Ich hatte einem Freund „Wuthering Heights“, auf Deutsch Sturmhöhen, von Emily Bronte ausgeliehen. In der kleinen Pause wurde mir mein Hab und Gut wieder zurückgegeben und zufällig sah es unsere junge Referendarin im Fach Deutsch. Sie schaute sich das Buch an und fragte mich ungläubig, ob ich das lesen wolle. Sie dachte, ich leihe mir dieses Buch aus, doch wurde dieses Missverständnis vom Freund aufgeklärt. Voller Stolz fügte ich dennoch, mehr als Trotzreaktion, hinzu, dass ich auch alle Bücher von Jane Austen zu Hause habe. Da konnte sich unsere Referendarin vor Lachen nicht mehr halten. Sie lachte mich aus. Das hatte ich schon bemerkt. „Langweilig, Schnulzen“, hörte ich Sprachfetzen aus ihrem Lachen, nicht ganz vorurteilsfrei. Mit einer sehr stolzen Haltung verteidigte ich meine Position und als sie meine Entschlossenheit sah, konnte ich sie umstimmen und sie dazu animieren sich auch mal die Bronte Schwestern und Jane Austen zu Gemüte zu führen. „Pride and Prejudice (Stolz und Vorurteil)“ von Jane Austen, ein herrliches Buch, kann ich nur jedem empfehlen. Wer wirklich einen Roman lesen will, dem kann ich getrost Jane Austen vorschlagen.
Ich gebe zu, diese Bücher waren wohl die langweiligsten und aktionslosesten Bücher, die ich je gelesen habe, dennoch war jede Seite eine Wonne. Ihr müsst wissen, dass der moderne Leser nicht so sehr auf Präzision der Sprache in den Romanen achtet. Moderne Schriftsteller tischen uns unechte, unreale Figuren, als solche auf. Wenn man diese Figuren analysiert, hat man nicht das Gefühl, dass dies wahre, wirklich menschliche Charaktere sein könnten. Diese Schwäche wird mit viel Aktion und Mystery versucht zu vertuschen. Präzision, Schönheit und Anmut in der Sprache sind kaum anzufinden. Erst letztens habe ich eine Kolumne von einer jungen Schriftstellerin gelesen und mich gewundert, wie sie überhaupt ein Buch geschrieben hat. So ein schlechtes und dazu hässliches Deutsch hatte ich, meine eigenen Texte ausgeschlossen, lange nicht mehr gelesen. Jane Austen hat es nicht nötig, viel Bewegung in ihre Geschichten einfließen zu lassen. Diese Frau war eine wunderbare Schriftstellerin, die schöne und literarisch hochwertige Romane geschrieben hat. Ihre Charaktere sind echt, real, anfassbar. Sie analysiert die Gesellschaft sehr gut und ihre Bewertungen sind Gold wert.
Nur eine kleine Stelle von „Sense and Sensibility (Verstand und Gefühl)“ sei hier genannt: „Jede verwerfliche Neigung hatte ihn auf Abwege geführt, denen die Strafe auf dem Fuß gefolgt war.“ Als Anfangslektüre von Jane Austen kann ich jedoch nur „Pride and Prejudice“ empfehlen. Dies ist ihr wichtigstes und meiner Meinung nach bestes Werk. Die Verfilmung ist auch ganz interessant. Es lohnt sich also auch, nachdem man den Roman gelesen hat, den Film zu gucken. Der Film folgt seinem Namensgeber und wurde nicht versucht, vergeblich zu modernisieren, was dem muslimischen Zuschauer natürlich sehr zu Gute kommt. Ich hoffe, ihr könnt die Motivation aufbringen, eure Vorurteile abzulegen und stolz, mit erhobenem Haupt dieses Buch zu kaufen und dieses herrliche Werk zu lesen. Ihr werdet es nicht bereuen… BiIzniAllah.