Wenn es dem alten Esel zu wohl wird, dann geht er aufs Eis – oder eben zum Steelman 2017!
Rückblende: Marathon 2017 in Hannover – auf dem Stand von Artiva gab es viele tolle Laufshirts, unter Anderem auch diejenigen vom Steelman 2016. Chic sahen sie aus, doch kann man sich einfach so ein Shirt kaufen und anziehen, wenn man garnicht mitgemacht hat? Eigentlich nicht.
Aber was ist das eigentlich: Steelman? Nun, Näheres fand ich auf der Seite: https://www.steelman-hannover.de/home/
Also so eine Art Geländelauf mit künstlichen Hindernissen, an denen bei 2 verschiedenen Längen (9km und 18km) so etwa 1.500 Menschen teilnehmen. Und dies Alles am 03.12… aber jetzt war es ja Frühling/Sommer, es war warm, und auf den Videos der vergangenen Jahre war es immer hübsch grün und sonnig. Und so machte ich mir nicht so grosse Gedanken, dass ich die „lächerlichen“ 9km mit den paar Hindernissen schon schaffen würde. Also anmelden, T-Shirt ordern und los.
Der Sommer und der Herbst gingen ins Land, und langsam nahte der Winter zusammen mit dem Steelman 2017 – nur so richtig ernst nahm ich diesen Wettkampf immer noch nicht, das Lauftraining blieb gleich, das Körpergewicht stieg an… keine besonders guten Voraussetzungen.
Kurz vor dem Termin meldete sich noch ein Bekannter Jürgen Pflanzer, auch er wollte beim Steelman 2017 antreten und so beschlossen wir, zusammen zu laufen. Und so richtig ernst nahm ich es immer noch nicht.
Doch dann meldete mein Wetterprogramm die ersten Aussichten für den 03.12.: Null Grad, Schneefall – also nichts mit Sommer, Sonne, Spass und grünen Auen! Und tatsächlich, gestern waren es dann 5-10cm Schnee und Schneematsch sowie Temperaturen um den Gefrierpunkt.
Noch in der Nacht war ich aufgewacht und hatte mir überlegt, dass ich mir die Hindernisse vielleicht doch einmal vorher anschauen sollte. Und die Internetseite lieferte erste Hinweise und Eindrücke, die auf mehr Schlamm, mehr kaltes Wasser und mehr Anstrengung hindeuteten, als ich mir ausgemalt hatte.
Morgens dann der schon ankündigte Schnee samt Schneetreiben bei der Anfahrt zur Pferderennbahn in Langenhagen auf der Autobahn. Vor Ort viele Menschen und sehr schnell jede Menge Dreck und Matsch auf der Bahn durch die vielen Füsse.
Jürgen und ich reihten uns in der zweiten Hälfte des Feldes ein, und da beim Start Gruppen von jeweils rund 100 Personen auf die Strecke gelassen wurden, dauerte es eine halbe Stunde, bis wir endlich loslaufen konnten.
Zunächst ging es durch die Pferdestarteinrichtung auf die Rennbahn selbst, dann in einen Geländeteil, der noch recht harmlos, allerdings schon recht rutschig und zertreten war. Hier zeigte sich der Segen der Trailschuhe, die ich mir vorsichtshalber gekauft hatte und die auch Jürgen trug: wir beiden kamen auf der Strecke sehr gut zurecht, während die überwiegende Zahl unserer Mitläufer sich schon hier mit ihren „normalen“ Laufschuhen sehr schwer taten. An diesem Punkt war die Vorbereitung okay.
Ähnlich auch bzgl. der Kleidung: schon beim ersten Hindernis nach etwa 1km bewährten sich die kurze Hosen, denn es ging durch ein 80cm tiefes Schlammloch, ziemlich genau beschrieben durch seinen Namen: Muddy Hole. Danach waren die Füsse erst mal durch, allerdings klebten mir keine nassen Klamotten an den Beinen – und es sollte ja nicht der letzte Kontakt mit eiskaltem Wasser und stinkendem Schlamm sein an diesem Tag.
Das nächste Hindernis waren Kabeltrommeln, die man überklettern musste – jetzt eher ein Problem für die kleineren unter den Startern, ich wurde inzwischen wieder warm und eigentlich machte das Laufen inzwischen sogar Spass. Auch die weiteren Hindernisse hatten mehr mit Klettern und Hangeln zu tun, was trotz der Kälte recht gut zu bewältigen war. Selbst der Rubber Circus, bei dem man Autoreifen schleppen musste, war gut machbar, leider schätzte ich eine der Hürden kleiner ein als sie tatsächlich war… naja, bei der Kälte wurden die kurzfristig schmerzenden Weichteile relativ schnell wieder eisgekühlt, dies verhinderte langandauernde Schmerzen und blaue Flecke an originellen Stellen!
Durch die vielen Hindernisse zog sich allerdings die Laufstrecke selbst, irgendwie hatte ich das Gefühl, schon deutlich mehr Kilometer in den Beinen zu haben, als wir bei 5,5km die Verpflegungsstelle erreichten. Der warme Tee tat schon sehr gut… doch wenn ich gewusst hätte, dass es danach erst richtig nass und eklig werden würde, hätte ich vielleicht den direkten Weg zum Ziel angetreten.
Aber zunächst ging es einen Hügel hoch – ich hasse Berglaufen! – und auf einer mit eiskaltem Wasser genässten Plane durch eine riesige Schlammpfütze wieder nach unten; damit war es dann wieder vorbei mit dem bisschen Wärme aus dem Teebecher. Nun führte die Laufstrecke erneut durchs Unterholz, dann ging es über alle möglichen Hürden – bei denen ich doch sehr genau auf die Höhe geachtet habe: die grösseren, die man recht mühsam überklettern musste, waren okay, aber die niedrigen Laufhürden machten mir schon ein bisschen Sorgen aufgrund des Erlebnisses einige Minuten vorher – doch ich bewältigte sie verletzungs- und damit schmerzfrei.
Aber nun wurde es so richtig ungemütlich: erst wartete ein Bach, der einen bis zum Bauch unter Wasser setzte, dann ging es durch mit Wasser gefüllte Schuttcontainer, in denen man unter einer Holzbarriere durchtauchen musste – eine der wirklich übelsten Übungen an diesem Tag, denn danach war ich komplett nass – und dies bei einer Wassertemperatur nahe des Gefrierpunktes. Und dann musste man auch noch im kalten Wasser bei den Herrschaften vom THW unter Armierungsmatten, Paletten und einem LKW durchkriechen. Spätestens da war ich komplett durchnässt, durchgekühlt und mit meine Kraft doch ziemlich am Ende – froh, nun „nur noch“ ins Ziel laufen zu müssen.
Ja, nach 1:24 war ich im Ziel des Steelman 2017 – und darf das Steelman-Shirt jetzt also wirklich tragen – aber ob ich das noch einmal machen muss?
PS: Platz 342 in der Gesamtwertung bei 1107 Teilnehmern und Platz 287 bei 795 Männern finde ich ganz ordentlich.
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