.
Abfahrt über den Bikepark Wagrain-Kleinarl
Hinter dem Checkpoint startet direkt die Abfahrt über den Bikepark Wagrain-Kleinarl. Der Trail beginnt mit flowigen Kurven und einigen Pump-Elementen, bevor der Trail nach und nach anspruchsvoller wird. Die Dämpfung von meinem Fully muss ganz schön arbeiten, als der Weg über Steinstufen, Wurzeln und Schotter führt.
Abfahrt durch den Bikepark Wagrain-Kleinarl.Mehrmals kann ich mich zwischen einem schwierigen und einem mittelschweren Wegabschnitt entscheiden. Die Mischung aus leichteren, flowigen Passagen und anspruchsvolleren Abschnitten macht die Abfahrt für mich zum Genuss.
Fast bin ich etwas wehmütig, als wir durch die letzten Kurven fahren und auf dem Parkplatz der Bergbahn ankommen.
Wem der Trail hier zu anspruchsvoll ist, der hat die Möglichkeit, den anspruchsvollen Teil über eine Forststraße zu umfahren.
Urig und aussichtsreich: Anstieg zur Edelweiß-Alm
An der Talstation des Bikepark Wagain, folgen wir der Beschilderung vos Stoneman Taurista entlang des Ortes hinauf zur Edelweiß-Alm. Der Anstieg verläuft gleichmäßig und sanft. So erreichen wir nach etwas über 200 hm den Checkpoint oberhalb der Edelweiß-Alm.
Von hier können wir hinüber zum Grießenkareck blicken, wo wir noch vor wenigen Stunden gestanden sind und haben einen herrlichen Blick Richtung Rossbrand. Wir verweilen nicht lange und machen uns an die Abfahrt. Über eine Forststraße verlieren wir schnell an Höhenmetern und kommen zurück ins Tal.
Bauernmuseum an der Edelweiß-Alm.Im Tal radeln von Wagrain nach Altenmarkt. Auf dem Ennsradweg machen wir schnell Meter . Bauernhöfe mit Geranien an den Fenstern und saftig grüne Wiesen fliegen nur so an uns vorbei.
Hinauf auf den Rossbrand: wir bekommen Gesellschaft
In Altenmarkt fahren wir unter der Autobahn durch und schon befinden wir uns im Anstieg zum Rossbrand. Uns stehen nun weiterer 1.000 Höhenmeter bevor. Auf dem Aufstieg zum Rossbrand begegnen wir einigen anderen Fahrern des Stoneman Taurista. Auf geht’s!
Der nächste lange Anstieg. 1.000 Höhenmeter muss ich bis auf den Rossbrand überwinden.Wir folgen den Serpentinen der geteerten Straße. Nach einigen Kilometern mündet sie in eine Forststraße. Zuerst hat diese noch eine recht angenehme Steigung, wird aber zusehends steiler und wurzeliger.
Die ersten Meter können wir noch fahren, dann müssen wir aus dem Sattel und unsere Räder zu schieben. 150 Höhenmeter begleiten wir so unsere Bikes, bis wir ein Hochplateau erreichen. Jetzt ist der Weg wieder fahrbar. Und wir können verschnaufen.
Die letzten Höhenmeter auf den Rossbrand sind hart erkämpft. Bald ist der Trail nicht mehr fahrbar und wir müssen schieben.Am Rossbrand habe ich ein wenig das Gefühl, in Schweden gelandet zu sein. Das Plateau ist mit hohem Gras und Heidelbeerbüschen bedeckt, in den Mulden und Senken haben sich kleine Lacken gebildet.
Kurz durchqueren wir dieses märchenhafte Land, bevor wir die Rossbrandhütte passieren und über einen letzten Stich den Rossbrandgipfel erreichen.
Von hier hat man ein herrliches 360-Grad-Panorama über das Dachsteingebirge, die Salzburger Schieferalpen, die Radtstädter und die Schladminger Tauern.
Es läuft! Lange Abfahrt nach Mandlberg
Auf uns wartet eine lange Abfahrt nach Mandlberg. Die ersten Meter fordern uns gleich voll. Ein enger Weg mit hohen Steinstufen und engen Kurven reizt unser Können stark aus. Da uns immer wieder Wanderer entgegenkommen, müssen wir zusätzlich vorsichtig sein.
Danach flacht der Trail etwas ab und die Stufen werden kleiner. Hochkonzentriert versuche ich einen Sturz zu vermeiden. Die glitschigen Holzbrücken, die den Weg immer wieder unterbrechen sind besonders tückisch.
