Sterben – manchmal ein beschwerlicher Weg

Unsere Familie beschäftigt seit ein paar Wochen nur ein Thema: Opa liegt im Sterben. Nun ja, mit Ende Achtzig ist das Etwas, was man nicht möchte, aber das ist etwas, was man nicht ändern kann und der Gedanke daran ist schon in unseren Köpfen. Doch was sich dort gerade um ihn und seine letzten Tage so abspielt, macht mich einfach nur unheimlich wütend.

Doch mal ab Anfang…

Opa wurde Ende April in Dresden am Magen operiert, da man einen Krebs feststellte. Schon ungewöhnlich in dem Alter die OP noch durchzuführen, doch aufgrund seiner sehr guten Konstitution gab der Doktor sein “Ok.” dazu. Opa überstand alles gut und es ging ihm danach auch wieder richtig gut (im Vergleich zu den Wochen vorher). Und selbst mit den Einschränkungen, die die Operation mit sich brachte, lernte er gut umzugehen.

Nun kam meine Oma diese Woche mit einem Oberschenkelbruch ins Krankenhaus um die Ecke und Opa war sie noch besuchen. Alles schien ganz normal.

Doch abends plötzlich war er nur noch schlapp, müde und mit dem Essen wollte das auch nicht mehr so recht klappen. Die Hausärztin ließ das alles etwas schleifen, kam zwar immer mal, aber so richtig wichtig hat sie die Sache nicht genommen (so jedenfalls unser Eindruck). Und dann fiel er in einen Zustand, aus dem er auch nicht mehr heraus kam: seine Umgebung nahm er nur noch ab und an war und er hatte starke Schmerzen. Er fiel ein paar Mal aus seinem Bett und bat schließlich selbst darum, dass ein Arzt kommen möge. Dieser nahm ihn dann mit ins Krankenhaus.

Am nächsten Tag hat der Doktor dann wohl so etwas wie “Na, sie wissen ja, wie es um sie bestellt ist.” zu ihm gesagt. Ne… das hatte man in Dresden wohl “vergessen”. In den Akten stand bereits, dass ihm nur noch wenig Zeit blieb. Bis zu diesem Zeitpunkt hat er es sicher geahnt, ausgesprochen hatte es aber ihm gegenüber noch niemand.

Glück: er kam in das gleiche Krankenhaus, in dem auch meine Oma (fast direkt eine Etage unter ihm lag). Das war auch gut so, denn so konnte sie in einem Rollstuhl sitzend, ihn besuchen gefahren werden.

Wir waren am Mittwoch spontan mit meiner Schwester zu einem Besuch aufgebrochen. Auch, wenn er geschlafen hat, war es ein Abschied nehmen. Das war uns klar, als wir ihn sahen. Nun sei noch dazu gesagt, dass es fast 2 Stunden Fahrtzeit bis zum Krankenhaus sind. Daher ist ein “Ich fahr mal kurz vorbei.” von uns nicht möglich.

Im Anschluß waren wir natürlich auch noch bei meiner Oma auf einen kurzen Besuch (sie hat uns nach kurzer Zeit wieder raus geschmissen, da alles zu anstrengend). Die OP ist gut verlaufen und sie soll demnächst zur Reha. Oma hat da aber andere Pläne, wie sie unter Tränen sagte: “Ich kann doch nicht zur Reha. Jetzt wo Vati nur noch wenige Tage zu leben hat und nochmal nach Hause soll.”… Ja – da man im Krankenhaus nichts für ihn tun konnte, sollte er daheim ein entsprechendes Bett hingestellt bekommen und die letzten Tage dort liegen. Als ich das hörte, wäre mir beinahe der Kragen geplatzt. Aber wie ändern? 67 Jahre waren die beiden verheiratet – klar wollte sie auch die letzten Stunden bei ihm sein.

In der nächsten Nacht verstarb Opa im Krankenhaus.

Nun ja – sein letzter Weg war beschwerlich, aber immer noch relativ kurz (im Vergleich zu Anderen, die sich über Jahre quälen). Nur, dass sie ihn noch einmal heim schicken wollten, finde ich nicht so toll (weil Oma ja auch im Krankenhaus ist). Gibt es da keinerlei Sonder-Sonder-Regelungen? Aber er hat ihnen ja nun einen Strich durch die Rechnung gemacht und seinen eigenen Weg gewählt.

Wie unsere Oma dass nun alles durchsteht? Können wir nur abwarten. Schwer einzuschätzen. Auf jeden Fall kann sie ihre Reha machen, da die Beerdigung bis zu 6 Wochen hinaus gezögert werden kann…


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