Wir schreiben den 9. September 1937.
Der "Führer" höchstpersönlich legt den Grundstein für das "Deutsche Stadion" in Nürnberg.
Es sollte 400.000 Besucher fassen und die Besucher, sich angesichts der gigantischen Ausmaße, winzig klein und verloren fühlen.
Die Ausmaße waren gigantisch 800 mal 450 Meter sollte die Fläche betragen. Orientiert hat sich der Architekt Albert Speer am Circus Maximus in Rom und am antiken Stadium von Olympia.
Ihr fragt Euch jetzt sicherlich, was hat dies mit dem Stadionberg im Hirschbachtal zu tun?
Die wahnwitzige Gigantonomie eines Bauvorhabens
Schaubild an der Bushaltestelle OberklausenWenn ich so meine Mittagspause am Dutzendteich verbringe und hinüber auf die Kongresshalle blicke, laufen sehr häufig Schüler mit Ihren Lehrern vorbei und diese erklären Ihnen das größte erhaltene Bauwerk der NS-Zeit, die große Straße und das Reichsparteitagsgelände.
Auf den Silbersee geht kaum jemand ein. Neben der großen Straße befindet sich heute der Silbersee, die mit Grundwasser gefüllte Baugrube des "Deutschen Stadions".
Übrigens eines der giftigsten Gewässer in Bayern, da dass Wasser stark schwefelhaltig ist.
Über viele Jahre wurden dort Müll und Kriegsschutt deponiert und der Silbersee forderte bis heute rund 50 Menschenleben.
Damit dieses Bauvorhaben realisiert wurden konnte, brauchte es ein 1:1 Model des "Deutschen Stadions".
Rund 40 km östlich von Nürnberg wurde das damalige Regime fündig. Das Modell des "Deutschen Stadions" wurde im Hirschbachtal bei Oberklausen am Stockbühl errichtet.
Früher war der Stockbühl ein geschundener Berg
Überreste der Tribünen im KiefernwaldDer Hang im Hirschbachtal hat in etwa den gleichen Steigungswinkel den die geplanten Tribünen haben sollten.
Über 400 Arbeiter, zumeist Zwangsarbeiter aus dem Konzentrationslager Flossenbürg, waren 18 Monate lang Tag und Nacht, damit beschäftigt, die Tribüne im Wald zu errichten. Die Bäume wurden gefällt, Fundamente und Stützmauern betoniert.
Insgesamt wurden dort 5 Tribünenränge und darauf hölzerne Tribünenaufbauten errichtet.
Als das Bauwerk fertiggestellt war, besuchten Hitler und sein Architekt Speer die streng geheime Baustelle im Wald. Sie erklommen auf eigens dafür errichteten Treppen die Tribüne und setzten sich auf die obersten Ränge.
Der Reichsarbeitsdienst vollzog rund 80 Meter weiter unten Turnübungen. Die beiden wollten die Sicht- und Akkustikverhältnisse testen. Ihr Test viel positiv aus.
In wie weit Hitler und Speer tatsächlich etwas sahen, wage ich zu bezweifeln.
Ich habe mich auf eine der obersten Fundamente gesetzt und 80 Meter hinunter zur Bushaltestelle geblickt. Die Person, die dort auf den Bus wartete, war winzig klein und kaum zu erkennen.
Bauvorhaben eingestellt - und über Jahre im Wald vergessen.
Salomonssiegel neben Überresten von VerankerungenBei Ausbruch des 2. Weltkrieges wurden die Bauarbeiten auch in Oberklausen eingestellt. Nur die SS-Wachposten blieben und bewachten das Bauwerk.
In den letzten Kriegstagen im April 1945, wurde die Umgebung um die Versuchstribünen schwer umkämpft, da einige Männer der SS den Amerikanern erbitterten Widerstand lieferten.
Das naheliegende Dorf Achtel wurde dadurch fast vollständig zerstört.
Und was geschah mit dem gigantischem Nazibauwerk?
Das ewig währende dritte Reich lag in Trümmern und so musste auch das Bauwerk verschwinden.
Die amerikanische US-Militärregierung ordnete an, die Holzaufbauten abzubrechen. Die Langhölzer der Tribünenaufbauten aus dem Bayerischen Wald, wurden für den Wiederaufbau des zerstörten Dorfes Achtel verwendet.
Über Jahrzehnte hinweg war der Stadionberg vergessen und die Natur holte sich zurück, was ihr einst genommen wurde. Kiefern, Büsche und viele andere Pflanzen überwucherten die Betonsockel im Hang.
Der Stockbühl oder auch umgangssprachlich genannte Stadionberg geriet über Jahrzehnte in Vergessenheit.
Heute ist der Stadionberg ein Ort für geschützte Pflanzen & Tiere
Schwalbenschwanz aus der Familie der RitterfalterAls in den 1980er Jahren ein Student sich auf die Suche nach den Relikten des Bauwerks begab, erhielt er wenig Hilfestellung durch die Anwohner.
Man schwieg den geschundenen Berg einfach tot.
Man wollte nicht das Schicksal erleiden wie andere NS-Gedenkstätten. Im Laufe der Jahre änderte sich die Meinung hierzu und im Jahre 2002 stellte man die Überreste des Bauwerks unter Denkmalschutz.
Der Berg wurde freigeschnitten und viele schützenswerte Pflanzen wachsen und gedeihen dort sehr gut.
Es herrscht durch die Hangneigung und die südliche Ausrichtung des Hanges ein schon fast mediterranes Klima.
Als ich den Stadionberg besuchte und über die Trampelpfade den Hang erklomm, fand ich diesen wunderschönen Schwalbenschwanz.
Echtes Salomonssiegel auf BetonblöckenAn den Hängen wachsen unter anderem das echte Salomonssiegel und auch die eine oder andere Orchideenart wie das Knabenkraut oder der Fliegennragwurz.
Wenn ihr diesen Ort besuchen wollt, dann gebe ich euch den Tipp, setzt euch auf einen der oberen Betonsockel und hört mal auf die Geräusche.
Das Zirpen der Grillen und der Duft von Wacholder vermittelt euch einen Hauch von Süden.
Und so zeigt sich, dass sich ein geschundener Berg, wieder in einen Ort von Naturschönheiten entwickeln kann.
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Jetzt verabschiede ich mich. Bis zum nächsten Ausflugtipp, habe die Ehre euer FrankenLandler.