Fast wie in Schweden! Das Plateau unterhalb des Rossbrands .Nach 300 Höhenmetern ist der Spaß vorbei und wir biegen auf eine Forststraße ab. Entlang dieser schießen unsere Mountianbikes Richtung Tal. Auch wenn die Straße dazu einlädt, alles aus dem Mountainbike herauszuholen, müssen wir vorsichtig sein. Fußgänger und entgegenkommende Autos erfordern schnelles Reagieren und Rücksicht.
Zwischendrin müssen wir immer wieder kurze Anstiege meistern, bevor wir in Mandlberg beim nächsten Checkpoint ankommen. Hier haben wir die Hälfte der Strecke gemeistert. Erst? Puh das wird noch hart!
Das Mandlberggut verlockt zu einer deftigen Jausn ein. Alle Silber-Fahrer können hier die Speicher wieder auffüllen, bevor sie über den Ennsradweg 20 km nach Flachau ausradeln, um am Nachmittag im Spa-Bereich des Hotels neue Kräfte zu sammeln. Wir aber müssen weiter!
Über Forstau zur Oberhütte – der letzte harte Anstieg
Wir fahren von Mandlberg über einen kurzen Anstieg nach Forstau. Die Strecke von Forstau hoch zur Oberhütte kennen wir bereits von unserer Transalp nach Slowenien vor einigen Jahren.
Allerdings hatten wir damals nicht so schönes Wetter. Heute ist es angenehm warm und momentan sieht es noch nicht nach einem Gewitter aus.
Wunderschön präsentieren sich die Schladminger Tauern.Die Strecke vom Forstau zur Vogeialm ist wunderschön zu fahren. Der Anstieg verläuft sanft durch das Tal – entlang eines Flusses, vorbei an saftigen Bergwiesen, weidenden Kühen und blühendem Almrausch. Zusätzlich wird man mit einem Blick in die Schladminger Tauern belohnt. So verfliegen die Kilometer bis zur Vogeialm richtig schnell.
Ab der Vogeialm wird es kurz etwas steiler. Der Anstieg zur Oberhütte fordert nochmal alles. So langsam merken wir die vielen Höhenmeter und sehnen uns nach einer Pause. Da uns aber das Gewitterrisiko über den Tag begleitet, haben wir keine Zeit für große Pausen. Wir müssen schauen, dass wir noch vor dem Gewitter nach Obertauern kommen.
Einer der schönsten Streckenabschnitte. Anstieg zur OberhütteFür mich ist der Anstieg zur Oberhütte landschaftlich einer der schönsten vom gesamten Stoneman Taurista. Das fruchtbare Tal und die schroffen, umliegenden Felsen sind einmalig schön. Der Obersee liegt so friedlich , dass man sich gleich hinsetzen und einfach bleiben möchte, um die Schönheit dieser Gegend für immer in seinen Erinnerungen zu speichern.
Bange Minuten: Von der Oberhütte nach Obertauern
Kurz bevor wir die Oberhütte erreichen, ziehen Wolken auf. Der leicht süßliche Geruch von Regen liegt in der Luft. Bedrohlich graue Wolkentürme bauen sich über den Bergen auf und wir überlegen, ob wir auf der Oberhütte eine Pause einlegen sollen oder ob wir die Tragepassage nach Obertauern wagen.
Bange Minuten. Zur Seekarscharte muss das Mountainbike getragen und geschoben werden. Schaffen wir es vor dem Gewitter?Wir entscheiden uns dazu, nicht abzuwarten. Zu groß ist die Angst, dass sich das Gewitter hier länger festsetzten könnte. Also machen wir uns auf die 2 km lange Tragepassage nach Obertauern.
Wir sind jetzt genau an der Wetterschneide. Bei uns tröpfelt es nur leicht, doch in Obertauern sieht der Himmel bereits gefährlich düster aus. Nur kurz können wir die wunderschöne Aussicht auf den Obersee bis in den Lungau genießen. Dort ist der Himmel sogar noch hell und es scheint die Sonne. Verrückt das Wetter am Tauern!
Zügig schieben wir unsere Räder durch die Almlandschaft. Herumliegende Steine und kleinere Stufen machen ein Fahren hier unmöglich. Immer wieder müssen wir unsere Mountainbikes schultern..
Das Gewitter zieht derweil bedrohlich näher und die Abstände zwischen den Donnergeräuschen werden stetig kürzer.
