Steven Spielberg, 2008: „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“

Ein vierter Eintrag in die wunderbaren Welten des Archäologie-Professors Dr. Henry Jones Jr., der viele Jahre nach seinem letzten Leinwandabenteuer auf einmal gegen Sowjets, Aliens und Erdmännchen bestehen muss. Natürlich ist da ein gewisses Hochgefühl, wenn wir die leisen Klänge von John Williams’ Indiana Jones-Theme wieder zu hören bekommen, wenn sich eine Silhouette zeigt, die wir an einer Peitsche und dem markanten Fedora sofort erkennen. Aber je mehr wir in Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels eintauchen, desto weniger fühlt es sich wirklich wie eines dieser Filmabenteuer an, dass uns Spielberg in den 1980er Jahren geschenkt hat.

Das Königreich des Kristallschädels spielt nun in 1957, wo es Indy (Harrison Ford) mit Sowjets statt mit Nazis oder teuflische Götter anbetenden Dschungelstämmen zu tun bekommt. Vor allem hat es Irina Spalko (Cate Blanchett) auf den Archäologen abgesehen, da sie um seinen Erfahrungsschatz Bescheid weiß und er für sie den sagenumwobenen Kristallschädel finden soll. Dieser hat laut Gerüchten telepathische Kräfte, die sich die Sowjet-Soldatin zu Nutze machen möchte.

Während Harrison Ford nur noch eine halbherzige Indiana Jones-Performance hinlegt, bei der er dank eines furchtbaren Drehbuchs zu einer Karikatur seiner selbst verkommt, bringt zumindest Darstellerin Karen Allen dieses alte Indy-Gefühl zurück, wenn sie nach Jäger des verlorenen Schatzes hier als Marion Ravenwood zurückkehrt – und leider Shia LaBeouf als Indys Sohn Mutt Williams mitbringt. Eine Fackel, die am Ende dieses Abenteuers zum Glück nicht weitergereicht wird.

Steven Spielberg, 2008: „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“

Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels

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Mutt Williams (Shia LaBeouf, links) ist der Sohn von Indiana Jones (Harrison Ford, mitte) und Marion Ravenwood (Karen Allen, rechts)

Vielleicht hat ein gewisses Maß an over-the-top-acting in den 80er Jahren noch funktioniert oder es ist der Blick durch die romantische Regenbogenbrille, der die früheren Filme in einem besseren Licht erscheinen lässt. Hier aber müssen vor allem die sonst immer gut wegkommende Cate Blanchett und der zum Grease-Boy gezwungene Shia LaBeouf wahre Cartoon-Figuren spielen.

Diese funktionieren vielleicht geradeso, weil die immens hervorstechenden CGI-Effekte und Hintergründe ohnehin für ein äußerst unrealistisch aussehendes Bild sorgen, indem die eine oder andere Cartoon-Figur gar nicht wirklich auffällt. Selbst die Sound Effekte wirken manches Mal so schlecht oder überzogen in die Handlung eingespielt, dass man sich geradezu herausgerissen fühlt.

Gleich dreimal lässt Spielberg ein Erdmännchen in der Handlung aufblicken, ohne einen ersichtlichen Grund, außer vielleicht ein niedliches kleines Faible ausleben zu wollen. Es gibt Aliens, Gedankenkontrolle (die es auch schon weitaus weniger lächerlich in Tempel des Todes gab), einen unfassbar grausam aussehenden Schwertkampf zwischen Mutt und Irina Spalko auf zwei durch den Dschungel fahrenden Jeeps, als auch Indys Sohn als Tarzan-Verschnitt, wie er sich gemeinsam mit einer Horde von Affen an Lianen durch die Baumwipfel schwingt. Hinzu tödliche Ameisen und eine Autofahrt, die auf einem Baum an einer Klippe endet, wo sich das Geäst langsam nach unten beugt um das Gefährt in einem Fluß abzusetzen. Ganz gleich auf welchen Moment des Films man blickt, es schwingt immer dieses Cartoon-Gefühl mit, niemals das Indiana Jones-Abenteuerfeeling.

Steven Spielberg, 2008: „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“

Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels

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Cate Blanchett als Sowjet-Soldatin Irina Spalko

Während Indiana Jones hier zu einem Universitätsprofessor verkommt, der nicht einmal auf Anhieb ein Testgelände für Nuklearwaffen erkennt und stattdessen mit Plastikfiguren versucht zu sprechen, hat Spielberg mit diesem vierten Eintrag in die Indy-Reihe einen puren Fan-Film geschaffen, in dem wir auch noch einmal die Bundeslade (aus Jäger des verlorenen Schatzes) erblicken können. Natürlich muss auch unbedingt ein Foto von Sean Connerys Henry Jones Sr. ins Bild gedrängt werden und Marcus Brody (Darsteller Denholm Elliot ist 1992 verstorben) hat eine Stein-Statue an seiner Universität bekommen. Hauptsache jede Kleinigkeit des Indy-versums kommt noch einmal zur Sprache, ohne jede Relevanz für die Handlung.

Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels wirkt vielmehr wie ein Videospiel, in dem austauschbare Figuren lediglich von A nach B geschickt werden, wo sie je eine Aufgabe erfüllen müssen, bevor sie die Reise an einen weiteren Ort C führt. So werden Indy und eine Handvoll Begleiter durch ein Abenteuer geschickt, dass sich allenfalls durch markante Symbole wie den Fedora und die Peitsche, oder aber durch die musikalischen Klänge von John Williams wie ein Indiana Jones-Film anfühlt, mehr aber nicht zu bieten hat, um uns erneut das Indy-Feeling spüren zu lassen.


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