Er spricht von seiner lebenslangen Zuneigung zum Schriftsteller Wolfgang Koeppen. Das im Grunde unspektakuläre Zusammentreffen mit dem 1996 verstorbenen deutschen Autor in München bezeichnet Schuh im „Krückenkaktus“ als „Sternstunde“ seines Lebens.
„Es waren simpel diese einfachen Augenblicke, wo man mit einem Mann zusammensitzt, der schweigt, der einem im Vornherein etwas bedeutet, der wenig spricht und dessen Freundlichkeit sehr skeptisch war. Und ich habe durch dieses Verhalten – was für ein Glück eigentlich!- einiges von der Widersprüchlichkeit des Lebens plötzlich verstanden“
Im Gespräch mit Wolfgang Koeppen musste Franz Schuh sich zunächst einmal von einer Illusion – über die Liebe – verabschieden: „Das erste Buch, das ich von ihm gelesen habe, war ‘Eine unglückliche Liebe’; da ist eine Wahrhaftigkeit über die Liebe drin oder eine Lüge, die die Wahrhaftigkeit über die Liebe betrifft. Ich hab ihn gefragt: ‘Ich habe als Philosoph gelernt, dass man Liebe nur als erwiderte Liebe als richtige Liebe definieren kann, eine nicht erwiderte ist nur die Hälfte, weniger als das Ganze. Aber als ich Ihr Buch gelesen habe, habe ich gelernt: Auch eine unglückliche Liebe ist eine Liebe!’ Doch Koeppen hat mir erklärt: ‘Als alter Mann schreibt man so etwas, wenn die Liebe nicht erwidert wird, das ist die Kompensation der realen Enttäuschung’.“ / ORF