Tragepassage vom Obersee nach Obertauern: Hier ist jeder Meter hart erkämpft. Und sputen müssen wir uns, wollen wir nicht ins Gewitter kommen!Im Gewitter gefangen
Kurz vor der Seekarscharte wird der Regen stärker. Wir wissen nur ungefähr, wie weit es noch bis nach Obertauern ist. Unsere Schritte werden schneller. Zu groß ist die Angst vor dem Gewitter.
Allerdings bewegen wir uns genau auf das Gewitter zu. Als wir den höchsten Punkt erreichen, ergießt sich der Himmel über uns. In der Ferne sehen wir die ersten Blitze aufleuchten. Panik bricht in mir aus. So schnell wie möglich bahnen wir uns den Weg durch die Berglandschaft. Durch den Schleier aus Regen und Wolken wirkt die Landschaft abweisend und bedrohlich.
Die Blitze kommen immer näher. Endlich sehen wir das Skigebiet von Obertauern. Jetzt fehlen uns nur noch wenige Meter. Ein letzter kurzer Downhill und wir stehen vor einer Bergstation, in die wir uns retten. Hier sind wir fürs Erste in Sicherheit.
Wir sind klitschnass und die Lust weiter zu radeln, sinkt mit jeder Minute. Regenklamotten haben wir natürlich in unserem naiven Leichtsinn daheim gelassen.
Klitschnass von Obertauern zurück nach Altenmarkt
Nach einer dreiviertel Stunde zieht das Gewitter davon. Über Flachau leuchtet der Himmel bereits wieder hell herüber. Wir fahren die letzten Kilometer über eine Forststraße hinunter in den Wintersportort. Von hier aus geht es bis nach Altenmarkt größtenteils nur noch bergab. Nur wenige, kleine Anstiege sind zu bezwingen.
Unser nächster Stopp ist der Johannesfall. Wir haben jetzt die vorletzte Stempelstelle erreicht. Unfassbar, dass wir nur noch einen Checkpoint vom Finish entfernt sind!
Am Johannesfall. Nicht sicher, wer hier nasser ist.So richtig können wir den Johannesfall und den schönen Downhill von dort nach Altenmarkt aber nicht auskosten. Die nasse Kleidung ist unangenehm, der Dreck spritzt mir bis ins Gesicht und mir ist kalt.
Als wir wenige Kilometer später auf dem Tauernradweg sind, trocknet unsere Funktionskleidung im Fahrtwind. Auf der leicht abfallenden Straße machen wir schnell Meter und die Beine können sich etwas erholen.
Unglaublich: Der Stoneman Taurista ist geschafft!
Mittlerweile ist es halb acht Uhr abends und wir wollen nur noch zurück. Wir machen uns an den letzten Anstieg zum Sattelbauer. Meine Suunto zeigt mir an, dass nur noch 400 hm zu bewältigen sind.
Die Beine sind überraschend locker, die Kleidung fast trocken, aber trotzdem möchten wir nur noch heim. Wir träumen von einer warmen Dusche, trockenen Kleidern und etwas zu Essen.
Deshalb liefern wir uns auf den letzten Höhenmetern einen wahren Wettkampf. Max hat einen Gang rauf geschalten und tritt kraftvoll den Berg hinauf. Ich versuche an ihm dran zu bleiben. Mein Puls geht nach oben und ich muss ganz schön schnaufen.
Aber der Weg zum Sattelbauer zieht sich. Immer wenn wir glauben, wir hätten es geschafft, taucht eine weitere Kehre auf.
Irgendwann kommt die Erlösung: über eine kurze Abfahrt gelangen wir zum Sattelbauer. Wir können es kaum fassen, wir sind tatsächlich heute 4.500 hm und fast 123 km gefahren. So weit wie noch nie zuvor mit dem Mountainbike. Unglaublich!
Belohnt werden wir noch mal mit einer schönen Abfahrt zurück nach Flachau. Um 20:41 Uhr erreichen wir vollkommen kaputt, aber überglücklich unser Auto. Beim nächsten Mal wollen wir die Tour an zwei Tagen fahren. Dann bleibt uns mehr Zeit, zwischendurch zu entspannen und Rast bei einer der vielen Almen einzulegen.
Fazit: Der Stoneman Taurista an einem Tag ist möglich, aber für mich war es schon eine echte Herausforderung.
Tourdaten Stoneman Taurista Flachau
- Anstieg: 4.500 Höhenmter
- Abstieg: 4.500 Höhenmeter
- Länge: 123 Kilometer
- Ausgangspunkt: Flachau im Salzburger Land
Hinweis: Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit dem Flachau Tourismus. Danke für die tolle Gelegenheit mich auf diese Challenge zu wagen!